IKT-Warentest „Drosselorgane“: GUT bis MANGELHAFT – Ergebnisse breit gestreut

28.03.2018

Drosseln in Abwassersystemen sollen den Abfluss von Wassermengen präzise regeln und viele Jahre zuverlässig ihren Dienst tun. Abwasserbetriebe investieren viel Geld in diese Technik und wollen berechtigterweise wissen, welche Qualität sie einkaufen. Deshalb hat das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur jetzt erstmals sechs hydromechanische Drosselorgane in einem unabhängigen Warentest vergleichend untersucht.

Die Ergebnisse sind breit gestreut: Sie reichen von GUT (2,1) bis MANGELHAFT (5,0). Eine Drossel wurde nicht bewertet, da sie bauartbedingt nicht die Testanforderungen erfüllt. Bei diesem IKT-Warentest wurden die Drosselorgane einem mehrteiligen Test aus zahlreichen hydraulischen und mechanischen Belastungen unterzogen (Systemprüfungen). Darüber hinaus wurde die Qualitätssicherung bewertet und Baustellenuntersuchungen wurden zur Plausibilitätsprüfung herangezogen.

Nur ein Produkt besteht alle Teilprüfungen

Und so schneiden die sechs Drosseln beim IKT-Warentest „Drosselorgane“ ab:

  • HydroSlide Automatikregler Giehlmatic (Steinhardt GmbH Wassertechnik, Taunusstein) – GUT (2,1)
  • APA-SSD 200 Typ II (APA Abwassertechnik GmbH, Pfedelbach-Windischenbach) – BEFRIEDIGEND (3,3)
  • Waage-Drossel Typ II (bgu-Umweltschutzanlagen GmbH, Bretzfeld) – BEFRIEDIGEND (3,3)
  • Turbo-Wirbeldrossel TUR 3,3 DN 200 (UFT Umwelt- und Fluid-Technik Dr.H.Brombach GmbH, Bad Mergentheim) – BEFRIEDIGEND (3,5)
  • Alpheus Abflussbegrenzer Automatic Typ AA (Biogest AG, Taunusstein) – MANGELHAFT (5,0)
  • Strahl-Drossel Typ I (bgu-Umweltschutzanlagen GmbH, Bretzfeld) – NICHT BEWERTET (bauartbedingt nicht auf den geforderten Sollabfluss einstellbar)

Nur der Testsieger konnte den geforderten Sollabfluss sowohl mit Klarwasser als auch mit Schmutzwasser in allen Teilprüfungen über den relevanten Messbereich sicherstellen. Ein Produkt versagte in allen hydraulischen Prüfungen.

SüwVO-Prüfung mit Klarwasser meist bestanden

Die Prüfung mit Klarwasser nach der nordrhein-westfälischen Selbstüberwachungsverordnung (sog. SüwVO I-Prüfung) wurde im Verlauf des Prüfprogramms je Drosselorgan fünfmal durchgeführt und von fast allen Kandidaten nahezu durchweg und ohne Probleme bestanden. Scheinbar sind die Produkte gerade für diese Prüfbedingungen optimal ausgelegt.

Betriebsbeanspruchungen beeinträchtigen Leistungsfähigkeit

Jeweils vier von sechs Drosselorganen zeigten schlechte Prüfergebnisse, wenn die Prüfungen nach Betriebsbelastung, in ungereinigtem Zustand und mit Schmutzwasser durchgeführt wurden (sog. Betriebstauglichkeit II-Prüfungen). In je drei Fällen wurde sogar die Teilnote „ungenügend“ vergeben.

Verlegebeseitigung häufig aktiviert

Im Test zeigte sich, dass eine Verlegebeseitigung unbedingt notwendig ist. Etwa die Hälfte der Störkörper-Versuche führte zu einer Verlegung, bei der die automatische Verlegebeseitigung des Drosselorgans aktiviert werden musste. In mehr als 80 Prozent der Fälle konnten die Störkörper vollständig beseitig werden, in den übrigen Fällen blieben Störkörper im Bereich des Drosselorgans zurück, so dass weitere Betriebsrisiken nicht auszuschließen sind. Eine bleibende Verlegung mit Funktionsausfall wurde allerdings nicht beobachtet.

Kaum Gebrauchsspuren, selten Korrosionsrisiken

Hinsichtlich des Gesamtzustands und des Korrosionsrisikos waren nach Abschluss des Prüfprogramms kaum Auffälligkeiten festzustellen. Drei von sechs Drosseln zeigten sogar keinerlei nennenswerte Gebrauchsspuren und Korrosionsrisiken. Sie erhielten Teilbewertungen mit Noten von 1,2 bis 1,3.

