Alles dicht in Wilhelmshaven
12.02.2014
Neue Druckrohrleitung aus FLOWTITE GFK-Rohren: Die zunehmende Intensität von Starkregenereignissen stellt viele Städte und Kommunen und ihre Entwässerungsbetriebe vor große Herausforderungen. Die Stadt Wilhelmshaven bildet hier keine Ausnahme.
Mitte März 2011 beschloss der Rat den Bau einer Abwasserdruckleitung DN 1.200 (PN 6) vom Pumpwerk Süd zur Zentralkläranlage (ZKA). Damit können in Zukunft bei Starkregenereignissen rund 7.000 m3 pro Stunde aus dem südlichen Kernstadtbereich abtransportiert werden. Dies wird einerseits die Mischwassereinleitung in den Banter Siel reduzieren und andererseits die Abwasserentsorgung im südlichen Kernstadtbereich sichern.
Mit dem Trassenverlauf längs des Friesendammes wurde die optimale Lösung sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten gefunden. Die Länge der Trasse beträgt rund 5,7 km (4,2 km davon außerhalb des bebauten Stadtgebietes). [Grafik: Dr. Born-Dr. Ermel GmbH]
Ein klares Ergebnis
Bei der Baumaßnahme handelte es sich in Wilhelmshaven um die größte Tiefbaumaßnahme im Abwasserbereich der letzten Jahrzehnte. Eine 5,7 km lange Druckrohrleitung DN 1.200 mit einer Förderleistung von bis zu 7.000 m³ pro Stunde wurde in einer Tiefenlage von 2,50 m bis teilweise 5,50 m unter dem Gelände verlegt. Dazu war ein Bodenaushub von rund 50.000 m3 erforderlich. Die Kosten der Gesamtmaßnahme einschließlich Pumpwerksumbau, Planungsleistungen, usw. waren mit 13 Mio. Euro veranschlagt. Der optimale Trassenverlauf der neuen Abwasserdruckleitung war unter Berücksichtigung ökologischer, volkswirtschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte ermittelt worden. Die Planungs-ARGE Dr. Born-Dr. Ermel GmbH/p2m berlin GmbH arbeitete hierzu vier optionale Trassen aus, die einer eingehenden Bewertung unterzogen wurden.
Die GFK-Rohre DN 1.200 wurden in Tiefen von 2,5 bis 5,50 m eingebaut. Im Bereich mit Grabenverbau setzte man Rohre mit einer Nennsteifigkeit von SN 10.000 ein. Aufgrund des geringen Metergewichtes war das Handling auf der Baustelle relativ einfach. [Foto: AMITECH Germany GmbH]
Dem Ergebnis lag eine Wichtung nach Investitionskosten (50 %) und Nicht-monitären Zielen (50 %) zugrunde. Zu den Nicht-monitären Zielen zählten unter anderem "Ökologische Auswirkungen", "unmittelbare Einschränkung für Anwohner", "Zugänglichkeit für Wartung und Reparatur", "Risiken für vorhandene Bausubstanz" oder "Synergie Straßensanierung".
Die richtige Wahl getroffen
Für die Planung von Abwasserdruckleitungen sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Dazu gehört unter anderem der Einfluss des zu transportierenden Mediums auf den Rohrwerkstoff. So kann es infolge von anaeroben Verhältnissen beim Transport von Abwasser zu biogener Schwefelwasserstoffkorrosion kommen. Bei der Wahl des Rohrwerkstoffes ist dies zu berücksichtigen. Weitere Faktoren sind hydraulische Eigenschaften, statische Belastbarkeit und nicht zuletzt die Handhabbarkeit beim Einbau auf der Baustelle.
Die Verbindungstechnik spielte hinsichtlich der Dichtheit der Abwasserdruckleitung und des schnelle Baufortschrittes eine entscheidende Rolle. Vor und hinter Bögen setzte man die längskraftschlüssige Kupplungsvariante des FLOWTITE-Rohrsystems ein. [Foto: AMITECH Germany GmbH]
Das gewickelte Rohr wird in Baulängen zwischen 3 und 12 m gefertigt und just-in-time zur Baustelle geliefert. "Dank dieser Vorteile sind mit unserem variablen Rohrsystem hohe Verlegeleistungen auf der Baustelle realisierbar", so Wede weiter. Für die 5,7 km lange Abwasserdruckleitung wurden Rohre mit zwei unterschiedlichen Nennsteifigkeitsgrößen eingebaut. In Bereich mit Grabenverbau wurde SN 10.000 eingesetzt und in geböschten Graben SN 5.000. Eine Eigenschaft des Werkstoffes GFK ist die Flexibilität des Materials bei statischer Belastung trotz der hohen Nennsteifigkeit. Bei der Fertigung der Rohre wurde der Schichtaufbau so optimiert, dass innere und äußere Belastungen gleichermaßen gut abgeleitet werden können.
