Märkischer Abwasser- und Wasserverband: Wasser ist unsere Natur

07.10.2016

Ein Gesamtgebiet von insgesamt 708 km² und rund 110.000 Kunden machen den Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverband (MAWV) zum zweitgrößten von insgesamt rund 90 Verbänden, die in der Region Brandenburg für die Bewirtschaftung von Wasser verantwortlich sind.

In der vom MAWV betreuten Region anfallendes Schmutzwasser wird in der Kläranlage der Berliner Wasserbetriebe in Waßmannsdorf gereinigt – die hierfür eingegangene Vereinbarung, nur eine von vielen, steht dabei sinnbildlich für das Bestreben des MAWV, die Nutzung bestehender Infrastruktur sinnvoll zu bündeln.

Die Mittel, die hierdurch freiwerden, lässt der Verband in den Erhalt des Kanalnetzes fließen. Nach Aussage von Verbandsvorsteher Dipl.-Ing. Peter Sczepanski investiert der MAWV pro Jahr zwischen 10 und 12 Millionen Euro. Basis für die Investitionsplanung ist das verbandseigene Abwasserbeseitigungskonzept (ABK), dessen Inhalte im Abstand von jeweils fünf Jahren auf den Prüfstand gehoben und den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Zurzeit steht die Erstellung eines flächendeckenden Schadenskatasters weit oben auf der Agenda.

Im Laufe der kommenden fünf Jahre sollen die erfassten Schäden zum überwiegenden Teil abgearbeitet sein. Bei der Auftragsvergabe setzt der MAWV auf die Qualifikation der Baupartner. Bei deren Auswahl nutzen die Verantwortlichen Instrumente wie die Gütesicherung Kanalbau – und das mit Erfolg: Die Sanierungsergebnisse entsprechen in der Regel den gestellten Anforderungen und erfüllen damit den Anspruch in puncto Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.

Hiervon profitieren auch die Einwohner im Verbandsgebiet: Die Gebühren, aus denen sich die Arbeit des Zweckverbandes finanziert und die unter dem brandenburgischen und dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen, mussten in den vergangenen 22 Jahren nicht erhöht werden.

Herr Sczepanski, wie stellt sich die Verbandsstruktur in Brandenburg dar?

Sczepanski: Der MAWV ist einer der größten Verbände von über 90 Verbänden in Brandenburg, die in der Regel ihre Aufgaben eigenverantwortlich in kommunaler Selbstverwaltung wahrnehmen. Die hohe Anzahl macht deutlich, dass das ganze Gebiet sehr kleinteilig strukturiert ist – eine Entwicklung, die auf die Zeit nach der Wende zurückzuführen ist. Damals haben auch kleine und kleinste Kommunen Aufgaben in der Trinkwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung übernommen.

Sie würden an dieser Struktur gerne etwas ändern?

Sczepanski: In der Tat: Wenn jeder Verband seine eigenen Ziele verfolgt und in Eigenregie seine Aufgaben „rund um die Netze“ erfüllt, kostet das viel Engagement und viel Geld. Gemeinsam könnten wir da mehr erreichen. So betreiben viele Kommunen beispielsweise ihre eigene Kläranlage – das ist unter dem Strich ganz einfach unwirtschaftlich. Der MAWV hat einen anderen Weg eingeschlagen und ist eine Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben eingegangen. So wird das Abwasser aus unserem Verbandsgebiet in der Kläranlage der Berliner Wasserbetriebe in Waßmannsdorf gereinigt. Damit ist eine große Investition weggefallen, was sich im Nachhinein als sehr sinnvoll erwiesen hat. Kooperationen nach diesem Vorbild stelle ich mir auch für die zukünftige Verbändelandschaft in Brandenburg vor. Wie und wo kann man infrastrukturelle Aufgaben sinnvoll zusammenlegen, wo sind Kapazitäten frei auf Kläranlagen, wo kann man Synergien nutzen?

Worin sehen Sie die Vorteile einer engeren Zusammenarbeit?

Sczepanski: Es wäre schon von Vorteil, wenn beim Thema unterirdische Infrastruktur möglichst viele an einem Strang ziehen. Etwa wenn es um Bauarbeiten an den Netzen geht. Es sollten überall die gleichen Bedingungen herrschen. Tiefbau ist heute nicht nur „tief stechen und weit werfen“; es handelt sich hier um teilweise hochkomplizierte Prozesse: Die Materialien sind anspruchsvoller geworden, bei den eingesetzten Geräten handelt es sich in der Regel um Hightech und auch die Verfahren haben sich wesentlich geändert. Wenn wir eine Baugrube ausheben und eine Rohrleitung verlegen, dann muss präzise gearbeitet werden – das Ergebnis der Baumaßnahme soll im Idealfall viele Jahre halten und seine Funktion einwandfrei erfüllen.

Das setzt Fachwissen aller Beteiligten und Qualität in der Ausführung voraus.

Sczepanski: Das ist richtig. Und gerade hier sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden. Während Kanäle, die vor über 100 Jahren gebaut wurden, oft noch in Betrieb sind, sind heute vor allem die Netzabschnitte sanierungsbedürftig, die später nach dem Motto „Hauptsache billig“ gebaut wurden. Aber hier hat mittlerweile ein Umdenken eingesetzt. Wir haben den Auftrag, verantwortungsvoll mit unserer Infrastruktur umzugehen – im Sinne von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Wir sind es den Bürgern, aber auch den nachfolgenden Generationen schuldig, ein funktionstüchtiges Leitungsnetz zu schaffen, zu bewahren und zu hinterlassen. Die 110.000 Kunden in unserem Verbandsgebiet zahlen jeden Monat ihre Gebühren. Sie erwarten, dass wir diese Gelder sorgfältig einsetzen. Dafür haben wir in unserer Region frühzeitig die Weichen gestellt. Etwa indem wir Tiefbaumaßnahmen wirtschaftlich ausschreiben. Wobei wirtschaftlich ausdrücklich nicht im Sinne von billig verstanden werden darf.

