40 Meister gehen ans Netz

28.06.2011

brbv verabschiedet Lehrgangsteilnehmer 2010/2011

Der feierliche Rahmen war dem Anlass entsprechend: Nach einer Festansprache von Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Professor für Baubetrieb im Fachbereich Bauwesen und Geoinformation der Fachhochschule, Oldenburg, und dem Grußwort von Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e.V., nahmen 38 Netzmeister und zwei Netzmeisterinnen am 19. Mai im Mercure Hotel Köln West ihre Meisterbriefe entgegen. Die Ausbildung zum geprüften Netzmeister in den Handlungsfeldern Gas, Wasser und Fernwärme, zu deren Schwerpunkten die umfassende Vermittlung von technischer Kompetenz und die Qualifikation in den Bereichen Organisation und Personalführung zählt, wird vom Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) als Vollzeitlehrgang angeboten. Der erfolgreiche Abschluss eröffnet den Absolventen hervorragende berufliche Perspektiven in einer Branche, die händeringend nach Fachleuten sucht.
 
Aus den Händen von Ass. jur. Vera Lange, Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Köln, und Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann, stellvertretender Vorsitzender des Netzmeister-Prüfungsausschusses an der IHK Köln, nahmen die frischgebackenen Meister ihre schon mit Ungeduld erwarteten Urkunden entgegen. Vorher mussten die Lehrgangsteilnehmer aus der Rohrleitungsbaubranche mehr als ein halbes Jahr lang die Schulbank im Ausbildungszentrum Kerpen drücken, bevor sie im Frühjahr dieses Jahres ihre Prüfung vor einem Prüfungsausschuss der IHK ablegen konnten. „Bis dahin galt es einige Hürden zu überspringen“, wie sich Martin Unseld im Grußwort der Lehrgangsteilnehmer erinnerte. „Besonders zuletzt, kurz vor den Prüfungen, hätten die Nerven schon mal blank gelegen“, so der Klassensprecher des Jahrgangs 2010/2011. „Das habe dem guten Zusammenhalt zwischen den Teilnehmern aber keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, aus der gemeinsamen Büffelei hätten sich viele interessante Freundschaften ergeben.“ Neben dem brbv, der IHK und dem Ausbildungszentrum Kerpen dankte Unseld insbesondere Partnern, Familien und Freunden, die mit ihrer Geduld und Unterstützung den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ermöglicht hätten.
 
Solides Fundament
Dass dies notwendig ist wird deutlich, wenn man einen Blick auf den Stundenplan wirft. Die Fortbildung zum Netzmeister ist breitgefächert. Basierend auf der Rechtsvorschrift können bei den brbv-Schulungen die Handlungsfelder Gas und Wasser sowie Fernwärme geprüft werden. Das gibt den Lehrgangsteilnehmern Spielraum. Je nach Ausrichtung im Unternehmen und erworbener Berufspraxis sind Prüfungen in einem oder mehreren Sparten möglich. Neben der technischen Qualifikation – hierzu zählen das Mitwirken bei der Planung und dem Bau von Netzen, das Überwachen von Qualität, Sicherheit und Baufortschritt, das Betreiben und Überwachen von Netzen und Anlagen, das Planen und Überwachen des Einsatzes von Betriebsmitteln, Störungsmanagement sowie Instandhaltung und Dokumentation – stehen Organisation und Personalführung im Fokus. Hier lernen die Teilnehmer unter anderem wie man Arbeitsabläufe plant, Personal effizient einsetzt oder Arbeits-, Bereitschafts- und Notfallpläne erstellt. Hinzu kommt die Aufstellung von Budgets und Kostenplänen sowie die Kalkulation und Vorbereitung der Vergabe von Leistungen und das Überwachen von Baumaßnahmen bis hin zur Anwendung fachspezifischer Rechtsvorschriften und Regelungen zum Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz. Ergänzt wird das Ganze durch die Vermittlung von Kenntnissen in der Personalführung. Wichtige Bausteine hier sind die Anleitung, Motivation und Beurteilung von Mitarbeitern, die Planung des Personalbedarfs und die Auseinandersetzung mit Sicherheits- und Qualitätsmanagementzielen.
 
Herrliche Zeiten für Leitungsbauer
„Wer diese anspruchsvolle Fortbildung erfolgreich durchlaufen hat, wird vom Arbeitsmarkt mit offenen Armen empfangen“, lautete die Prognose vom Präsidenten des Rohrleitungsbauverbandes, Dipl.-Ing. Klaus Küsel. „Der Markt braucht Fachleute wie Sie, Fachleute, die in der Lage sind, die Netze der Zukunft zu bauen“, so das Credo seiner Ansprache. Mit einem Ausblick auf die Entwicklungen der Branche machte Küsel den Anwesenden weiter Mut. Vor allem der Paradigmenwechsel in der Versorgungswirtschaft werde gravierende Veränderungen mit sich bringen. „Unter anderem wird die Steigerung des Anteils an erneuerbarer Energie von ursprünglich geplanten 16 auf 36 % einen gewaltigen Netzausbau zur Folge haben“, ist Küsel sicher. Dabei rücken nach Meinung des rbv-Präsidenten nicht nur die Stromnetze, sondern auch die Gasversorgung, die Fern- und Nahwärme sowie die Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung in den Mittelpunkt. „Mit der dann erforderlichen Steuerung so genannter intelligenter Netze, den „smart grids“, ist die Verlegung der Breitbandglasfaserleitungen ein unbedingtes Muss, um die Entnahme und Einleitung von Energie flächendeckend zu ermöglichen“, so Küsel, der allerdings auch deutlich machte, dass es noch Jahre dauern wird, bis dass das für die Erledigung der anstehenden Aufgaben erforderliche Personal zur Verfügung stünde. Deshalb forderte er die Netzmeister eindringlich dazu auf, sich in ihren Unternehmen vehement für die Aus- und Weiterbildung einzusetzen. Ein Weg, bei dem das Berufsförderungswerk des rbv der ideale Partner sei und für eine breite berufliche Basis beim Nachwuchs sorgen könne.
 
In seiner Schlussrede dankte rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann allen Beteiligten. Insbesondere nannte er den Prüfungsausschuss, dessen 18 Mitglieder sich teilweise seit mehr als 10 Jahren ehrenamtlich in der Sache engagieren sowie die 32 Dozenten, die seit vielen Jahren für das brbv tätig sind und bereits mehrere tausend Stunden Zeit für die Lehrtätigkeit investiert haben. Der IHK Köln dankte Hesselmann insbesondere für die gute Zusammenarbeit. Lobende und aufmunternde Worte fand er für Birgit Lindner, die als zweite Frau den Netzmeisterlehrgang absolviert hat. Ebenso wie Professor Wegener hob er Birgit Lindners Vorbildfunktion hervor. „Sie machen anderen Frauen Mut, sich in einem Berufsfeld zu engagieren, welches bisher noch als Domäne der Männer gilt“. In der Tat haben weibliche Arbeitskräfte in der Leitungsbaubranche eher Seltenheitswert. „Umso höher sei der Durchsetzungswille und der Erfolg von Birgit Lindner einzuschätzen“, so Hesselmann. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die besten Lehrgangsteilnehmer des 5. Kölner-Netzmeister-Lehrgangs in den Bereichen Gas und Wasser mit einem Sachpreis der Open Grid Europe GmbH besonders geehrt.

Kontakt

Rohrleitungsbauverband e.V.

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