Zwei Tage ganz im Zeichen von Dichtheitsprüfung und Rohrsanierung

26.07.2011

Der 3. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung fand vom 25. bis zum 26. Mai statt - mit einem Teilnehmerrekord. Dichtheitsprüfung und Sanierungspflicht wurden kontrovers diskutiert.

Die Grundstücksentwässerung ist und bleibt eines der großen Themen im Abwasserbereich. Deutlich mehr Teilnehmer als im Vorjahr kamen deshalb an zwei Tagen im Mai zum 3. Deutschen Tag der Grundstücksentwässerung in Dortmund zusammen. Es gab wieder jede Menge spannender Vorträge, hochkarätige Referenten und eine interessante Fachausstellung. Die GEW-Profis profitierten von der hohen Informationsdichte und nutzten die Gelegenheit zum fachlichen Austausch.
 
Eine abwechslungsreiche Tagung war durch die geladenen Referenten garantiert: Politiker, hohe Verwaltungsbeamte der Länder, Bürgermeister, Wissenschaftler, Mitarbeiter von kommunalen Netzbetreibern und Ingenieurbüros – und alle stellten sich nach ihrem Vortrag den Fragen des Publikums.
 
Was gegen die Dichtheitsprüfung spricht
Besucher wie Referenten waren besonders gespannt auf die Auftritte der Vertreter der Bürgerinitiativen. Das IKT als Mitveranstalter des Tags der Grundstücksentwässerung wurde im Vorfeld dafür kritisiert, die Bürgerinitiativen eingeladen zu haben. Als unabhängiges und neutrales Institut war es dem IKT jedoch wichtig, alle Seiten in die Diskussion mit einzubeziehen, und nicht bloß eine Nabelschau der Branche zu veranstalten. Doch hinterher war man sich einig: Die Vorträge haben die Diskussion belebt. Das Thema Grundstücksentwässerung ist komplex, und es hat sich gezeigt, dass es sich lohnt, es von möglichst vielen Seiten zu beleuchten.
 
Was die Politik sagt
Aber auch die Fürsprecher der Dichtheitsprüfung kamen natürlich nicht zu kurz. Ministerialdirektor Hans-Josef Düwel vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium (MKULNV) ließ keinen Zweifel: Weder die Dichtheitsprüfung als solche noch die Fristen und Termine werden in Düsseldorf in Frage gestellt. „Aufschub oder gar Aussetzung der Dichtheitsprüfung stehen überhaupt nicht zur Diskussion.“ Dr.-Ing. Viktor Mertsch vom NRW-Umweltministerium stieß ins gleiche Horn und gewährte einen Einblick in den zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten neuen Erlass zur Dichtheitsprüfung, der inzwischen vorliegt. Die Prüfpflicht bleibt, es wurden nur die Schrauben etwas gelockert. Auch aus Hessen und Schleswig-Holstein gab es aktuelle rechtliche Statusberichte.
 
Wie die Kommunen vorgehen
Auf kommunaler Ebene gibt es ganz unterschiedliche Ansätze, mit der Dichtheitsprüfung umzugehen. Die Kommunen Plettenberg und Schwerte (beide NRW) stehen für zwei sehr verschiedene Strategien. Plettenbergs Bürgermeister Klaus Müller erläuterte Hintergrund und Inhalt der Protestresolution seines Stadtrats an die Landesregierung. In Schwerte legt man sich dagegen enorm ins Zeug, um mit der Dichtheitsprüfung im gesamten Gemeindegebiet bis 2015 fertig zu sein – schließlich liegt die Stadt zu 98 Prozent in Wasserschutzgebieten. Deshalb nimmt Bürgermeister Heinrich Böckelühr den Grundwasserschutz besonders ernst. Ein strenges Regiment führt Dipl.-Ing. Manfred Fiedler von den Göttinger Entsorgungsbetrieben. Er akzeptiert als Dichtheitsnachweis nur die Druckprüfung - seiner Meinung nach das einzig richtige Instrument, um ein technisch dichtes Gesamtnetz zu erhalten.
 
Was die Wissenschaft weiß
In seinem viel beachteten Vortrag fasste Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Aachen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu den Auswirkungen undichter Abwasserleitungen auf die Umwelt zusammen.
 
Was in der neuen DIN 1986-30 stehen wird
Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Sondergeld und Dipl.-Ing. Robert Thoma gaben einen Ausblick auf die überarbeitete Fassung der DIN 1986-30, die von der Branche schon erwartet wird. Vielleicht die wichtigste Neuigkeit: Es wird keine Fristen für die Erstprüfung privater Abwasserleitungen mehr geben. Wann mit der Neufassung zu rechnen ist? Vielleicht Anfang nächsten Jahres.
 
Welche Möglichkeiten sich bieten
Mit dem Markt der Möglichkeiten betrat das IKT bei der Programmgestaltung Neuland. Zwölf Kommunen stellten ihre Konzepte zur Bürgerberatung vor, zwei Unternehmen präsentierten ihre Inspektionstechnik. Die Tagungsteilnehmer gingen in geführten Gruppen von Stand zu Stand. Dort bekamen sie zunächst einen kurzen Überblick und hatten anschließend – im kleinen Kreis statt im großen Plenum – Gelegenheit zu gezielten Nachfragen.
 
Das Konzept des Markts der Möglichkeiten wurde von Teilnehmern und Referenten grundsätzlich sehr positiv aufgenommen. Von der geäußerten Detailkritik an der Umsetzung wollen die Veranstalter für zukünftige Veranstaltungen lernen.
 
Was die Praxis bietet
Die große Fachausstellung im Foyer zog wieder viele interessierte Tagungsteilnehmer an, die sich hier intensiv über die neuesten Verfahren, Geräte, Software-Lösungen und Dienstleistungen informieren konnten.
 
Zur Stärkung von Leib und Seele nach dem ersten Veranstaltungstag gab es am Abend ein gemeinsames Barbecue. Bei traumhaft schönem Wetter tauschten sich Teilnehmer und Referenten in geselliger Atmosphäre über Fachliches und Nichtfachliches aus.
 
 
Download der Vorträge
Die Vorträge des 3. Deutschen Tages der Grundstücksentwässerung stehen zum Download bereit: www.ikt.de/3dtg
 

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