Volldampf an der Autobahn: Schlauchlining-Kanalsanierung an der A 81

06.10.2010

Auch die Entwässerungsleitungen von Autobahnen können zum Sanierungsfall werden; grabenlose Verfahrenstechniken wie das Schlauchlining drängen sich hier förmlich auf. Aktuelles Beispiel: An der A 81 bei Tauberbischofsheim sanierte die Insitoform Rohrsanierungstechniken GmbH , Niederlassung Stuttgart, rund 3,9 Kilometer Betonrohre innerhalb von zwei Arbeitswochen. Insituform-Linertechnologie mit Dampfhärtung und ein präzises Projektmanagement machten es möglich.

Auf der Autobahn 81 bei Oberlauda zwischen den Anschlussstellen Ahorn und Tauberbischofsheim hatte das Regierungspräsidium Stuttgart mehrere Kilometer maroder Fahrbahndecken für sanierungsbedürftig befunden. Doch auch unter bzw. neben den Fahrbahnen stand es mit der Infrastruktur nicht zum Besten. Die Betonrohre für die Fahrbahnentwässerung erwiesen sich bei näherer Betrachtung als weitgehend undicht. Mit der gesamtheitlichen Durchführung der ober- und unterirdischen Sanierungsmaßnahmen wurde die Leonhard Weiss GmbH (Stuttgart) beauftragt. Das Konzept sah vor, dass die im Bereich des Mittelstreifens liegenden Kanäle erneuert werden sollten, während für den Entwässerungsrohr-Strang unmittelbar neben der Standspur im Bankettstreifen in Richtung Würzburg die Schlauchlining-Technik als grabenlose Verfahrensvariante gewählt wurde. Dabei setzte Leonhard Weiss auf das Linersystem und die langjährige Kompetenz der Insituform, welche nicht zuletzt deshalb zum Zuge kam, weil das Unternehmen glaubhaft machen konnte, dass man die extrem rigiden Zeitvorgaben zur Realisierung des Projektes sicher einhalten könne.
Hier kam es nicht nur auf eine geeignete, "schnelle" Linertechnik an, die durch die Chip-Unit-Inversion und Dampfhärtung geboten wurde, sondern insbesondere auch auf Routine beim Baustellenmanagement großer Projekte in schwierigem Umfeld. Denn die Sanierung bei laufendem, wenn auch eingeschränktem Autobahnbetrieb ist eine ganz spezielle Herausforderung für jeden Sanierer.
Hinzu kam in diesem Falle, dass nach dem Willen der Auftraggeber die Sanierung der Kanäle am Fahrbahnrand zeitgleich mit den Baumaßnahmen in der Mitte der Autobahn stattfinden sollte. Für den Kanalneubau waren beide Überholspuren gesperrt worden, so dass das Schlauchlining unmittelbar neben der letzten nutzbaren Fahrspur bei intensivem Verkehrsbetrieb stattfinden musste. Entsprechend diesen Vorgaben sollten insgesamt rund 4000 Meter Kanäle zwischen DN 300 und DN 500 per Schlauchlining saniert werden. Dazu waren ursprünglich 29 Inversionen vorgesehen, die längste davon über 205 Meter. Drei Haltungen entfielen jedoch, da sich herausstellte, dass vorhandene massive Ablagerungen im Kanal auch mit bester Technik nicht zu entfernen waren, so dass die Rohre hier letztlich offen ausgetauscht wurden.
Um in dem vorgegebenen Zeitrahmen von zwei Arbeitswochen fertig zu werden, setzte Insituform zwei Linerkolonnen parallel ein, welche die klassischen Insituform-Liner (Synthesefaser mit thermo-reaktivem UP-Harz) mit der Chip-Unit-Technik pneumatisch inversierten und dann mit Heißdampf aushärteten. Gemäß der Ausschreibung, die am Anforderungsprofil des Arbeitskreises Süddeutscher Kommunen ausgerichtet war, wurden Liner mit Einbau-Wandstärken von 6,0 mm (DN 300) bis 9,0 (DN 500) eingebaut.
Dazu inversierte man zuerst einen Preliner ins Rohr. Dieser mit Hilfe der fahrbaren "Chip-Unit" eingeblasene Kunststoffschlauch schützt später den eigentlichen Schlauchliner beim Einbau vor mechanischer Beeinträchtigung. Mit der gleichen Technik wurde im folgenden Arbeitsgang der eigentliche Liner ins Rohr eingestülpt und darin per Luftdruck formschlüssig aufgestellt. Nach beidseitigem druckfesten Verschließen des Liners wurde dieser über Druckschläuche mit heißem Dampf durchströmt, den ein Heizfahrzeug am Fahrbahnrand erzeugte. Die gleichmäßige Durchströmung des Liners über die gesamte Inversionsstrecke mit Dampf definierter Temperatur und über einen festgelegten Zeitraum führt zur Reaktion des UP-Harzes und Aushärtung des Liners binnen vier Stunden.
Nach einer Mindest-Abkühlzeit wurden per Roboter die Einläufe wieder geöffnet Für diese Nacharbeit war, ebenso wie für umfangreichern Roboter-Fräsarbeiten zur Vorbereitung der Linersanierung die Hertha Ehnes GmbH (Germersheim) zuständig.
Auf diese Weise inversierte jede Kolonne täglich mindestens zwei Liner – eine beachtliche Leistung auch in puncto Baustellen-Logistik. Denn wegen des einspurigen Verkehrsbetriebs waren verschärfte Verkehrssicherungs-Vorschriften zu beachten wie jene, dass jeder gesicherte Baustellenabschnitt vom folgenden durch mindestens zwei Kilometer "freie Fahrt" ohne Absicherung zu trennen ist. Da wurde dann die Platzierung der beiden, jeweils rund 500 Meter beanspruchenden Kolonnen zueinander, gelegentlich zu einer Denksportaufgabe für die Projektleitung. Trotz aller professionellen Sicherungsmaßnahmen blieb die Arbeit im fast hautnahen Kontakt zu den vorbei dröhnenden LKW-Zügen für alle Beteiligten "sehr gewöhnungsbedürftig" wie Insituform-Bauleiter Bossert betonte.

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