Große Lücken bei Qualitätssicherung

Mehr als 40 Prozent der geforderten Dokumente und Nachweise zur Qualitätssicherung konnten von den Anbietern nicht beigebracht werden. Zwar wurden die Teilkriterien „Drossel-Kenndaten“, „Garantiebereich“, „Nachweis des Ex-Schutzes“ und „Betriebs-, Wartungs- und Einbauanleitung“ vielfach erfüllt. Allerdings zeigten sich bei den Kriterien „Betriebsanweisungen und Gefährdungsbeurteilungen“, „Schulungsangebot“, „Qualifikationsnachweise“ und „Eigenüberwachung“ große Lücken.

Hartes Prüfprogramm

Jede Drossel musste bei den Systemprüfungen dieses Prüfprogramm über sich ergehen lassen:

  • 5 SüwVO I-Prüfungen (Leerlaufen mit Klarwasser bei gereinigter Drossel)
  • 4 Betriebstauglichkeit I-Prüfungen (Einstau und Leerlaufen mit Klarwasser bei gereinigter Drossel)
  • 2 SüwVO II-Prüfungen (Leerlaufen mit Schmutzwasser bei gereinigter Drossel)
  • 2 Betriebstauglichkeit II-Prüfungen (Leerlaufen mit Schmutzwasser bei ungereinigter Drossel)
  • Mechanische Belastung beweglicher Teile (Betriebssimulation)
  • Durchfluss mit stark konzentriertem Schmutzwasser (Betriebssimulation)
  • 3 Reinigungen mit Wasserhochdruck (Betriebsbeanspruchung)
  • Anprall verschiedener Störkörper zur Untersuchung der Verlegebeseitigung (Betriebsbeanspruchung)
  • Anprall einer Kanalreinigungsdüse (Betriebsbeanspruchung)
  • Korrosionsangriff mit Eisen-III-Chlorid-Lösung (Betriebsbeanspruchung)

Die Gesamtnote gründet sich auf den Ergebnissen dieser Systemprüfungen und der Bewertung der Qualitätssicherung. Die Beobachtungen bei den Baustellenuntersuchungen fließen unter „Besondere Auffälligkeiten“ in den Prüfungsbereich „Qualitätssicherung“ ein. Darüber hinaus werden Zusatzinformationen wie die Kosten für das Drosselorgan und die Aufstellungsart, die nicht in die Benotung eingehen, in die Gesamtbewertung einbezogen.

Mit freundlicher Unterstützung von…

Dieser IKT-Watentest „Drosselorgane“ wurde gefördert durch das NRW-Umweltministerium. Am IKT-Warentest und an dem Partnerprojekt „Sonderfragen der Hydraulik“ waren folgende Netzbetreiber inhaltlich und finanziell beteiligt:

  • Emschergenossenschaft, Erftverband (als Antragsteller)
  • Niersverband, Ruhrverband
  • Stadt Rheda-Wiedenbrück
  • Stadtentwässerung Frankfurt am Main
  • Technische Betriebe Velbert AöR, Technische Werke Burscheid AöR
  • Wasserverband Eifel-Rur
  • Wirtschaftsbetriebe Duisburg AöR, Wirtschaftsbetrieb Hagen - WBH (AöR)
  • Wupperverband
  • Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland
IKT-Warentests – neutral, unabhängig, sehr nützlich

Ziel der IKT-Warentests ist es, am Markt angebotene Produkte, Verfahren oder Leistungen zu bewerten, mögliche Verbesserungspotentiale aufzuzeigen und gleichzeitig einen Marktdruck aufzubauen, damit diese Potentiale von den Anbietern auch genutzt werden. Die Kanalnetzbetreiber als Kunden geben vor, welche Qualitätsanforderungen an die Produkte, Verfahren oder Leistungen gestellt werden und wie diese zu bewerten sind.

 

 

Ergebnistabelle: www.bit.ly/test-drosseln-tabelle

Warentest-Bericht: www.bit.ly/test-drosseln-bericht

Download aller Warentest-Berichte: www.bit.ly/IKT-Warentests

 

Kontakt

IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH

Exterbruch 1

45886 Gelsenkirchen

Deutschland

Telefon:

+49 209 17806-0

Fax:

+49 209 17806-88

E-Mail:

info@ikt.de

Internet:

Zur Webseite