Mega-Cities in der Wasserkrise

29.08.2011

WWF-Studie legt offen: Die Situation in Mexiko-Stadt, Kalkutta oder Buenos Aires ist bedrohlich. Der Wasserverbrauch in Mega-Städten muss reduziert werden.

Urbanen Großregionen und Mega-Städten auf dem gesamten Globus droht eine Zuspitzung der "Wasserkrise". Zu diesem Schluss kommt die aktuelle WWF-Studie "Big Cities. Big Water. Big Challenges", die anlässlich der Internationalen Weltwasserwoche in Stockholm veröffentlicht wurde. Bereits heute sei die Situation in den sogenannten Mega-Cites bedrohlich und in vielen Fällen untragbar. So führe etwa in Mexiko-Stadt die Übernutzung der Grundwasserreserven zu einem stetigen Absinken der Metropole um 5 bis zu 40 Zentimeter im Jahr. Neben der direkten Auswirkung auf den Gebäudebestand steige dadurch das Risiko einer großflächigen Überflutung durch den See in der Stadtmitte. Die Flüsse in Buenos Aires könnten hingegen nur noch als "öffentliche Kloake" bezeichnen werden und die Bevölkerung im indischen Kalkutta hat mit fäkaler Verschmutzung des Abwassers und einer hohen Arsenkonzentration im Grundwasser zu kämpfen. Shanghai wiederum habe eigentlich genügend Süßwasservorkommen, kämpfe aber trotzdem mit Wasserknappheit.
 
"Übertragen auf deutsche Verhältnisse, würde das bedeuten, dass jeder dritte Einwohner Berlins keinen Wasseranschluss hat. Gerade bei extremen Wetterlagen müsste das Trinkwasser über Wochen abgekocht werden. Unternehmen im Großraum Potsdam-Berlin liefen Gefahr in Trockenzeiten immer wieder ihre Produktion einstellen oder herunter fahren zu müssen, weil nicht genügend Wasser in guter Qualität vorhanden wäre. Außerdem wären Spree, Havel und die Seen im Umkreis der Stadt allesamt verschmutzt, mit Müll verstopft oder würden leer gepumpt. An Baden wäre da nicht mehr zu denken", verdeutlicht Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF Deutschland. Wie die Fallstudien von Metropolen mit unterschiedlichen sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen zeige, sei die urbane Wasserversorgung überwiegend durch Wasserknappheit, abnehmende Wasserqualität und Verschmutzung, Übernutzung und daraus resultierender Versalzung des Trinkwassers sowie durch soziale und institutionelle Probleme und Defizite in der Infrastruktur gefährdet.
 
Für die Zukunftsfähigkeit von Metropolen sei ein konstanter Zugang zu sauberem Trinkwasser, angemessenen sanitären Anlagen und Kläranlagen unerlässlich. Nachhaltigkeit gehe weit über technische Lösungen und die Manipulation von Wasserläufen hinaus. "Ökosysteme, die Grund- und Oberflächenwasser liefern, müssen geschützt und wiederhergestellt werden und um den Wasserverbrauch zu reduzieren, ist eine Verbesserung der Leitungsnetze sowie ein effektives und nachhaltiges Abwassermanagement ausschlaggebend", so Geiger. Grüne Infrastruktur und low-impact Entwicklung, wie Regengärten, Wasserauffangsysteme (Regentonnen und Zisternen) oder urbane Landwirtschaft müssten im Rahmen der Stadtplanung viel stärker berücksichtigt werden.
 
Hintergrund
Das rapide Anwachsen der städtischen Bevölkerung und der Stadtflächen ist weiterhin einer der wesentlichen demographischen Trends weltweit. Im Jahr 2050 werden laut Prognosen 70 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten leben. Da die Infrastruktur der Städte nicht mit dem massiven Bevölkerungsanstieg Schritt halten kann, mangelt es vielen Einwohnern an angemessenem Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen.
 
Unter dem Titel "Responding to Global Changes – Water in an Urbanising World" behandelte die Weltwasserwoche in Stockholm vom 21. bis 27. August kritische und aktuelle Fragestellungen. Der WWF nahm mit einem internationalen Team an der Konferenz teil. Die Studie "Big Cities. Big Water. Big Challenges" wurde im Rahmen der Weltwasserwoche 2011 veröffentlicht.
 
 Foto: © Edward Parker / WWF-Canon

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