Kanalwärme zu Warmwasser

01.02.2011

Berliner Bäder-Betriebe und Berliner Wasserbetriebe vereinbaren Kooperation

Wenn im Herbst 2011 in Berlin die Hallensaison startet, soll in der Schöneberger Schwimmhalle wohltemperiertes Wasser Badefreuden schenken, das seine Wärme aus dem Abwasserkanal zieht. Um Kanalwärme in Warmwasser zu verwandeln, bauen die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Bäder-Betriebe eine Anlage zur Rückgewinnung von thermischer Energie. Beide Unternehmen haben eine Vereinbarung für die Sport- und Lehrschwimmhalle am Sachsendamm 11 unterzeichnet.

„Die Kooperation mit den Bäder-Betrieben ist ein Baustein unserer Unternehmenspolitik, die auch Klimaschutzziele erreichen will. Am Sachsendamm streben wir ein wirtschaftliches Ergebnis an, das ohne Komfort-Einbußen den Primärenergieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß senken wird“, beschreibt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, das Pilotprojekt.

„Die Pilotanlage versetzt uns in die Lage, Risiken und Chancen der noch relativ jungen Technologie zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser besser zu bewerten, die wir für unsere Anforderungen optimieren und nutzbar machen“, erläutert Dr. Klaus Lipinsky, Vorstandsvorsitzender der Bäder-Betriebe.

Grundlage für das Projekt Abwasserwärmepumpe ist unter anderem eine Studie zum Wärmebedarf, die die Experten der Innovationsplattform Berliner NetzwerkE für die beiden Projektpartner Wasser- und Bäderbetriebe erstellt haben. Das „angezapfte“ Abwasser fließt in einem vor dem Bad liegenden Mischwasserkanal mit einem Ei-Profil mit 2,10 m Höhe und 1,40 m Breite. Auf einer Länge von rund 70 Metern sollen in der Kanalsohle Wärmetauscher installiert werden. Das Projekt integriert die Gebäudetechnik der Berliner Bäder-Betriebe. Die Finanzierung kommt zu 60 % aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus dem Umweltentlastungsprogramm II des Berliner Senats. 40 % steuern die Berliner Wasserbetriebe bei.

Potenzial: Abwasser ist das letzte große Wärmeleck
Die Abwasserableitung ist in modernen, gut gedämmten Gebäuden das letzte größere Wärmeleck für rund 15 % der zugeführten Heizenergie. Hier schlummert eine erneuerbare und langfristig stabile Energiequelle. Bedingt durch Dusch-, Bade- und Spülwasser hat Abwasser in der Kanalisation eine durchschnittliche Temperatur von 15°C. Das Verfahren entzieht dem Abwasser ein bis zwei Grad Wärme, woraus die Wärmepumpe eine Nutztemperatur von rund 50°C erzeugt. Aus einem Kubikmeter Abwasser, das entspricht der Füllmenge von sieben Badewannen, werden rund zwei Kilowattstunden Energie gewonnen. Das Pilotprojekt wird durch wissenschaftliche Untersuchungen begleitet.

Theoretisch kann der Warmwasserbedarf von 100 Wohnungen mit der Abwärme des Abwassers von 300 Wohnungen gedeckt werden. Das Potenzial für Abwasserwärme in Deutschland ist immens: Jedes zehnte Gebäude könnte mit thermischer Energie aus Kanälen versorgt werden. Bedingung für die Wirtschaftlichkeit sind ausreichend große Kanäle oder Druckrohre, die zur Vermeidung von Verlusten nahe am Wärmeabnehmer liegen sollten.

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