Scherstab nimmt Zugkräfte auf
Ein entscheidender Aspekt bei der Auswahl eines Rohrsystems ist die Verbindungstechnik. Sie muss dauerhaft dicht sein, auftretende Kräfte aufnehmen können und schnell und möglichst einfach installierbar sein. "Beim FLOWTITE-Rohrsystem kommt eine doppelgelenkige Kupplung zum Einsatz, die über die muffenlosen Rohrenden geschoben wird. Der Grundkörper der Kupplung besteht aus GFK. Bei nichtlängskraftschlüssigen Verbindungen erfolgt die Abdichtung über zwei Elastomer-Dichtungen.
Die Längskraftschlüssigkeit der einen Kupplungsvariante des FLOWTITE-Rohrsystems wird durch Einschieben eines Scherstabes gewährleistet, siehe links im Bild. [Foto: AMITECH Germany GmbH]
Hinzu kommt: Bei Abwasserdruckleitungen sind an entsprechenden Hoch- bzw. Tiefpunkten Entleerungs- und Entlüftungsmöglichkeiten vorzusehen. Hierzu wurden an den vorgesehenen Rohrstücken direkt im Werk Flanschanschlüsse anlaminiert, so dass auf der Baustelle lediglich das eingeplante Ventil angeflanscht werden muss. Die Möglichkeit der Vorkonfektionierung ist ein weiterer Vorteil des FLOWTITE-Systems, der auf der Baustelle viel Zeit einsparen kann.
Arbeit an vier Haltungen gleichzeitig
Das eng gesteckte Zeitfenster von einem Jahr Bauzeit, aber auch der zum Teil schwierige Untergrund mit stark bindigen Kleiböden bis 5 m, wasserführenden Wattschichten und teilweise kontaminierten Bereichen war für die bauausführenden Unternehmen keine leichte Aufgabe. "Die TBW legte darüber hinaus großen Wert auf die Erhaltung des Baumbestandes. Somit war die ökologische Baubegleitung mit Baumfachleuten bei dieser Maßnahme ein besonderes Anliegen. Zum bestmöglichen Schutz des Baumbestandes wurde die Linienführung gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.", ergänzt Projektleiter Dipl.-Ing. Michael Mannott, Ludwig Freytag GmbH u. Co. KG, die an die ARGE gestellten Anforderungen.
Baubesprechung vor Ort: Bauleiter Dipl.-Ing. Hendrik Taphorn und Thomas Wede, Gebietsleiter der Amitech Germany GmbH, besprechen den weiteren Bauablauf. Die hervorragende Abstimmung aller Beteiligten trugen entscheidend zum Erfolg der Baumaßnahme bei. [Foto: AMITECH Germany GmbH]
Die gute Partnerschaft zwischen den Baupartnern, vom Ingenieurbüro bis zum Rohrhersteller ist nach Meinung der beteiligten Baupartner ein wesentlicher Grund für den erfolgreichen Verlauf der Baumaßnahme. "Und das trotz der nicht immer einfachen Randbedingungen", betont Hendrik Taphorn. Insgesamt wurden drei Kanalbaukolonnen mit je sechs Mann, zwei Baggern und Radladern an der Baumaßnahme in Wilhelmshaven eingesetzt. In kontaminierten Bereichen wurde in Schutzkleidung gearbeitet und Teile des Bodens ausgekoffert und entsorgt. An einigen Stellen der Strecke wurden Schachtbauwerke in Ortbetonbauweise ausgeführt und Schieber oder Ventile zur Entlüftung installiert.
Im Durchschnitt wurden bisher rund 24 m Rohr pro Tag verlegt. Dank der detaillierten Planung und der sehr gut abgestimmten Abläufe und der Flexibilität der Baupartner konnten die Tiefbauarbeiten Anfang des Jahres wie geplant abgeschlossen werden – hierin sind sich die Beteiligten einig. Äußerst zufriedenstellend verlief auch die abschließende Druckprüfung, bei der sich die komplette Leitung im ersten Anlauf als dicht erwies.
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