Neue Erdgasleitung durch den Thunersee

15.06.2009

Die Verlegung der neuen Erdgasleitung zwischen Thun und Interlaken war eine technische Herausforderung, da die Hälfte der Strecke durch den Thunersee geführt wurde. Das erforderte höchste Ansprüche an Qualität und Sicherheit der Materialien. Für die Landleitung setzte man deshalb Gasrohre aus dem Hochleistungskunststoff PE 100 ein. Aufgrund der Wassertiefe von bis zu 200 Metern wählte man für die Seeleitung mit Zement ummörtelte Stahlrohre.

Die Region rund um Interlaken und den Thunersee wird bei Touristen als Reiseziel zunehmend beliebter. Damit steigt der Bedarf an Energie. Bisher versorgte ein Inselwerk in Interlaken die Bewohner. Es ist das letzte in der Schweiz, das nicht an eine Erdgasleitung angeschlossen ist. Aus angeliefertem Flüssiggas stellt das Inselwerk ein Propan-Luft- Gemisch her und speist es in das Gasnetz ein. Angesichts des steigenden Gasverbrauchs ist ein solches Werk jedoch nicht mehr wirtschaftlich. Die Touristenregion Interlaken verbraucht derzeit 30 Gigawattstunden (GWh), 80 GWh werden künftig erwartet. Zusätzlich nimmt die Rigips AG, Leissigen, 15 GWh Gas ab.
Umstellung auf Erdgas
Angesichts der wachsenden Nachfrage beschlossen die örtlichen Energieversorger, von Propangas auf Erdgas umzustellen: Es ist sicherer, umweltfreundlicher und einfacher zu beschaffen. Zudem erhofft man sich, den Standort Berner Oberland Ost mit rund 45.500 Einwohnern zu stärken und dessen wirtschaftliche Attraktivität zu steigern. Die Verlegung einer neuen Hauptleitung verschafft weiteren Gebieten rund um den Thunersee Zugang zum schweizerischen Erdgasnetz.
Verlegung zu Wasser ...
Das Projekt stellte allerdings besondere Herausforderungen an die Technik und die Verantwortlichen: Die Hälfte der insgesamt 33 Kilometer langen Leitung verläuft unter Wasser – direkt durch den Thunersee von Einigen nach Unterseen/ Interlaken. Die Monteure der Josef Muff AG, Sarmenstorf, die die Verlegearbeiten durchführten, bereiteten die Erdgasleitung an Land vor: Sie verschweißten zunächst 16 Meter lange Stahlrohre zu je 336 Meter langen Strängen. Im Zuge der Qualitätssicherung röntgten sie die Schweißnähte und unterzogen sie einer Dichtheitsprüfung, bevor sie Schwimmkörper an den Rohrleitungen montierten.
Über eine Geleiseanlage wässerten die Monteure die einzelnen Stränge ein. Schwimmend führten sie diese zum Schweißponton, um sie dort mit dem jeweils vorgängigen Rohr zusammenzuschweißen. Hier röntgten sie die Schweiß nähte erneut und isolierten sie nach. Ein mobiles Labor ermöglichte die sofortige Auswertung der Röntgenbilder. Mit Hilfe eines extra angefertigten Führungs rohrs aus PE 100 der Dimension d 500 SDR 17 verlegten die Monteure die Stahlleitung auf den Seegrund. Dank der Heizwendelschweißtechnik konnten sie die einzelnen Rohre des 540 Meter langen Führungsrohrs mit FRIAFIT-Muffen AM d 500, PE 100 SDR 17 schnell und unkompliziert verbinden. Zwei zusätzliche FRIAMAT-Schweißgeräte, die FRIATEC den Monteuren zur Verfügung gestellt hatte, erleichterten diese Arbeit und sicherten einen schnellen Baufortschritt. Im Uferbereich wurden die Rohre bis auf eine Seetiefe von zehn Metern eingegraben.
... und zu Land
Auch die Verlegung der Landleitung erforderte besondere Vorbereitungen: Rund 170 Grundeigentümer mussten das Recht für die Durchleitung einräumen. Anders als die Seeleitung besteht die rund 16 Kilometer lange Landleitung in den Dimensionen d 280 bis d 400 aus dem Hochleistungswerkstoff PE 100 SDR 11. Der Betriebsdruck der Leitung beträgt 5 bar. Das Material ist korrosionsbeständig und eignet sich sehr gut für Spülbohrungen durch die Erde. Zwölf Spülbohrungen waren notwendig, um Bahnlinien und Straßen entlang der Trasse unterqueren zu können. Bei diesen Bohrungen wurde ein für dieses Verlegeverfahren besonders geeignetes, verschleißfestes Mehrschichtrohr aus PE 100 SDR 11 eingezogen. Spezielle Schutzmantelrohre wurden bei den Horizontalspülbohrungen, beispielsweise mittels Heizelementstumpfschweißung, verbunden. Wo diese Fügetechnik an ihre Grenzen stieß – etwa bei der Verbindung längerer Leitungsstränge, bei Richtungswechseln oder der Einbindung von Armaturensetzten die Monteure FRIALEN-Sicherheitsfittings UB in den Dimensionen d 280 bis d 400 ein. Insgesamt verbauten die Monteure auf der Trasse über 400 FRIALEN-Großmuffen, die sich bestens für komplizierte Verlegearbeiten eignen.
Sicherheit und Qualität im Vordergrund
"Für uns standen von Anfang an die Sicherheit und die Qualität der Produkte im Vordergrund", sagt Urban Ittig, Geschäftsführer der Weiss + Appetito AG Rohrleitungstechnik. Aufgrund der guten Erfahrungen des Unternehmens mit Produkten von FRIATEC standen für Urban Ittig Mitbewerberprodukte nie zur Diskussion. Zudem schätzt der Geschäftsführer die Beratung und Kompetenz der Experten von Glynwed und FRIATEC: "Der Service und die Dienstleistung von Glynwed und FRIATEC sind uns sehr wichtig. Wir schätzen die kompetente Zusammenarbeit und Partnerschaft."
FRIALEN bewährt im schweizerischen Erdgasnetz
Vor allem die FRIALEN-Elektroschweißfittings erwiesen sich für Markus Jäggi von der B+S AG, die das Projekt plante, als vorteilhaft bei den Verlegearbeiten. Für die Leitung von Thun nach Interlaken war ein relativ großer Durchmesser erforderlich und der Untergrund teilweise sehr anspruchsvoll. Hier war ein erprobtes Produkt gefragt, das absolute Sicherheit garantiert. "FRIALEN-Schweißmuffen erfüllen dieses Kriterium zweifellos. Sie sind bewährte Rohrverbindungen im schwei zerischen Erdgasnetz", betont Markus Jäggi. Auch konnte sich Markus Jäggi auf den Service von Glynwed und FRIATEC verlassen: "Für technische Fragen stand uns ein ausgezeichneter Support zur Verfügung, der uns innerhalb kürzester Zeit die für uns notwendigen Antworten gab."
Offiziell in Betrieb genommen wurde die neue Leitung am 15. August 2008. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten über ein Jahr, vom Frühjahr 2007 bis Juli 2008. Die gesamten Projektkosten beliefen sich auf rund 17 Millionen Schweizer Franken.
Projektübersicht:

