Werte erhalten – Zukunft gestalten

17.09.2015

Gütesicherung Kanalbau zwischen technischen Erfordernissen und wirtschaftlichen Möglichkeiten

Zu den großen kommunalen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gehört ganz sicher die Instandhaltung der unterirdischen Infrastruktur: Rohrleitungen für die Fernwärme, die Gasversorgung, die Trink- und Löschwasserbereitstellung sowie für den Regen- und Schmutzwassertransport. Jährlich produzieren private Haushalte, Gewerbebetriebe und die Industrie viele Millionen Kubikmeter Abwasser, die geordnet abgeführt und behandelt werden müssen. Auch das anfallende Regenwasser wird in der Regel über die Kanalisation abgeleitet.

Das öffentliche Kanalnetz umfasst 561.581 km (Stand: 2010) und stellt mit den zugehörigen Kläranlagen, Abwasserpumpwerken und anderen abwassertechnischen Anlagen ein enormes Anlagevermögen dar. Laut einer Untersuchung der TU Dresden (2002) übertreffen die Wiederbeschaffungskosten der Einrichtungen der Abwasserentsorgung (576 Mrd. Euro) den Wiederbeschaffungswert aller Verkehrsanlagen (489 Mrd. Euro) um fast 90 Milliarden Euro! Das alleine macht den hohen Stellenwert deutlich, den die Instandhaltung dieser Vermögenswerte einnehmen müsste.

Erkenntnisse des Statistischen Bundesamtes zeigen folgende Altersstruktur des Kanalnetzes in Deutschland 2010: 14 % des Kanalnetzes waren nicht älter als 10 Jahre, 19 % zwischen 10 und 20 Jahre alt. 11 % waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, 13 % 30 bis 40 Jahre alt. Zwischen 40 und 50 Jahre alt waren 12 %, weitere 13 % waren älter als 50 Jahre. 18 % des Kanalnetzes konnten altersmäßig nicht bestimmt werden.

Laut der DWA-Umfrage aus dem Jahr 2009 zum Zustand der Kanalisation in Deutschland sind rund 20 % des Netzes schadhaft und müssen kurz- bis mittelfristig saniert werden. Diese Zahl macht klar, dass künftige Anstrengungen und Aufwendungen der Netzbetreiber vorausschauend geplant sein müssen, um den bestehenden Sanierungsbedarf signifikant abbauen zu können und somit einen Beitrag zum Erhalt der baulichen Substanz zu leisten. Laut Statistischem Bundesamt kümmern sich darum 6.618 Betreiber unterschiedlichster Größe (Stand: 2010), angefangen bei kleinen Gemeinden und Kommunen bis hin zu Abwasserzweckverbänden und großen Stadtwerken. Können diese der gewaltigen Aufgabe unter den gegebenen Umständen überhaupt gerecht werden?

Der nächste Schritt

Insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten wurden einerseits der Zustand der Infrastruktur umfassend dokumentiert und bewertet und andererseits technische Lösungen entwickelt und verfeinert, um erkannte Schäden zu beheben. Heute existieren für die allermeisten Problemstellungen passende Verfahren und Materialien. Anders gesagt: Es ist grundsätzlich klar, was getan werden müsste und welche Möglichkeiten im konkreten Einzelfall zur Verfügung stehen, um unsere Netze fitzumachen. Gerade weil die finanziellen Mittel aber begrenzt sind, muss jetzt ein nächster Entwicklungsschritt folgen, der sich aus der Zustandserfassung sowie der Entwicklung von Sanierungstechniken und -materialien logisch ableitet: eine langfristig ausgerichtete Netzbewirtschaftung, die zwischen technischen Erfordernissen einerseits und wirtschaftlichen Möglichkeiten andererseits abwägt.

Dass Investitionen in die Kanalinfrastruktur erforderlich sind, ist unstrittig. Doch welcher Mitteleinsatz ist darstellbar und mit Blick auf die Gebühren vermittelbar – und wie lassen sich die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effizient einsetzen?

„Mangelhafte Investition in die Leitungssysteme ist fachlich abwegig, politisch verantwortungslos und eine arglistige Form der Kreditaufnahme zu Lasten unserer Kinder“.

Prof. Joachim Lenz, Gründer und langjähriger Geschäftsführer des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg (IRO).

