Unterirdische Grenze ? perfide gesichert, aber Abwasser floss doch
13.10.2010
Buch zur Ausstellung „Zeugnisse der Spaltung. Kanalisation im geteilten Berlin“
Während die Trinkwasserversorgung Berlins bereits in den 1950er Jahren und damit vor dem Mauerbau getrennt worden war, floss Abwasser stets von West nach Ost und umgekehrt. Das war beiden Seiten nicht recht: Weil jeweils für die Durchleitung und Entsorgung bezahlt werden musste und – das galt nur für die DDR – weil die Kanalisation ein Fluchtweg unter der Grenze war. Bald waren 54 dieser Kanäle, nämlich alle mindestens 30 Zentimeter starken, durch Gitter oder Mauern und zum Teil sogar mehrfach so versperrt, dass sie für Menschen unpassierbar wurden. Besonders perfide waren Gitter aus Stahlrohren, die auf Stahlstäbe gesteckt waren. Weil sich die Rohre auf den Kernen drehten, scheiterte jeder Säge-Versuch.
Während die Kanäle rasch durch Gitter versperrt werden konnten, waren für eine beiderseits geplante Autarkie in der Abwasserentsorgung umfangreiche Investitionen notwendig. Diese wurden aber bis zum Fall der Mauer nur teilweise realisiert. Deshalb gab es beim Abwasser zwischen Ost- und Westberlin eine durch Vernunft bestimmte und über alle politischen Auseinandersetzungen hinweg notwendige Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten.
Mit zahlreichen Details aus Archiven von DDR- und Westberliner Behörden, der Stasi, der Vorläuferunternehmen der heutigen Wasserbetriebe sowie anhand von Zeitzeugen informiert das Buch über bislang unbekannte Fakten und Geschichten.
Jelena Butter, Hans Joachim Hinz „Zeugnisse der Spaltung. Kanalisation im geteilten Berlin“
Herausgeber Museum im Wasserwerk c/o Berliner Wasserbetriebe, 98 Seiten, davon 53 Seiten originale Dokumente im Faksimile sowie 35 Abbildungen, ISBN 978-3-00-032336-2, Preis 8,50 €
Das Buch wird u.a. bei den Berliner Wasserbetrieben, im www.museum-im-wasserwerk.de, über den Verein Berliner Unterwelten und demnächst über Amazon.de vertrieben.
Berliner Wasserbetriebe
Pressestelle
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