Stauspülung
Bei diesem Verfahren werden Geräte in den Kanal eingebracht, die den Querschnitt reduzieren und das Abwasser aufstauen. Durch diesen Aufstau, d.h. durch die Wasserspiegeldifferenz vor und hinter den Geräten, werden sie vorwärtsbewegt und umspült, wobei die nichtverfestigten Ablagerungen aufgelockert und weitertransportiert werden [Führb80] .
Bei der Stauspülung bedient man sich folgender mobiler Geräte [ATVA140] [NASSCO89a] [Führb80] [Frühl10] [Gürsc21] [ATV95:BandI+II] [Tchob89] :
- Spülschilde, -wagen, -boote (z.T. seilgeführt) (Bild 3.2.2.2-1) ,
- Spülkugeln (Vollkugeln oder faltbare Kugeln) (Bild 3.2.2.2-2) ,
- Spülschraube und
- seilgeführte Spülkugeln (Bild 3.2.2.2-3).
Das Verfahren der Stauspülung ist nicht einsetzbar bei vermaschten Netzen und geringem Leitungsgefälle. Statt der benötigten Spiegeldifferenz bilden sich Umläufigkeiten, die Wasserstände vor und hinter dem Staugerät pendeln sich aus oder der Spülstrom zwischen dem Gerät und der Kanalwand reicht nicht aus, um die Ablagerungen zu lösen und zu transportieren. Zudem besteht die Gefahr, daß das auf diese Weise künstlich aufgestaute Abwasser an Regenüberläufen in die Oberflächengewässer gelangt.
Basierend auf dem Prinzip der Stauspülung mit Hilfe von Spülkugeln, wurde Anfang der 80er Jahre das Reinigungsverfahren mit frei beweglichen Wulstkugeln (Bild 3.2.2.2-4) (in DIN EN 752-7 [DINEN752-7] als Reinigung mit Kugeln bezeichnet) entwickelt. Es ermöglicht eine kontinuierliche, automatische Reinigung nichtverfestigter Ablagerungen in Kanälen [Dinke87] .
Das Einbringen der Kugeln in den Kanal erfolgt zeitlich definiert und in der Regel manuell über den Schacht (Bild 3.2.2.2-5), es kann aber auch, wie in der (Animation 3.2.2.2-1) dargestellt, automatisiert werden. Die Kugel wird regelmäßig einmal pro Tag bzw. 1-5 mal pro Woche in den Kanal eingegeben, rollt, von der Abwasserströmung angetrieben, stromab durch den Kanal und wird in der Nähe des Klärwerks entnommen, um erneut dem Kreislauf wieder zugeführt zu werden.
Die Wulstkugeln, auch Göttinger Kugeln genannt, bestehen aus einem Stahlblechkörper mit s-förmigen Gummiwülsten zur Erhöhung des Strömungswiderstandes und zur Überwindung von Hindernissen. Der Strömungswiderstand kann zusätzlich durch eine teilweise Wasserfüllung des Kugelkörpers beeinflußt werden. Im Unterschied zu den konventionellen Spülkugeln besitzen die Wulstkugeln einen Durchmesser von etwa 0,5 DN des zu reinigenden Kanals. In Anpassung an die lichte Weite der Schachtabdeckung kommen in der Praxis Wulstkugeln mit einem maximalen Außendurchmesser von 0,59 m zur Anwendung [Loren99] .