AMISCREEN – eine Erfindung bekommt Konturen

16.10.2017

Erfolgreiches Pilotprojekt in Neunkirchen

Vier neue Stauraumkanäle tragen in Neunkirchen dazu bei, dass der kleine Fluss Blies in Zukunft sauberer bleibt. Gemäß den wasserrechtlichen Vorgaben musste die Regenwasserbehandlung in der saarländischen Kreisstadt auf den neuesten Stand gebracht werden. Dabei kam mit dem AMISCREEN Stauraumsystem erstmals im Saarland eine neue innovative Technik zum Einsatz, die von der Amiantit Germany GmbH, ein Unternehmen der Amiblu Holding, als Alternative zu herkömmlichen Rechensystemen entwickelt wurde und der effektiven Rückhaltung von Grobstoffen dient.

Im Rahmen einer Kanalnachbarschaftsveranstaltung am 22. März im Neunkirchener Rathaus hatten die Teilnehmer die Gelegenheit zur Besichtigung des gerade in der Fertigstellung begriffenen Regenüberlaufbauwerks 18. Zu der Fortbildung für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen und Entwässerungssystemen hatte der Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) eingeladen. Bevor es auf die Baustelle ging, konnten sich die Teilnehmer eingehend über die Planung und Durchführung des Projektes informieren, das im Auftrag des Abwasserwerkes Neunkirchen von der Neunkircher Baugesellschaft mbH erstellt wurde.

Werkstoff mit klaren Vorteilen

„Die vorhandenen Anlagen entsprachen inzwischen nicht mehr den durch die wasserrechtlichen Bestimmungen vorgegebenen technischen Anforderungen. So haben wir uns nicht zuletzt mit Blick auf einen modernen, wirtschaftlichen Netzbetrieb sowie aus Gründen der Nachhaltigkeit für einen Neubau entschieden“, so Dipl.-Ing. (FH) Thomas Knapp, Bauleiter in der Abteilung für Tiefbau der Kreisstadt Neunkirchen. Dem Baustart waren – 2015 beginnend – intensive Beratungen über das geeignete Material für den Bau des Stauraumkanals vorausgegangen. Schließlich sei man zu der Überzeugung gelangt, dass eine Ausführung mit dem Flowtite GFK-Stauraumsystem von Amiantit die wirtschaftlichste und bautechnisch geeignetste Variante darstellt, so Knapp.

Eine Herstellung entsprechender Bauwerke beispielsweise aus Ortbeton oder aus Betonfertigteilen wäre wesentlich aufwendiger gewesen. Für die GFK-Rohre sprach unter anderen ihr vergleichsweise geringes Gewicht, wodurch die Handhabung auf der Baustelle erheblich erleichtert wird.

„Die Rohre sind zudem korrosionsbeständig und verfügen über hervorragende hydraulische Eigenschaften“, ergänzt Martin Lang, Gebietsverkaufsleiter der Amiantit Germany GmbH. In die Rohre integriert ist das mechanische Schmutzrückhaltesystem AMISCREEN, von dessen Funktionsweise sich die Verantwortlichen des Abwasserwerkes Neunkirchen bei der Besichtigung eines bereits in Betrieb befindlichen Bauwerkes im sauerländischen Winterberg im Vorfeld überzeugt hatten.

Insgesamt besteht das Regenüberlaufbauwerk 18 aus zwei Stauraumspeichern mit insgesamt 300 m3 Stauvolumen, einem Entlastungsbauwerk und einem Drosselsystem. Die beiden 15 m bzw. 57 m langen Stauraumspeicher DN 2400 sind über vier Inspektionsschächte zugänglich. Die Stauraumspeicher sind mit AMISCREEN ausgerüstet, d. h. in jedem der Speicher befinden sich zwei ganzflächig perforierte Rohre in der Nennweite DN 500.

Die beiden kürzeren Rohre sind 10 m, die längeren 40 m lang. Darüber hinaus ist das Stauraumsystem mit einem GFK-Drosselschacht DN 2400 und einem GFK-Entlastungsschacht DN 3400 mit einem Kelch in DN 2000 für eine Entlastungsmenge von 3360 l/s ausgestattet. Der Stauraum selbst ist begehbar und zeigt das für GFK-Rohre übliche sehr gute Ausspülverhalten.

Wartungsarm und verschleißfrei

Der klassische Rechen zur Grobstoffrückhaltung wurde von der Überlauschwelle weg in den Stauraumspeicher verlegt. „Damit konnten wir ein Vielfaches an Rechenfläche schaffen, die in etwa dem 25-fachen eines klassischen Rechens auf oder an einer Entlastungsschwelle entspricht“, so Uwe Napierski, Vertriebsleiter Sonderanwendungen bei Amiantit. Mehr Rechenfläche bedeutet eine Zunahme an Öffnungen bei einer beliebigen Perforation. Die Durchströmungsgeschwindigkeit sinkt und wird soweit reduziert bis die Schmutzpartikel die Öffnungen nur noch langsam durchfließen.

Napierski: „Das AMISCREEN-System ist so konstruiert, dass die Durchflussgeschwindigkeit unter 0,05 m/s bleibt und damit unter der maximalen Fließgeschwindigkeit für Regenklärbecken bleibt.“ Die größeren Partikel gleiten dadurch an der Wandung ab und werden nicht in die Perforation gepresst, wodurch sie nicht verklumpen und den Rechen in kurzer Zeit zusetzen. Das AMISCREEN-System erlaubt individuelle Perforationen zur Rückhaltung der Grobstoffe. In Neunkirchen entschied man sich für eine Lochung von 8 mm, so dass alle Schmutzpartikel mit einer Korngröße von mehr als 8 mm zurückgehalten werden.

Napierski: „Trotz einer feinmaschigen Perforation kommt es zu deutlich weniger Verstopfung.“ Die positive Folge: die Reinigungszyklen werden geringer. Napierski weiter: „Der Reinigungszyklus der Rechenelemente kann dem des Gesamtsystems angepasst werden. Er liegt im Grundsystem oberhalb eines halben Jahres und auch weit darüber.“ Das ist aber nicht der einzige Vorteil: Das System arbeitet völlig ohne mechanische Reinigungselemente oder sonstige bewegliche Teile und benötigt auch keine Fremdenergie, wodurch es äußerst wartungsarm und verschleißfrei ist.

Mit Bauablauf zufrieden

Angesichts der Vorteile des Systemeigenschaften und Produktvorteile zeigt sich Knapp überzeugt: „Wir haben die richtige Wahl getroffen und der Bauablauf war hervorragend, wodurch wir nicht zuletzt auch den Zeitplan einhalten konnten.“ So ist das System nach nur zweimonatiger Bauzeit im März 2017 ans Netz gegangen. Zusammen mit den drei weiteren Bauwerken zur Regenwasserbehandlung sorgt es seitdem für eine bessere Wasserqualität in Neunkirchen.

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