Maßnahme:
Verlegung einer neuen Erdgasleitung von Thun nach Interlaken
Bauort:
Region Thunersee, Schweiz
Auftraggeber:
Erdgas Thunersee AG /
Indus trielle Betriebe Interlaken
Projektleitung:
B + S AG, Bern
Tiefbau:
Weiss + Appetito AG, Bern;
Grossmann AG, Interlaken
Rohrleitungsbau:
Weiss + Appetito AG Rohrleitungstechnik, Bern;
Josef Muff AG, Sarmenstorf
Wasserbau:
Willy Stäubli Ing. AG, Zürich
Händler:
Bläsi AG, Bern
Technischer Support:
Glynwed AG, Schweiz
FRIATEC AG, Deutschland
Streckenverlauf …
zu Land
Ausgangspunkt: Hochdruckleitung (70bar) zwischen Bern und Thun
Projektbeginn: Anschluss ab neuer Druckreduzier- und Messstation (DRM) Auwald, Thun/Heimberg.
Länge: 13,4 Kilometer (Auwald bis Einigen)
zu Wasser
Installation einer Schieberstation in Einigen (Unteres Kandergrien)
Länge: ca. 16,8 Kilometer (Einigen bis Neuhaus sowie Anschluss der Rigips AG, Leissigen) plus ca. 2,2 Kilometer (Neuhaus bis Spital) an Land
Die Erdgasleitung endet an der Übergabestation Spital Unterseen/ Interlaken. Vorbereitung

Kontakt

Friatec AG - Tamara Müller

68229 Mannheim

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