Das heißt, bei Ihnen bekommt nicht unbedingt der billigste Anbieter den Zuschlag?

Sczepanski: Das ist richtig. Wir vergewissern uns, ob die von uns in den Ausschreibungsunterlagen genannten Anforderungen vom Bieter erfüllt werden. An dieser Stelle nutzen wir das Instrument Gütesicherung Kanalbau. Unternehmen mit Gütezeichen Kanalbau besitzen für bestimmte Ausführungsbereiche Erfahrungen und Zuverlässigkeit. Den Gütezeicheninhabern wird ihre Qualifikation vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft bestätigt. Grundlage dazu sind Prüfberichte von den vom Güteausschuss beauftragten Prüfingenieuren.

Herr Sczepanski, wann und wo haben Sie persönlich das RAL-Gütezeichen Kanalbau das erste Mal wahrgenommen?

Sczepanski: Die Organisation nehme ich schon seit vielen Jahren war, so unter anderem während meiner Tätigkeit als Oberbauleiter bei den Berliner Wasserbetrieben. Darüber hinaus bin ich seit vielen Jahren im Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) organisiert, habe mich unter anderem im Bereich Regelwerke engagiert, und bin heute Leiter des Projektkreises „Grabenlose Bauweisen“. Bei meiner täglichen Arbeit bin ich mit dem Thema Gütesicherung Kanalbau konfrontiert, nachdem ich Ende 2013 die Position des Verbandsvorstehers beim MAWV übernommen habe. Beim MAWV fordern wir bei Auftragsvergabe für Tiefbaumaßnahmen konsequent Nachweise für die Qualifikation der Bieter. Folgerichtig ist der Verband 2013 auch Mitglied in der Gütegemeinschaft Kanalbau geworden. Als Mitglied der Gruppe 2 bekennen wir uns zu unserer Verantwortung gegenüber dem Kulturgut unterirdische Infrastruktur.

Was ist für Sie das Besondere an der Gütesicherung Kanalbau?

Sczepanski: Die Gütesicherung wird gleichermaßen von Auftraggebern und Auftragnehmern getragen. Vor diesem Hintergrund ist der Güteschutz Kanalbau für mich die einzig bekannte Organisation, in der Auftragnehmer und Auftraggeber gemeinsam versuchen, die Qualität in der Erneuerung und Sanierung von Abwasserkanälen zu verbessern.

Ein qualifizierter Baupartner ist für Sie also ein wichtiger Baustein für den Erfolg eine Baumaßnahme?

Sczepanski: Auf jeden Fall. Je qualifizierter das Personal auf der Baustelle ist, desto besser ist das Ergebnis, und mit dem Bauen legen wir ja quasi das Fundament für eine Rohrleitung, die dicht sein soll und viele Jahre einwandfrei funktionieren soll. Allerdings möchte ich das Thema Qualifikation nicht nur an den ausführenden Unternehmen festmachen. Der Grundstein für eine fachlich einwandfreie Ausführung wird schon in der Planungsphase gelegt. Die Beurteilung des Schadensbildes und die Auswahl des geeigneten Sanierungsverfahrens entscheiden bereits über Erfolg oder Misserfolg.

Die fachgerechte Ausführung und eine vernünftige Bauüberwachung kommen hinzu. Deshalb ist es wichtig, dass alle Baupartner gleichermaßen über das notwendige Know-how und die nötige Qualifikation verfügen. Vor diesem Hintergrund würde ich mir wünschen, dass mehr Ingenieurbüros ihre Qualifikation nachweisen. Zum Beispiel mit einem Gütezeichen im Bereich Ausschreibung und Bauüberwachung (AB). Auch hier sind wir in der Region auf einem guten Weg. Die ersten Ingenieurbüros haben entsprechende Anträge gestellt.

In welcher Hinsicht profitiert der MAWV noch durch die Mitgliedschaft in der Gütegemeinschaft Kanalbau?

Sczepanski: Als Mitglied der Gruppe 2 nutzen wir beispielsweise das umfangreiche Veranstaltungsangebot der Gütegemeinschaft. Unter anderem die Auftraggeber-Fachgespräche zu den Themen offener Kanalbau, Vortrieb, Sanierung, Inspektion, Reinigung oder Dichtheitsprüfung sowie die Erfahrungsaustausche von Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern zur Ausführungsqualität.

Ende des vergangenen Jahres haben beispielsweise der MAWV und seine Betriebsgesellschaft, die Dahme-Nuthe Wasser-, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH Fachkollegen für erdverlegte Gefällerohrleitungen aus regionalen Verbänden, Betriebsführer sowie Mitarbeiter aus Verwaltungen und Ingenieurbüros zu einem Inhouse-Seminar eingeladen, um mit Ihnen über aktuelle Entwicklungen im Regelwerk und der Kanalsanierung sowie über das Thema Gütesicherung zu diskutieren. Und im Mai dieses Jahres haben meine Mitarbeiter an einem Auftraggeber-Fachgespräch zum Thema „Kanalbau in offener Bauweise“ teilgenommen. Veranstaltungen wie diese nutzen wir wegen ihrer Praxisnähe gerne im Rahmen unserer internen Weiterbildung.

Herr Sczepanski, wir bedanken uns für das Gespräch

 

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