Hütchenspiele: Hausanschluss-Abzweigsanierung von Trelleborg epros bewährt sich im Praxistest

02.12.2008

Die grabenlose Instandsetzung von Hausanschlüssen ist per se eine nicht einfach zu lösende Aufgabe. Bei Rohren mit Durchmessern von selten mehr als DN 100 - und eventuell noch zusätzlichen Bögen - sind viele auf dem Markt befindliche Packer-Systeme nicht mehr einsetzbar. Bei der Stutzensanierung, also für Abzweige von DN 50 - 150 in Fall-, Grund- und Hausanschlussleitungen, gab es bislang im Nennweitenbereich DN 100 bzw. DN 150 keine grabenlose Sanierungstechnik.

Außer in Trinkwasserschutzgebieten oder bei drohender Fremdwasserinfiltration werden die Stutzen bei der Sanierung daher gerne ausgelassen. "Nicht so schlimm", behaupten viele, mit den Linern komme man dicht genug an den Mündungsbereich heran, das reiche in der Regel aus. Das stimmt so nicht ganz. Gerade bei längeren Rohrstrecken ist die exakte Berechnung des Liners auf Grund seiner Eigenstreckung nur schwer möglich. Das Ergebnis: Die Liner ragen in das jeweils andere Rohrstück hinein und müssen in einem weiteren Arbeitsgang aufwändig nachgefräst werden. Oder sie enden weit vor der Mündung und überdecken nicht die neuralgisch gefährdete Anschlussmuffe des Stutzens.
Neues System zur Hausanschluss-Stutzensanierung
Die Trelleborg epros GmbH aus Duisburg stellte auf der IFAT Anfang des Jahres ein System vor, das die Fachwelt aufhorchen ließ: das so genannte "epros-LCR-B". Bei dem System ist es Trelleborg epros erstmals gelungen, das bereits aus der Hauptkanal-Sanierung bekannte Verfahren, bei dem ein Glasfaser-"Hütchen" mit einem Packer in den Hausanschlussstutzen inversiert wird, auf einen Maßstab für Hausanschlüsse herab zu skalieren. Das eprosLCR-B System ist für die Anwendungsbereiche Hauptrohr: DN 100 bis DN 150, Zulaufbereiche: DN 50 bis DN 150, 45° bis 90° mit einer Hutlänge von 15 bis 28 cm in allen Dimensionen. Zudem ist der Packer auch bis zu 90° bogengängig. In einem Feldversuch in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Bauverwaltung Würzburg musste das eprosLCR-B im Juli dieses Jahres beweisen, was es kann. Das Ergebnis vorweg genommen: Es überzeugte Auftraggeber und Sanierungsfachleute.
Robert Thoma von der Bauverwaltung Würzburg bot Trelleborg epros in Gesprächen an, das neue Verfahren bei der Sanierung eines großen Kasernengeländes einzusetzen und zu testen. Die Abwasserkanäle in der Liegenschaft und die Grundleitungen unter den Gebäuden waren bereits mit verschiedenen Verfahren saniert worden. Die seitlichen Zuläufe in den mit Schlauchlinern sanierten Grundleitungen mit Durchmessern von 100-150mm waren jedoch mangels geeigneter Verfahren ausgelassen worden.
Bewährungsprobe im Praxistest
Für den Test wurden zunächst vier Hütchen (die eigentlich Hutmanschetten heißen) gesetzt, bei zufriedenstellendem Ergebnis sollten die verbleibenden 15 Stutzenbereiche ebenfalls mit dem Verfahren saniert werden. Die Hausanschlüsse mit einem Durchmesser von DN 100 mündeten in einem Winkel von 45° in eine DN 125 bzw. DN 150 große Grundleitung. Erster wichtiger Fakt: Glasfaser-Hutmanschette und Packer müssen dem Mündungswinkel des Zulaufs entsprechen, sonst wirft das Glasfaser-"Hütchen" beim Einbringen Falten und es entstehen Abflusshindernisse. Die Vorbereitungen im Rohrstrang entsprechen denen für bekannte Instandhaltungsverfahren per Liner oder Packer. Nach einer gründlichen Hochdruckreinigung wird die Leitung mit einer Kamerafahrt auf Risse, Einbrüche oder Verengungen hin inspiziert, die das Einführen und Setzen des Packers unter Umständen behindern könnten. Die Ausführung der Abzweigsanierung bei dem Testprojekt in Würzburg erfolgte durch die Firma Kanal-Türpe Gochsheim GmbH & Co. KG. Sie hat bereits langjährige Erfahrung in der grabenlosen Kanalsanierung und in der Anwendung von eprosDrainSystems zur Instandhaltung von Rohrleitungen. Mit der Abzweigsanierung per eprosLCR-B betrat aber auch Kanal-Türpe Neuland. Die richtige Handhabung wurde daher von Trelleborg epros Verkaufsleiter Stefan Mühlin und Außendienstmitarbeiter Alexander Jung vor Ort begleitet.
Zunächst wurde die Glasfaser-Hutmanschette mit dem epros Kurzlinerharz getränkt und dann auf den mit Trennmittel eingestrichenen Packer-Finger gestülpt, so dass die Hütchenkrempe fest auf dem Packer-Korpus lag. Im Gegensatz zu den bekannten Packern verfügt der eprosLCR-B-Packer über einen seitlichen Finger, der sich später in den Zulauf hineinstülpt. Zum Einführen über das Hauptrohr muss dieser natürlich "eingefahren" werden. Dies geschieht mittels einer speziell entwickelten Reversionstechnik, wobei das Glasfaser-"Hütchen" bis zur Krempe invers mit eingestülpt wird. Ein dünner Bindedraht fixiert den eingestülpten Finger für den Transport. Er löst sich später, sobald Druck auf den Packer gegeben wird.
