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Volldampf im Treppenviertel - Insituform saniert Abwasserkanäle in Hamburg-Blankenese
Überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammt das Kanalnetz im historischen Treppenviertel von Hamburg-Blankenese. In diesem topografisch extremen Abwassersystem saniert die Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH (IRT) seit Ende Oktober 2007 rund 1143 Meter Kanäle in Nennweiten bis DN 450 durch Schlauchlining mit dem Insituform-Liner: Eine Baumaßnahme, die es in jeder Hinsicht in sich hat.
Für Hamburg -Touristen ist das historische Treppenviertel ein Muss. Hier in Blankenese, wo die von Altona kommende Elbchaussee endet, residierten schon im 19. Jahrhundert die Hamburger Kapitäne und andere wohlhabende Hanseaten in Villen, die sie an die steilen Hänge des nördlichen Elbufers bauten. Aufgrund der Extrem-Topografie ließen sich die noblen Wohnlagen nur über Treppen erschließen, die dem Viertel seinen Namen gaben. Befahrbare Wege gibt es bis heute kaum. Doch das Treppenviertel hat nicht nur architektonische Schmuckstücke und traumhafte Fernsichten zu bieten, sondern auch ein weit über 100 Jahre altes Steinzeug-Sielnetz aus der Frühphase der Kanalisierung der Hansestadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Rohre und Formstücke, die hier im Boden liegen und zum Teil noch in alten englischen Zollmaßen (DN 225) bemessen sind, haben vielfach bereits musealen Wert. Alter und Bewegungen im Hang haben auch an ihnen Spuren hinterlassen. Die Blankeneser Kanäle sind deshalb ebenso sanierungsbedürftig wie andere Teile des historischen Hamburger Siel-Bestandes. Während jedoch die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) im Zuge des Sielsanierungprogrammes in der Innenstadt seit 1982 bereits rund 150 Kilometer Kanäle grabenlos saniert oder erneuert hat, „schob“ man die vergleichsweise kleinen Kanäle des Treppenviertels lange Zeit: die Randbedingungen für eine Sanierung sind hier weit schwieriger als überall anders in der Elbmetropole. Leitungsgefälle bis 35 Prozent verbinden sich hier mit gewundenen und engen Trassenführungen, die nicht mit größerem Gerät oder LKW anfahrbar sind und fast durchgängig mit Treppen, massiven Stützmauern oder gar mit Häusern überbaut sind. In einzelnen Fällen fehlen zuverlässige Angaben über den Leitungsverlauf. Auch die potentielle Belastung der Anwohner durch Baumaßnahmen ist dementsprechend groß. Aufgrund dieser Randbedingungen und bei den exorbitanten Kosten verbieten sich offene Erneuerungsmaßnahmen im Treppenviertel fast von selbst.
Nachdem die Schlauchlining-Technologie in den vergangenen Jahren entscheidende Fortschritte machte, entschloss man sich bei der HSE, nun auch das Treppenviertel systematisch durch grabenlose Sanierungstechniken anzugehen, und teilte es in sieben Gebiete auf. Seit Ende 2005 wurden bereits vier Bauabschnitte abgearbeitet.
Bei der Vergabe der Sanierungsaufträge ging die HSE den Weg einer funktionalen Ausschreibung auf der Basis eines Leistungsprogramms, das die Randbedingungen extrem präzise definierte. Tatsächlich konnte für jede beschriebene Problemstellung eine technische Lösung gefunden werden. Dass das Treppenviertel wirklich ein Netz der "besonderen Art" ist, zeigte sich bereits bei der vorausgehenden TV-Inspektion durch die Canal Control + Clean Umweltservice GmbH. Wegen der schwierigen Zugänglichkeit und des extremen Leitungsgefälles mussten vielfach Schächte gesetzt werden, um den Kanalfernaugen überhaupt vollständigen Zugang zu allen Rohren zu verschaffen und die Untersuchungslängen auf ein auch bei diesem Gefälle machbares Maß zu begrenzen. Die damit verbundenen Bauarbeiten mussten quasi "per Teelöffel" durchgeführt werden und waren ständig mit neuen, meist unangenehmen Überraschungen gewürzt. Das führte letztlich so weit, dass der planende Ingenieur der HSE ab dem dritten Bauabschnitt gänzlich darauf verzichtete, überhaupt noch ein detailliertes Leistungsverzeichnis für Tiefbauarbeiten zu erstellen. Aus diesem Grunde wurden die sanierungsbegleitenden Tiefbauarbeiten durch die Hamburger Tiefbaufirma Theo Urbach GmbH über den Hamburger Kleinvertrag für Sielbauarbeiten abgewickelt.
Bei den Ausschreibungen für die Schlauchlining-Sanierungen ergab sich aus der außergewöhnlichen Topografie, dass Systeme, die per Wassersäule installieren und im Heißwasserverfahren aushärten, ausgeschlossen waren , weil die Belastung durch den Wasserdruck (Wassersäule) für den Inliner zu hoch gewesen wäre.
Im Wettbewerb um den fünften Bauabschnitt mit 1143 Metern Schlauchliner der Nennweiten DN 150 bis DN 450 setzte sich die Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH, Niederlassung Hamburg, gegen den Wettbewerb durch.
Basis der Sanierung in diesem Abschnitt ist der Polyesternadelfilz-Liner des Insituform-Systems, der mit einem ungesättigten Polyesterharz getränkt ist und hier mit einer mobilen "Chip Unit" pneumatisch in die Kanäle eversiert wird. Diese mobile, im Einsatz extrem bewegliche Installationseinheit war im Treppenviertel ein maßgeblicher Garant des Sanierungserfolges, da mit ihr auch schwierigste räumliche Situationen bewältigt wurden.
Die Aushärtung der formschlüssig an die Rohrwand gepressten und je nach Nennweite zwischen 4,5 und 12 Millimeter starken Schläuche erfolgt durch mehrstündige Heißdampf-Beaufschlagung. Dabei härten sie zu muffenlosen Rohren aus, die die Vorgaben des HSE-Anforderungsprofils in Sachen Dichtheit und Standsicherheit voll erfüllen.
Zentrales Element des Qualitätsmanagements und integrierter Bestandteil des Hamburger Anforderungsprofils für die Schlauchliner-Installation ist die labortechnische Fremdüberwachung (durch das Ingenieurbüro Siebert + Knipschild) von Probestücken eines jeden in Blankenese installierten Schlauchliners. Auch in dieser Hinsicht hat man mit dem Insituform-System und der Dampfhärtung in Blankenese bereits zuvor beste Erfahrungen gemacht. In den vorangegangenen Bauabschnitten konnten die vorgegebenen Sollwerte - ebenfalls unter denkbar schwierigsten Randbedingungen - bereits souverän eingehalten werden.
Von besonderer Bedeutung für die erfolgreiche Abwicklung war die kompetente Planung und Überwachung dieses komplexen Vorhabens durch die Ingenieure der Hamburger Stadtentwässerung sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bauherr und den Fachfirmen.
Wenn die Schlauchliner-Sanierung des Sielnetzes im Treppenviertel 2009 planmäßig abgeschlossen ist, wird die HSE bis dahin rund 6 Millionen Euro in die 6 Kilometer Rohre im Blankeneser Untergrund investiert haben.
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