Lünen "tickt" anders: Die 3. Lünener Grundstücksentwässerungs-Tage setzen landesweit Maßstäbe

25.08.2011

Bauteile und Werkstoffe

Die gesetzlich vorgeschriebene Dichtheitsprüfung privater Grundstücksentwässerungen ist in NRW der kommunalpolitische "Aufreger" schlechthin. Von den Ardennen bis zur Weser kochen die Emotionen unkontrolliert hoch, sowie in der Kommunalpolitik § 61a des Landeswassergesetzes zum Thema wird. Sachliche Diskussionen sind vielerorts kaum mehr zu führen. Umso bemerkenswerter, dass es nördlich von Dortmund eine Insel relativer Gelassenheit gibt: In Lünen gehört aufgeregtes Getöse nicht zum Stil des Umgangs miteinander, obgleich der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen AöR (SAL) seit Jahren systematisch die Dichtheitsprüfung von privaten Abwassersystemen vorantreibt. Zu den Geheimnissen des Lünener Wegs zur "Dichtheits-zertifizierten Grundstücksentwässerung" gehört eine beispiellos intensive Informationspolitik zur "Jahrhundertaufgabe Grundstücksentwässerung". Wie die funktioniert, konnte man am 16./17. Juli live verfolgen: An diesem Wochenende lud der SAL zu den Dritten Lünener Grundstücksentwässerungstagen ein.

Da es zu der selbstverständlich kostenlosen Veranstaltung keine Eintrittskarten gibt, können SAL-Vorstand Dipl.-Ing. Claus Externbrink und seine Mitarbeiterin Rosi Evers eine Erfolgsbilanz nicht mit statistisch belastbaren Zahlen belegen. Die beiden treibenden Kräfte hinter der Lünener Informationspolitik rund ums Grundstück zogen jedoch einen subjektiven Vergleich mit den beiden voran gehenden Veranstaltungen, der überaus positiv ausfällt: Mindestens so viele Grundstückseigentümer wie 2009 zog es aufs SAL-Gelände. Dort erwartete sie eine Zeltstadt mit 23 Stationen, an denen man lückenlos alles erfahren und teils sogar live erleben konnte, was man als Grundstückseigentümer zum Thema Dichtheitsprüfung wissen muss und sollte.
 
Im Brennpunkt stand einmal mehr das große Veranstaltungszelt mit über 100 Sitzplätzen, in dem die Lünener Bürger mit Politik und Fachleuten in mehreren Diskussionsrunden über Grundsätzliches diskutierten, darunter auch die zentrale Frage: Warum überhaupt Dichtheitsprüfung? Dazu standen unter anderem hochrangige Vertreter des Düsseldorfer Umweltministeriums als Gesprächspartner zur Verfügung, die sowohl Missverständnisse zur Rechts- und Fristenlage ausräumten als auch die Notwendigkeit betriebs- und umweltsicherer Abwasserleitungen begründeten. Diese räumliche Fokussierung politischer Aspekte erwies sich als äußerst geschickter Schachzug, denn so blieben an allen anderen Stationen die politischen Grundsatzfragen weitest gehend außen vor: In aller Gelassenheit konnte man sich hier auf technische, organisatorische und wirtschaftliche Aspekte der Thematik konzentrieren - ein Angebot, das vom Publikum dankbar angenommen wurde. So konnte man sich an mehreren Ständen ansehen, wie eine Kanal-TV-Untersuchung mit speziellen abbiegefähigen Kamerasystemen oder eine Wasserdichtheitsprüfung in der Praxis funktionieren.
 
