Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Reinigung mit Reinigungsgeräten

Mechanische Reinigungsgeräte dienen zunächst zum Lösen und Auflockern verfestigter Ablagerungen und dann zum Räumen der Feststoffe. Sie werden durch die Schächte in den Kanal eingebracht und durch die zu reinigende Haltung gezogen (Windenzug), geschoben (Spirale) oder gedrückt (Transportmedium einer Druckleitung).

Animation 3.2.4.2-1:  Kanalreinigung mit rotierendem Reinigungsgerät [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]
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Bild 3.2.4.2-1: 

Beseitigung von Inkrustationen mittels Stahlfedermolch [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 3.2.4.2-2: 
Einführung des Stahlfedermolches [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Bei den beiden erstgenannten Möglichkeiten werden für das Lösen und Auflockern Kanalspiralen, Lockerungsketten, Kanalpflug, Kanalbohrer (Animation 3.2.4.2-1) , Stahlfedermolche (insbesondere zur Beseitigung von Inkrustationen (Bild 3.2.4.2-1) (Bild 3.2.4.2-2) (Bild 3.2.4.2-3) (Bild 3.2.4.2-4) (Bild 3.2.4.2-5) ), Schaumstoff- und Manschettenmolche aus Polyurethan sowie Kanalanker eingesetzt, während Kanaleimer, Sohlschaufeln, Kanalbagger, Kanalschrapper, Reinigungsbürsten und Gummischeibenbürsten die Ablagerungen aus der Kanalhaltung zum Schacht transportieren [NASSCO89a] [ATV95:BandI+II] [Tchob89] [FI-Müller] [WPCF85] . Je nach Verschmutzungsgrad und Rohrnennweite kommen Handwinden oder Motorwinden mit Zugkräften von 5 kN bis 20 kN bzw. von 25 kN bis 50 kN zum Einsatz [Führb80] . Mit diesen Verfahren lassen sich gute Reinigungsergebnisse in nichtbegehbaren Kanälen erzielen.

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Bild 3.2.4.2-3: 

Inkrustiertes Rohr [FI-Heitkb]

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Bild 3.2.4.2-4: 
Stahlfedermolch [FI-Heitkb]
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Bild 3.2.4.2-5: 

Blick in die Startbaugrube mit aufgeschnittenem Stahlrohr und Stahlfedermolch [FI-Teerb]

 

Der haltungsweise Aufbau der Winden, das Einführen des Zugseiles und der Reinigungsgeräte sind jedoch sehr aufwendig und langwierig. Neben diesen schweren körperlichen Arbeiten unter unhygienischen Bedingungen entsteht außerdem ein erheblicher Arbeitsaufwand für die Entfernung der Ablagerungen aus den einzelnen Schächten mit Eimern und Winden, es sei denn, es kommen Schlammsaugwagen zum Einsatz. Diese Methode sollte deshalb heute nur noch in solchen Fällen angewendet werden, bei denen die betreffenden Kanalstrecken nicht von schweren Fahrzeugen erreicht werden können [ATV95:BandI+II] .

Eine Spezialentwicklung zur Beseitigung von Ablagerungen in Kanälen größerer Nennweite (800 ≤ DN ≤ 3200) ohne Unterbrechung des Abflusses stellt das halbautomatisch arbeitende Reinigungssystem "Sielwolf" dar [Kupcz87] .

Der Sielwolf wird mit einer Winde durch die zu reinigende Haltung gezogen, wobei das Lösen der Ablagerungen durch Kernstrahldüsen, die einen luftummantelten Wasserstrahl erzeugen, erfolgt. Durch den Lösevorgang wird eine Suspension hergestellt, die mittels einer Pumpe in Absetzcontainer gepumpt wird (Animation 3.2.4.2-2) (Bild 3.2.4.2-6) (Bild 3.2.4.2-7) (Bild 3.2.4.2-8) (Bild 3.2.4.2-9) (Bild 3.2.4.2-10) .

Animation 3.2.4.2-2: 

Prinzipdarstellung des Systems "Sielwolf" [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 3.2.4.2-6: 

Sielwolfanlage ohne Steuerstand [Kupcz1987]

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Bild 3.2.4.2-7: 

Sielwolf [Kupcz87]

Der Pumpe ist ein Reißwerk als Einlaufschutz vorgeschaltet, das nur Stoffe mit Abmessungen bis 50 mm passieren läßt und sperriges Gut sowie Textilien zerkleinert.

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Bild 3.2.4.2-8: 

Sielwolf [Kupcz87] - Steuerstand

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Bild 3.2.4.2-9: 

Sielwolf [Kupcz87] - Grobstoffbehälter und Siebmaschine

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Bild 3.2.4.2-10: 

Sielwolf [Kupcz87] - Hydrozyklon und Spülwasserbehälter

Dieses Verfahrensprinzip ist geeignet auch Ablagerungen mit einer Höhe bis 1,2 m zu lösen und zu fördern.

Beim "Kanaljumbo" (Animation 3.2.4.2-3) werden die Ablagerungen im Kanal durch Spezialdüsen zu einer Suspension verwirbelt und mittels einer Panzerpumpe über einen Druckschlauch DN 100 gefördert. Dabei können Materialien bis 90 mm Durchmesser und Textilien gefördert werden.

Das Reinigungsgerät wird mittels Seilwinde im Kanal von Schacht zu Schacht gezogen. Die dabei geförderte Suspension wird in Absetzcontainer geleitet und das gereinigte Wasser in den Kanal zurückgeführt.

Mit dem Kanaljumbo wurden u.a. Abwasserkanäle mit Eiquerschnitt 1050/1550 und 70 cm Sandablagerung sowie mit Kreisquerschnitt DN 2400 mit 140 cm Sandablagerung mit Erfolg gereinigt. Pro Tag wurden dabei bis 30 m3 Sand aus dem Kanal gefördert, entwässert und zur Deponie transportiert. Eine Besonderheit des Gerätes besteht darin, daß zum Antrieb Druckwasser und kein Strom benutzt wird.

Einen weiteren besonderen Reinigungsgerätetyp stellen die aus dem Gas- und Wassersektor sowie der Pipelinetechnik bekannten Molche dar [Führb80] [Arsco79] [Jenki68] [Jordan] [Walsk84] . Sie finden ausschließlich Anwendung in Druckleitungen und werden vom Transportmedium durch die zu reinigende Leitung gedrückt (Animation 3.2.4.2-4) .

Je nach Verschmutzungsgrad kann ein stufenweiser Abbau der Ablagerungen durch verschiedene, der Situation angepaßte Molchtypen (Bild 3.2.4.2-11) erfolgen.

Animation 3.2.4.2-3:  Prinzipdarstellung des Systems "Kanaljumbo" in Anlehnung an Firmeninformationen der KMG Deutschland [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]
Animation 3.2.4.2-4:  Prinzipskizze der mechanischen Reinigung einer Druckleitung mit Molch in Anlehnung an [WRC84b] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]
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Bild 3.2.4.2-11: 

Reinigungsmolche [FI-RRS]

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)