Forscher definieren Bewertungsmaßstäbe für die Güte von Grundwasser
06.05.2010
In Grundwasserökosystemen spiegeln die Lebensgemeinschaften Störeinflüsse aus Oberflächengewässern oder der Landwirtschaft wieder. Ein Wissenschaftler-Team des Helmholtz Zentrums München erarbeitet in einem vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsprojekt biologische Kriterien zur Evaluierung des ökologischen Zustands von Grundwassersystemen. Dazu können z. B. die Anzahl und Aktivität von Bakterien oder Kleinkrebsarten herangezogen werden. Anlässlich des Inkrafttretens des neuen bayrischen Wassergesetzes zum 01. März 2010 ist die ökologische Bewertung von Grundwassersystemen von besonderer Relevanz. Die neuesten Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden nun in den Fachzeitschriften Ecological Engineering und Journal of Environmental Monitoring veröffentlicht.
Aber nicht nur die Artenzusammensetzung, auch die Anzahl an Organismen ist für die Wissenschaftler ein wichtiges ökologisches Kriterium für die Bewertung der Grundwasserqualität: Grundwässer beinhalten normalerweise hundertmal weniger Mikroorganismen als beispielsweise ein sauberer Hochgebirgssee mit Trinkwasserqualität. Findet man im Grundwasser ähnlich viele Bakterien wie im Wasser von Seen und Flüssen, ist auch dies meist ein Zeichen für Einflüsse durch den Menschen.
Ökologische Bewertungskriterien haben verschiedene Vorteile: "Eine chemische Analyse bietet immer nur eine Momentaufnahme für die Wasserqualität zum Zeitpunkt der Wasserentnahme.", sagt Dr. Christian Griebler. "Organismen, die in einem Ökosystem leben, zeigen Veränderungen in der Wasserqualität oder andere Störungen im Ökosystem über längere Zeiträume an." Für Grundwasser ist dies, im Gegensatz zu Oberflächengewässern, ein neuer Ansatz. Griebler weiter: "Damit übernimmt Deutschland eine Pionierrolle bei der verbesserten Bewertung seiner Trinkwasserressourcen und der zugrunde liegenden Ökosysteme."
Mit ihren Untersuchungen können die Wissenschaftler zugleich weitere Grundlagen für die Gesetzgebung schaffen, die den Erhalt der Wassergüte von Oberflächen- und Grundwässern zum Ziel hat. Die EU-Grundwasserrichtlinie zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung und Verschlechterung hatte 2007 die Weichen für die ökologische Betrachtung des Grundwassers gestellt.
Kontakt:
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Sven Winkler, Pressesprecher
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