Punktlandung unter enormem Zeitdruck

03.07.2013

Offene Bauweise Neubau und Erneuerung

Mit der Erstellung eines rund 430 m langen Doppeldükers bei Rheinkilometer 740,7 hat eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus den Unternehmen Friedrich Vorwerk KG (GmbH & Co.) und Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG die linke Rheinseite an das Düsseldorfer Fernwärmenetz angeschlossen. Trotz teilweise widriger Umstände wie Bombenfunden, schwierigem Baugrund und Hochwasserständen konnten sämtliche Arbeiten zur Zufriedenheit der Stadtwerke Düsseldorf Netz GmbH in nur dreimonatiger Bauzeit durchgeführt werden.

Der neue Düker, der etwa 3 m unter der Rheinsohle verläuft, ist das Herzstück einer insgesamt 965 m langen Fernwärmetrasse, die seit dem Jahreswechsel Fernwärme vom Kraftwerk Lausward in den Stadtteil Heerdt transportiert. Sie ist für eine Leistung von 100 Megawatt ausgelegt.

Seit rund 50 Jahren versorgen die Stadtwerke Düsseldorf die rechtsrheinischen Stadtteile der Landeshauptstadt mit Fernwärme. Nach dem Bau des Dükers können nun auch die Bewohner auf der linken Rheinseite eine Energieversorgung nutzen, bei der Fernwärme in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugt wird. "Vom erdgasbetriebenen Kraftwerk im Düsseldorfer Hafen, in dem die gleichzeitige Produktion von Strom und Wärme stattfindet, wird Fernwärme über Leitungen zu den Verbrauchern geschickt", erklärt ein Sprecher der Stadtwerke Düsseldorf Netz GmbH das Verfahren. Gerade in Zeiten der Energiewende gilt es als kostengünstige und umweltfreundliche Alternative, um in urbanen Versorgungsstrukturen Abwärme aus Kraftwerken und Industrieanlagen zu nutzen. So zählen der verringerte Brennstoffbedarf für die Strom- und Wärmebereitstellung und die damit verbundenen stark reduzierten Schadstoffemissionen zu den Vorteilen der KWK, deren Ausbau durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschleunigt werden soll.

Umfangreiches Paket

In der ersten Juliwoche 2012 begannen die Arbeiten an der neuen Fernwärmeleitung. "Zum Leistungsumfang gehörten neben der Verlegung der 965 m langen Fernwärmetrasse inklusive Düker - hierbei handelt es sich um Stahlmantelrohre im Nennweitenbereich DN 300 mit Mantelrohren DN 500 bis 700 - ihre landseitige Anbindung einschließlich Pressungen und Erdarbeiten", erklärt Bauleiter Dipl.-Ing. (FH) Jens Annuschat, Friedrich Vorwerk KG (GmbH & Co.). Hinzu kam die Verlegung von 507 m Kunststoffverbundmantelrohr in den Nennweiten DN 300 (Produktenrohr) und DN 450 (Mantelrohr). Im Auftragsumfang enthalten waren ebenfalls zwei geschlossene Querungen DN 1400 auf links- und rechtsrheinischer Seite, die mittels Horizontal-Pressbohrverfahren ausgeführt wurden.

Mit Helium geprüft

Die Dükerkonstruktion selbst erhielt zum Schutz gegen Beschädigungen und als Auftriebssicherung zusätzlich eine Betonummantelung. Vor der Verlegung wurde die Dükerrinne mit einem auf einem Lastkahn befindlichen Bagger quer zur Fließrichtung des Rheins etwa 4 m tief ausgehoben. Währenddessen wurden die Dükerrohre auf der rechten Rheinseite zu einem Strang zusammengeschweißt und mit dem Betonmantel versehen. Zeitgleich stellten die Leitungsbauer die spätere Verbindung des Dükers mit dem Kraftwerk her. Ende September - rechtzeitig vor dem Einsetzen des Rheinhochwassers - konnte der fertige Düker dann mittels Seilwinde von der rechten Rheinseite zum linksrheinischen Ufer gezogen und mit den landseitig verlegten Leitungen verbunden werden. Weiterhin erwähnenswert ist der Umstand dass die Stahlmantelrohre der neuen Fernwärmeleitung auf einer Länge von 820 m elektrothermisch vorgespannt wurden. "Hierbei wird das Produktenrohr elektrisch erwärmt und dann über Festpunkte mit dem Mantelrohr verbunden", erklärt Annuschat. "Auf diese Weise werden die auftretenden Längungen aus dem Betrieb mit Fernwärme vermindert und somit die Krafteintragung kontrolliert abgeführt." Außerdem wurde der Düker vor der Ummantelung einem Heliumtest unterzogen. "Auch das war eine besondere Anforderung des Auftraggebers", so Annuschat. "Dabei wird Helium zwischen Mantel und Produktenrohr gepresst und jede Schweißnaht vor dem Ummanteln geprüft."

Starke Partnerschaft

Dass das Projekt trotz teilweise widriger Rahmenbedingungen innerhalb des knapp bemessenen Zeitfensters termingerecht und zur Zufriedenheit des Auftraggebers ausgeführt werden konnte, ist ein gutes Beispiel für die Leistungsfähigkeit und das Know-how mittelständischer Bauunternehmen - hierin sind sich Projektleiter Dipl.-Ing. Holger Neuhaus, Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG, und sein Kollege Jens Annuschat von Vorwerk einig. Unvorhergesehene Ereignisse wie Bombenfunde, das Beseitigen von Findlingen oder die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem Wasserstand des Rheins haben immer wieder dafür gesorgt, dass sich der Adrenalinspiegel der Beteiligten Baupartner zeitweilig stark erhöhte. Doch um praktikable und zielführende Lösungen waren die Verantwortlichen nie verlegen. So verfügen die ARGE-Partner über jahrelange Erfahrungen - Hülskens im Wasserbau und Friedrich Vorwerk im erdverlegten Rohrleitungsbau. Das Leistungsspektrum der Friedrich Vorwerk KG (GmbH & Co.), die seit 1972 Mitglied im Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) ist, umfasst den Bau von Ver- und Entsorgungsnetzen für Gas, Wasser, Abwasser, Fernwärme und alle anderen Medien. Grundlage für die Ausführung auch anspruchsvoller Großprojekte wie der Auftrag der Düsseldorfer Stadtwerke sind qualifizierte Mitarbeiter und ein moderner Geräte- und Maschinenpark, der eine hohe Qualität der Ausführung sicherstellt. Hiervon zeugen auch verschiedene Zertifikate: Friedrich Vorwerk ist unter anderem im Besitz der DVGW GW 301 mit den Gruppen G1 ge,st,pe / W1 ge,st,az,ku,pe,gfk (Rohrleitungsbau), AGFW FW 601 mit der Gruppe FW1: ku-st (Fernwärme) sowie RAL-GZ: 961 Ausführungsgruppe AK1 (Kanalbau).

Bereits im Dezember 2012 konnten die ersten Haushalte über die neue Fernwärmeleitung versorgt werden. In 2013 sollen noch weitere 2000 m Fernwärmeleitungen für den Ausbau des Netzes in den Düsseldorfer Stadteilen Heerdt und Oberkassel verlegt werden.

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