Werner-von-Siemens-Ring für Tunnelpionier
24.12.2015
Der wichtigste deutsche Technikpreis geht an Martin Herrenknecht – Weltmarktführer für Tunnelbohrmaschinen
Martin Herrenknecht baut die größten Bohrgeräte der Erde. Seine Tunnelbohrer sind erste Wahl, wenn es um spektakuläre Projekte geht: Damit wurden unter anderem der Gotthard-Basistunnel, die vierte Röhre des Hamburger Elbtunnels und erst kürzlich ein Tunnel tief unter dem Bosporus gebohrt. Für seine herausragenden Technikentwicklungen ehrt die Stiftung Werner-von-Siemens-Ring Martin Herrenknecht mit dem wichtigsten deutschen Technikpreis, dem Werner-von-Siemens-Ring.
1975 fängt der heutige Mittelständler Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht ganz klein an: Er macht sich mit einem Ingenieurbüro selbstständig und entwickelt die ersten Maschinentypen MH 1 bis 3 für den mechanisierten Rohrvortrieb. Im Dezember 1977 gründet er die Herrenknecht GmbH. Schritt für Schritt werden Verfahren und maschinelle Tunnelvortriebstechnik neu- und weiterentwickelt. Heute ist Herrenknecht weltweiter Technologie- und Marktführer und liefert modernste Tunnelbohranlagen für alle Baugründe und in allen Durchmessern – von 0,10 m bis 19 m.
Beim Jahrhundertprojekt Gotthard-Basistunnel bohrten und sicherten vier Herrenknecht-Tunnelbohrmaschinen mehr als 85 km neue Röhre. Der Durchbruch dieses zweimal 57 km langen Tunnels schaffte es im Jahr 2010 sogar auf die Titelseite der New York Times. Im August 2015 wurde mit dem erfolgreichen Durchbruch des Eurasia-Straßentunnels in Istanbul ein weiterer historischer Meilenstein erreicht. Noch nie zuvor ist ein so großer, leistungsfähiger Tunnel unter derart extremen Bedingungen unter Wasser gebaut worden: Am tiefsten Punkt bei 106 m unter dem Bosporus musste der Tunnelbohrer mit 13,66 m Durchmesser einem Druck von bis zu 11 Bar sicher standhalten. Die Geologie entlang der 3,34 km langen Trasse war außergewöhnlich komplex und durchmischt.
„Seine große Innovationskraft und sein enormer Erfolg als Ingenieur waren die Gründe, die uns bewogen haben, den Werner-von-Siemens-Ring an Martin Herrenknecht zu verleihen“, sagt Prof. Dr. Joachim Ullrich, Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring.
Prof. Dr.-Ing. E. h. Manfred Nußbaumer, Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring, betont: „Eine der herausragenden Stärken von Herrenknecht ist, dass er seine Maschinen immer wieder mit großer Erfindungsgabe individuell auf die schwierigsten Baugrundverhältnisse anpasst und damit auch für die vielen Erfolge der vergangenen Jahre gesorgt hat.“
Der Werner-von-Siemens-Ring wird am 13.12.2016 im Rahmen einer Festveranstaltung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an Martin Herrenknecht verliehen.
Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht
Martin Herrenknecht kommt am 24. Juni 1942 in Lahr (Baden-Württemberg) zur Welt. Während sein älterer Bruder den Familienbetrieb, eine Sattlerei in seinem Heimatort Allmannsweier/Schwanau, übernimmt, erhält Martin Herrenknecht mit 21 Jahren das Ingenieur-Diplom in Maschinenbau der Fachhochschule Konstanz. Seine berufliche Laufbahn führt ihn zunächst in die Schweiz, nach Kanada und zurück nach Deutschland. 1971 wird Martin Herrenknecht Leiter des maschinentechnischen Dienstes der Großbaustelle Huttegg beim Bau des 9 km langen Seelisbergtunnels (Schweiz) mit der damals größten Tunnelbohrmaschine weltweit.
Martin Herrenknecht machte sich 1975 zunächst mit einem Ingenieurbüro selbstständig, zwei Jahre später gründete er die Herrenknecht GmbH im naheliegenden Schwanau, wofür ihm seine Mutter ein Startkapital von 25 000 DM auslieh. Im Jahr 1998 wurde die Herrenknecht GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, dessen Vorstandsvorsitzender Martin Herrenknecht seither ist. Die Herrenknecht AG beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter, bildet über 150 junge Menschen aus und erwirtschaftete im Jahr 2014 eine Gesamtleistung von 1174 Mio. Euro. Das Familienunternehmen ist weltweit führend in der maschinellen Vortriebstechnik.
Herrenknecht engagiert sich intensiv für Bildung und Nachwuchsförderung im technisch-wissenschaftlichen Bereich. Er und sein Unternehmen fördern seit vielen Jahren auf verschiedenen Wegen natur- und technikwissenschaftliche Bildungseinrichtungen, Initiativen zur Nachwuchsförderung sowie Programme zur technischen Allgemeinbildung etwa an Hochschulen und Universitäten, am Max-Planck-Gymnasium in Lahr oder mit einer Stiftungsprofessur am Karlsruher Institut für Technologie KIT.
Martin Herrenknecht hat bereits zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter 1998 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Braunschweig, 2007 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie 2013 den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Lebenswerk.
Stiftung Werner-von-Siemens-Ring
Die Auszeichnung von Lebensleistungen in Technik und Naturwissenschaften und damit verbundene Nachwuchsförderung sind erklärte Ziele der Stiftung.
Der Werner-von-Siemens-Ring und die mit dem Ring ausgezeichneten Persönlichkeiten sind seit fast 100 Jahren wichtige Orientierungspunkte und Motivation immer neuer Generationen von Forscherinnen und Forschern in den Technik- und Naturwissenschaften.
Dafür engagieren sich im Stiftungsrat neben den Ringträgern die Präsidenten und Vorsitzenden der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und des Deutschen Verbands Technisch-Wissenschaftlicher Vereine.
Schirmherr der Stiftung ist der Bundespräsident.
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