Gemeinsames Handeln gefragt

Anlagen der Abwasserentsorgung stellen langlebige Wirtschaftsgüter dar, deren Anschaffungs- und Herstellungskosten über die gesamte Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Lange Zeit war das Bewusstsein für den Wert dieses Teils der Infrastruktur nicht sonderlich ausgeprägt, doch hier ist zum Glück ein Wandel zu verzeichnen. Der Themenkomplex „Wertermittlung und Werterhalt von Entwässerungssystemen“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. In der zugehörigen Diskussion um die erforderliche Höhe der einzusetzenden Mittel und die Bedeutung des Investitionszeitpunktes wird allerdings auch deutlich, dass es oft genug noch an Erfahrung und geeigneten Werkzeugen fehlt, um langfristige Szenarien und Visionen für die Bewirtschaftung der Netze zu erarbeiten und abzustimmen.

Allzu häufig empfinden Techniker und Kaufleute die Ziele ihrer jeweiligen Arbeit noch als diametral entgegengesetzt, zumindest aber als schwer vereinbar. Doch lassen sich technisches Sachverständnis und wirtschaftliche Belange überhaupt voneinander trennen? Erfordert die Frage nach dem erforderlichen Aufwand für die langfristige Bewahrung der Netzstruktur nicht gerade gemeinsames Handeln? Und vor allem: Auf welcher Grundlage und mit welchen Werkzeugen wäre eine solche Abstimmung möglich und erfolgversprechend?

Es tut sich was

Mit Blick auf die nachfolgenden Generationen arbeiten Politik, Wirtschaft, Institutionen und Fachverbände an Konzepten für einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit Energie und Rohstoffen ebenso, wie mit vorhandenem Anlagevermögen wie etwa den infrastrukturellen Einrichtungen. Große deutsche Kommunen ziehen nach. Sie verstehen sich als Teil der Gesellschaft und sehen sich in der Verantwortung für ihre Beschäftigten und die Umwelt. Konsequent beschreiten sie den Weg zu einer zukunftsorientierten Nachhaltigkeitsstrategie, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Gesichtspunkte umfasst, und welche Techniker und Kaufleute im Schulterschluss entwickeln.

Konkrete Umsetzungsbeispiele in Bezug auf die Bewirtschaftung von Abwassernetzen – vorgestellt von den Beteiligten – und verfügbare Werkzeuge werden beispielsweise beim Fachkongress „Kanalgipfel“ vorgestellt (www.kanalgipfel.de). Bei der diesjährigen Veranstaltung am 30. September und 1. Oktober auf Schloss Berge in Gelsenkirchen werden Strategien für die detaillierte und konsistente Wertermittlung von Entwässerungssystemen sowie deren Werterhalt im Fokus stehen.

Untereinander abgestimmte Vorgehensweisen, beispielsweise auch in Form von Mehrspartenstrategien, sind vielversprechend – übrigens dürften das nicht nur Fachleute so empfinden, sondern auch die von Sanierungsmaßnahmen betroffenen Anwohner.

Für eine nachhaltige Gestaltung der Abwasserentsorgungssysteme ist komplexes Fachwissen erforderlich, das sowohl wasserwirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt als auch materialtechnische oder auch bautechnische Aspekte. Bereits die Planung ist entscheidend dafür verantwortlich, dass eine Maßnahme bei möglichst geringem Mitteleinsatz den optimalen Nutzen bringt. Darüber hinaus führen Investitionen nur dann zu den gewünschten Resultaten, wenn bei der Umsetzung die notwendige Qualität erreicht wird. Denn schließlich ist der größte Prozentsatz der in der DWA-Umfrage zum Zustand der Kanalisation ermittelten Schadensquote auf Ausführungsfehler zurückzuführen.

Voraussetzung für eine hohe Ausführungsqualität ist die Vergabe von Aufträgen zur Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen an fachlich geeignete Unternehmen. Hier bietet sich den Auftraggebern mit der Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 eine unabhängige Eignungsprüfung von Bietern. Diese weisen mit Erfüllung der Anforderungen der Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 ihre fachtechnische Qualifikation (Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit und vertragliche Zuverlässigkeit) im Sinne § 6 (3) der VOB/A nach. Durch die Vergabe von Aufträgen ausschließlich an geeignete Firmen werden Kommunen bzw. Abwasserbeseitigungsunternehmen ihrer haushaltsrechtlichen Verantwortung gerecht, entsprechend dem Slogan: Qualität fordern – Werte schaffen.

Kontakt

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau

Postfach 1369

53583 Bad Honnef

Deutschland

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