Weltneuheit im Klärwerk Schwelm: Schlammentwässerung mit Presse aus der Saftindustrie

10.04.2008

Wupperverband nimmt neue Anlage in Betrieb

Der Wupperverband hat heute im Klärwerk Schwelm eine neue Anlage zur Entwässerung von Klärschlamm offiziell in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um eine Hydraulikpresse wie sie bei der Herstellung von Frucht- und Gemüsesäften bereits seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Im Klärwerk Schwelm wird eine solche Presse weltweit erstmals im vollautomatischen Betrieb zur Klärschlammentwässerung genutzt.

Die Schweizer Firma Bucher, die das Hydraulikpresssystem entwickelt hat, der Wupperverband und seine Tochtergesellschaft WiW haben das in der Saftherstellung seit den 1960er Jahren etablierte System gemeinsam für die Schlammentwässerung weiterentwickelt und zur Marktreife gebracht. Hinter dem gemeinsamen Projekt stand die Idee, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern zur Optimierung des Entwässerungsprozesses auch Ideen und Technologien aus anderen Industriebereichen aufzugreifen.

Nach ersten Kontakten der beteiligten Partner in 2001 wurde der Einsatz der Hydraulikpresse im Klärwerk Schwelm in 2003 zunächst mit einer mobilen Pilotanlage getestet, ab 2005 dann mit einer technischen Presse. Da Früchte und Klärschlamm sehr unterschiedliche Materialien sind, wurde die Technik im Laufe des Testbetriebs angepasst. So wurden z. B. das Filtergewebe in der Filterkammer sowie das Dichtungssystem speziell auf die Anforderungen zur Entwässerung von Klärschlamm zugeschnitten. In 2006 wurde diese Maschine nach den guten Erfahrungen im Testbetrieb dauerhaft installiert und wird nun anstelle der alten Entwässerungszentrifuge betrieben. Der letzte Schritt war der Umbau der Entwässerungsanlage für den voll automatisierten Dauerbetrieb, der jetzt abgeschlossen ist.

Der im Klärwerk Schwelm anfallende Schlamm, der mit mehr als 95 % aus Wasser besteht, wird in der zentralen Verbrennungsanlage des Wupperverbandes in Wuppertal-Buchenhofen thermisch entsorgt. Um die Transport- und Verbrennungskosten möglichst gering zu halten, muss der Schlamm zunächst entwässert werden. Wie bei der Saftherstellung lautet daher auch im Klärwerk die Devise, möglichst viel Flüssigkeit aus dem Rohsubstrat herauszuholen. Mit der neuen Hydraulikpresse wird im Klärwerk Schwelm mit bis zu 35 % Feststoffgehalt im entwässerten Schlamm ein höherer Entwässerungsgrad erreicht als mit der alten Zentrifuge. Diese erreichte nur Feststoffgehalte von 22 bis 25 %. Der erhöhte Feststoffgehalt ermöglicht es, dass die Container für den Transport zur Schlammverbrennungsanlage nun vollständig gefüllt werden können, während dies aufgrund der nasseren Konsistenz des Schlamms früher nicht möglich war. Dadurch sind heute deutlich weniger Containertransporte erforderlich: die Zahl hat sich von rund 500 auf ca. 300 Containerladungen (Hochrechnung für 2008) deutlich reduziert. Ein weiterer Vorteil ist der reduzierte Personalaufwand, da die Presse vollautomatisch im 24-Stunden-Betrieb bei geringem Wartungsaufwand laufen kann. Die Lebensdauer der Presse liegt bei bis zu 30 Jahren.

Der Wupperverband hat im Klärwerk Schwelm mit der Hydraulikpresse sehr gute Erfahrungen gemacht. Inzwischen wird diese Entwässerungstechnologie auch auf den Klärwerken Radolfzell am Bodensee und Zwillikon (Schweiz) eingesetzt. Die WiW mbH wird die neue Technik zur Schlammentwässerung auch auf der Internationalen Fachmesse für Wasser-Abwasser-Abfall-Recycling (IFAT) vom 5. bis zum 9. Mai 2008 in München vorstellen (Halle B1, Stand 227/328).

Informationen zur Schlammentwässerung mit der Hydraulikpresse finden Sie auch auf der Homepage http://www.wiwmbh.de unter Unsere Leistungen / Bucher HP-System Schlammentwässerung.

Klärwerk Schwelm
Im Klärwerk Schwelm des Wupperverbandes wird das kommunale Abwasser der Stadt Schwelm gereinigt. Die Anlage hat eine Ausbaugröße von 48.000 Einwohnerwerten (Einwohner und Einwohnergleichwerte aus Industrie und Gewerbe). Jährlich werden im Klärwerk rund 4 Mio. Kubikmeter Abwasser gereinigt. Bei der Abwasserreinigung fallen rund 1.800 Kubikmeter Schlamm an, die nach der Schlammbehandlung im Klärwerk zur Verbrennung in die Schlammverbrennungsanlage Buchenhofen des Wupperverbandes transportiert werden.

Wupperverband

Der Wupperverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er wurde 1930 gegründet mit der Zielsetzung, die wasserwirtschaftlichen Aufgaben im 814 km² großen Einzugsgebiet der Wupper über kommunale Grenzen hinweg zu erfüllen. Die gesetzlichen Aufgaben des Verbandes sind Abwasserreinigung mit Klärschlammentsorgung, Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung, Trinkwasserbereitstellung sowie Unterhaltung, Renaturierung und ökologische Entwicklung der Flüsse und Bäche. Zu den Verbandsmitgliedern gehören Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen, Industrie sowie Gewerbe im Wuppergebiet.

Angesichts knapper finanzieller Mittel und steigender Anforderungen, z. B. durch das Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie, gewinnt ein abgestimmtes Flussgebietsmanagement im Wuppergebiet an Bedeutung. In den letzten Jahren hat der Wupperverband sich zunehmend zum Flussgebietsmanager und Dienstleister für seine Mitglieder entwickelt, die Zusammenarbeit mit den Wasserakteuren (z. B. Kommunen, Industrie, Landwirtschaft, Fischerei) intensiviert und sich für den Austausch von Informationen und für die Nutzung von Synergien eingesetzt.

WiW mbH

Die WiW - Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft mbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Wupperverbandes. Sie wurde 1997 gegründet und bringt ihr Wissen und die langjährige wasserwirtschaftliche Kompetenz des Wupperverbandes in die Zusammenarbeit mit Städten, Kommunen und der Industrie zum Nutzen der Kunden und der Ressource Wasser erfolgreich ein.

Tätigkeitsschwerpunkte der WiW mbH sind u.a. Optimierung des Betriebs kommunaler und industrieller Kläranlagen, Entwicklung und Einführung neuer Technologien, Planung und Bemessung optimierter Anlagenkonzepte, Sicherheitsvermessungen an Talsperren und Stauanlagen, Entwicklung von Konzepten für ein integrales Flussgebietsmanagement.

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