Vom Gebäude (Seitenanschluss) aus wird eine Kamera durch den Zulauf bis zur Einmündung gefahren. Mit ihr wird die exakte Positionierung des Packers beobachtet. Der Packer selbst wird über einen Schacht oder eine Putzöffnung des Grundkanals mittels Druckluft-Schiebestangen bis zur Einmündung vorgeschoben. Wichtig ist hierbei, dass die Druckluftstangen sich nicht untereinander verdrehen können, denn auch die Ausrichtung um die Längsache zur präzisen Positionierung des Fingers vor der Zulauföffnung erfolgt anhand der Stangen - ohne Probleme, wie der Test in Würzburg zeigte. Die Kommandos des Kameramanns werden per Sprechfunk übertragen.
"Vor dem Setzen des Hütchens empfehlen wir immer einen Probelauf. Das heißt, eine simulierte Positionierung des Packers und das Setzen des Hütchens", so Stefan Mühlin. Auf diese Weise könne die Einschubtiefe des Packers an den Stangen markiert werden und ein letztes Mal überprüft werden, ob Durchmesser und Winkel des Packers zur Rohrgeometrie passen. Der Rest ist nach kurzer Übung kinderleicht: Der Kameramann dirigiert den Packer in die exakte Position. Auf Kommando wird nun langsam Druck auf den Packer gegeben. Durch die Bindedrahtfixierung wird zunächst die Hutkrempe im Hauptrohrbereich des Stutzens angedrückt, bevor sich der Bindedraht löst und sich der Finger in den Zulauf inversiert - fertig. Nach ca. 90 Minuten Aushärtung wird der Packer entfernt und das Ergebnis kann mit der Kamera begutachtet werden.
Ergebnisse überzeugten
Schon das Ergebnis des ersten Stutzens in Würzburg überzeugte. Die Geräteführer, Geschäftsführer Gerhard Treutlein und den Bauleiter Herbert Schwanfelder von der Firma Kanal-Türpe ebenso wie Robert Thoma von der Staatlichen Bauverwaltung. "Die Ergebnisse der ‚Teststutzen' haben mich überzeugt", so Thoma. "Die einfache Handhabung und der geringe Zeitaufwand beim Setzen sind zwei dicke Pluspunkte für jedes Verfahren, denn sie bestimmen das Preis-Leistungsverhältnis. Letzten Endes zählt aber natürlich das Ergebnis. Die gut funktionierende Abwicklung und das Ergebnis haben uns sehr positiv überrascht", so Thoma.
Als Mitglied in den maßgebenden Fachverbänden und Normungsausschüssen beschäftigt er sich schon seit zwei Jahrzehnten mit effektiven Lösungen für die Kanalsanierung. Ein Thema, das laut seiner Aussage für viele Städte und Kommunen, aber auch private sowie gewerbliche Grundstückseigentümer bereits brandaktuell ist. In der Entwicklung moderner, grabenloser Verfahren zur Instandhaltung sieht Thoma eine große Chance, die schadhaften und undichten Grundleitungen kostengünstig zu sanieren und eine Lücke bei den Sanierungstechniken zu schließen. Neuen Produkten und Systemen gegenüber ist er daher grundsätzlich aufgeschlossen, weiß aber auch um die Probleme bei der technischen Umsetzung und der ungenügenden Nachhaltigkeit vieler Verfahren. Auf der RO-KA-TECH vom 18. bis 19. März 2009 in Kassel dürfte der epros-LCR-B nach Thomas Einschätzung daher ein heiß diskutiertes Thema werden.
Sowohl die Monteure wie auch die Geschäftsführer der Firma Türpe zeigten sich positiv überrascht von der einfachen Handhabung. Monteur Klaus Harloff: "Die Handgriffe beim ‚Einrollen' des Hütchens mit dem Packer-Finger muss man ein-, zweimal üben, dann passt das. Das Setzen des Hütchens an sich ist aufgrund der Passform des Packers und des hervorragenden Handlings beim Positionieren ein Kinderspiel." Schon unter Testbedingungen schaffte das Türpe-Team zwei Hutmanschetten pro Tag.
Neues System rechnet sich
Der Preis für ein System, so Stefan Mühlin vom Hersteller Trelleborg epros, relativiere sich sehr schnell, wenn das System einen höheren Nutzen, eine Zeitersparnis, eine höhere Qualität und somit mehr Wirtschaftlichkeit für den Anwender mit sich bringe. Der Auftraggeber zahle dadurch am Ende eher weniger. Nach den erfolgreichen Praxistests in Würzburg wird das System laut Trelleborg epros Schritt für Schritt um weitere Applikationen ergänzt, wie z. B. ein System zur Tränkung der Glasfaser-Hutmanschetten mittels Vakuumtechnik. Erhältlich ist das epros-LCR-B aber schon jetzt.

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