Grabenlose Kanalsanierung: Auch Luxemburg leuchtet

17.01.2011

Auch das Großherzogtum Luxemburg ist in puncto Kanalsanierung inzwischen vollständig „up to date“.

Das zeigt ein Projekt in der luxemburgischen Gemeinde Pétange. Hier baute die BRG Lux GmbH, Holzthum, in Kooperation mit der Swietelsky-Faber Kanalsanierung GmbH, Alzey, zwei GFK-Schlauchliner DN 1000 des auf Lichthärtungstechnik basierenden Brandenburger-Liner-Systems ein.

Zum Rückgrat des Abwassernetzes der luxemburgischen 15.000-Einwohner-Gemeinde Pétange gehört ein Mischwassersammler DN 1000. Dieser Betonkanal, der als ehemalige Bach-Verrohrung schrittweise ins öffentliche Mischwassernetz integriert wurde, dient auch der Regenwasserentlastung und ist daher hydraulisch oft bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit ausgelastet. Folglich bahnte sich für die kommunalen Abwasserbetriebe der Gemeinde Pétange ein ernsthaftes Problem an, als sich dieser wichtige Kanal im Zuge von Inspektionen als dringend sanierungsbedürftig erwies. Risse, Korrosion, versetzte und verwurzelte Muffen sowie eine Vielzahl nicht sachgerecht angeschlossener Stutzen machten den Sammler zu einem Projekt von hoher Priorität. Sehr bald wurde den Planern des von der Gemeinde beauftragten Luxemburger Ingenieurbüros Dahlem, Schroeder & Associés s.a.r.L. klar, dass dem Problem mit einer offenen Erneuerung nicht bei zu kommen war. Dies schloss schon die Lage des Rohrs definitiv aus. Während seine Endschächte jeweils im Bereich offener Straßenerneuerungsmaßnahmen lagen und bei deren Durchführung gleichfalls erneuert wurden, querte der Sammler selbst, zwei parallele Straßen verbindend, ein Wohngebiet und lag hier teilweise sogar unter der Bebauung. Hier waren offene Baumaßnahmen natürlich undenkbar.

Auf der Suche nach einer grabenlosen Renovationslösung entschied man sich in reiflicher Abwägung aller technischen und wirtschaftlichen Belange der unterschiedlichen denkbaren Lösungen recht bald für die Schlauchlining-Technologie und dabei wiederum für eine Ausführung mit einem lichthärtenden Verfahren. Bei dieser Verfahrens-Variante werden die Schlauchliner nach der Aufkalibrierung im Rohr nicht mit heißem Wasser thermisch ausgehärtet; statt dessen sorgt die Bestrahlung der mit photoreaktivem UP-Harz getränkten Schläuche durch eine klar definierte Dosis UV-Strahlung für die Härtungs-Reaktion, die aus dem Liner ein statisch selbsttragendes und dem Altkanal bündig anliegendes „Rohr im Rohr“ macht. Diese, gegenüber den thermisch aushärtenden Verfahren historisch jüngere Technik-Variante hat in den vergangenen Jahren zunehmend Boden wettgemacht und ist inzwischen die am häufigsten eingesetzte Schlauchlining-Technologie.

Zu ihren Vorzügen, die sich auch in Luxemburg auszahlten, gehört eine sehr schnelle Bauabwicklung, verbunden mit verhältnismäßig geringer, dafür jedoch hoch mobiler Baustellen-Ausrüstung. Beim Projekt Pétange kam das Brandenburger Liner-Verfahren (mit einem Glasfaser-Liner des Typs ADV 75) zur Anwendung, wobei die Bauausführung durch das heimische Sanierungsunternehmen BRG Lux GmbH in Kooperation mit der Niederlassung Alzey der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung erfolgte. Bemerkenswert an dem Vorhaben in Pétange war nicht nur die mit DN 1000 beachtliche Nennweite des Liners (viele Jahre lang waren solche Nennweiten ein klassisches „Heimspiel“ für die hydraulischen Verfahrensvarianten). Mit zwei Haltungen von 70 bzw. sogar 122 Metern waren auch in der Länge durchaus beachtliche Größenordnungen zu bewältigen. Der 122-Meter-Liner wog bei einer Wandstärke von 9,1 mm immerhin 5,3 Tonnen.

Der Linereinzug per Winde in die beiden Haltungen erfolgte über Schachtbauwerke, die im Zuge der zeitgleich stattfindenden Straßenbaumaßnahme abgebrochen und erneuert wurden. Der Liner selbst wurde beim Einzug durch eine in der Sohle verlegte Kunststofffolie gegen Beschädigungen geschützt. Nachdem man ihn vollständig eingezogen hatte, verschloss man den Glasfaserschlauch an beiden Enden durch Absperrtöpfe und weitete ihn anschließend mit Druckluft formschlüssig im Kanal auf. Daraufhin öffnete man eine der Druckschleusen für wenige Minuten, um den zuvor auf Einsatzbereitschaft geprüften UV-Lampenzug einzusetzen. Den temporären Druckabfall verträgt der Liner, ohne im Kanal wieder zusammenzufallen; vor dem eigentlichen Härtungsvorgang wird der Liner ohnehin wieder auf den Soll-Innendruck gebracht. Dass der aufgestellte Liner dem Altrohr in gesamter Rohrlänge korrekt anliegt und keine Deformationen aufweist, wird vom Lampenzug selbst kontrolliert. Während dieser „kalt“ an den Gegenschacht gezogen wird, wo die eigentliche Härtungsfahrt beginnt, zeichnet eine Frontkamera des Lampenzuges den Innenzustand des Liners vor der Aushärtung auf – eventuelle Irregularitäten können also rechtzeitig erkannt und korrigiert werden.

Der Lampenzug härtete im Sammler Pétange das UV-reaktive UP-Harz im Liner mit 12 x 400 Watt Lichtleistung bei einer Geschwindigkeit des Lampenzuges von 15 Zentimetern pro Minute aus. Lichtstärke, Reaktionstemperatur des Liners und Geschwindigkeit der Durchfahrt durchs Rohr stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. All diese Parameter werden also nicht nur entsprechend der Geometrie und der Wandstärke des Liners präzise vorgegeben, sondern ihre Einhaltung wird während der Härtung exakt gemessen und aufgezeichnet. Diese lückenlose, vollautomatische Prozessführung und -dokumentation ist zentrales Element der Qualitätssicherung beim Brandenburger Liner-Verfahren und führte letztlich auch in Pétange zum gewünschten Resultat: Einem mustergültig ausgehärteten und dichten Liner von 8,4 Millimetern Einbau-Wandstärke, der dafür sorgt, dass der Mischwassersammler von Pétange seine zentrale Rolle sicher noch für einige weitere Jahrzehnte weiter spielen kann.

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