Technik zum Anfassen hilft Ängste abbauen - diese Einsicht gehört zum Erfahrungsschatz des SAL, seit man sich mit der Dichtheitsprüfung beschäftigt, und das tut man schon seit den Zeiten, in denen § 45 der Landesbauordnung diese Prüfung erstmals rechtsverbindlich machte. Vor allem gilt dieser Grundsatz, sobald es an die Frage der Sanierung geht. Zu den zentralen Aufgaben einer erfolgreichen Informationspolitik gehört es nach Auffassung von Externbrink und Evers, jenen Horrormeldungen zu exorbitanten Sanierungskosten, die immer wieder durch die Bürgerschaft geistern, die Grundlage zu entziehen. Denn so gut wie keiner der "Gruselpreise", die in die politische Debatte geworfen werden, hält ernsthafter fachlicher Betrachtung stand. Fast immer liegen klar unseriöse Angebote vor, die schon bei Einholung eines Gegenangebotes wie eine Seifenblase platzen würden - nur, dazu kommt es eben vielfach gar nicht. Womit schon der erste Ratschlag angesprochen wäre, den der SAL seinen Kunden mit auf den Weg gibt. Denn, wie Claus Externbrink betont: "Es gehört gar nicht so unendlich viel dazu, die gröbsten Stockfehler zu vermeiden: Keine Blanko-Sanierungsaufträge im Vorfeld an das Inspektionsunternehmen vergeben, keine Auftragsvergabe ohne wirtschaftliche und technische Gegenangebote und vor allem erst mal: Nicht an der falschen Stelle sparen. Und das ist die Inspektion. Wer, um ein paar Euro zu sparen, eine minderwertige Inspektionsleistung einkauft, bereut dies bitter, wenn es an die Sanierung geht, denn die kann dann um ein Vielfaches teurer werden, weil schlechtes oder unvollständiges Bildmaterial keine ordentliche Planung zulassen." Natürlich weiß der SAL-Vorstand andererseits, dass das für eine 80jährige Grundstücksbesitzerin leichter gesagt als getan ist, und genau hier sieht der SAL die Beratungs-Pflicht. Schon seit Jahren ist bedingungslose Kundenorientierung das Credo des Abwasserbetriebs, was für Externbrink und Evers vor allem Gesetzesvollzug mit Augenmaß bedeutet statt das Reiten von Prinzipien. Die Forderung nach "absoluter Dichtheit" etwa bringt Claus Externbrink von je her fast in Rage. Von daher ist es in Lünen auch offizielle Linie, die optische Inspektion als Dichtheitsnachweis zuzulassen, soweit es irgend mit den rechtlichen Vorgaben vereinbar ist.
 
Der neue MUNLV-Runderlass vom 17.06.2011, der nunmehr Vorgaben zur Sanierung in Abhängigkeit vom (optischen) Schadenbefund macht, ist insofern Wasser auf die Mühlen der Lünener Strategie. Vor allem mit der Schaffung der Kategorie der Bagatellschäden, die gar nicht saniert werden müssen, rennt man in Lünen offene Türen ein: "Mit dem neuen Runderlass haben wir endlich das Instrumentarium, um zu technisch und sozial gleichermaßen ausgewogenen Lösungen für den Einzelfall zu kommen." Dass die notwendige Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Inspektionsbefund Sache des Abwasserbetriebes sein wird, schreckt Externbrink nicht wirklich. Denn mit vier fest angestellten "zertifizierten Sanierungsberatern" ist man für diese Aufgabe personell bestens aufgestellt und den meisten anderen NRW-Kommunen weit voraus. Die vier Fachkräfte hatten auch am Tag der Grundstücksentwässerung bereits beratend alle Hände voll zu tun, von der Nachbereitung der an diesem Wochenende geknüpften Kontakte ganz zu schweigen. Solche kommunale Beratungsdichte hat ihren Preis, der andererseits aber deutlich überschätzt wird, wie man beim SAL weiß: Der gesamte Beratungsaufwand samt mobiler Beratungsfahrzeuge, die regelmäßig in den Ortsteilen präsent sind, und inklusive der "Tage der Grundstücksentwässerung", schlägt letztlich mit nicht einmal 1,8 Prozent des Abwasser-Gebührenetats zu Buche. Dafür aber kann man nachweisen, dass dank dieser Beratung die Kosten von Dichtheitsprüfung und Sanierung für die betroffenen Grundstückseigentümer um durchschnittlich 46 % gesunken sind: Ein Zusammenhang, der auch anderen Ortes Anlass zur Nachdenklichkeit sein sollte.
 
Anlass zum Nachdenken war vielen Besuchern ein Event der besonderen Art. Parallel zu den vielen fachlichen Stationen zeigte der Ingenieur und Fotograf Ulrich Winkler seine Fotoausstellung "unter uns", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Abwasser-Infrastruktur unter unseren Füßen buchstäblich ins rechte Licht zu rücken. Mancher Bürger stand staunend vor den großformatigen Bildern in der SAL-Hauptverwaltung und wurde sich dabei zu ersten Male der Tatsache bewusst, dass Stadtentwässerung aus weit mehr besteht als aus den roten PVC-Rohren, die man aus dem Baumarkt kennt. Ulrich Winkler, der die Ausstellung über das Wochenende begleitete, fand die alte Weisheit dass "ein Bild mehr als tausend Worte sagt", ebenso eindrucksvoll bestätigt, wie seine Idee, dass die künstlerische Besetzung des Abwasserkanals ein wichtiges Stück Öffentlichkeitsarbeit für Stadtentwässerung als solche sein kann.
 

Kontakt

Stadtbetrieb Abwasserbetrieb Lünen AöR

Rosi Evers

Borker Straße 56-58

44534 Lünen

Deutschland

Telefon:

02306 / 707 3004

Fax:

02306 / 707 - 499

E-Mail:

info@sal-abwasser.de

Internet:

Zur Webseite