Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Injektionsmittel auf der Basis von Acrylharz

Diese Mittel, die mit unterschiedlichsten Bezeichnungen auf dem Markt sind, werden für Abdichtungszwecke (Abschnitt 5.2.2.3) eingesetzt.

Das wasserlösliche Acrylharz wird, mit Polymerisationsbeschleuniger bzw.-verzögerer und Wasser verdünnt, mit einem für die Polymerisation unerläßlichen Katalysator gemischt und anschließend verpreßt. Die Lösung mit einer Viskosität zwischen 1 und 4 MPa s polymerisiert zu einem transparenten und elastischen Gel. Das Gel quillt unter Einwirkung von Wasser auf bzw. schrumpft bei Trockenheit. Der Vorgang ist reversibel.

Als Katalysator wird Natriumpersulfat, als Beschleuniger ein modifiziertes Triethanolamin (TEAG) und als Verzögerer Kaliumhexacynoferrat (III) (Kaliumferricyanid) eingesetzt [Berry82] [Clark82] .

In der Praxis kommen z.Zt. viele Rezepturen zur Anwendung. Alle basieren auf den gleichen Ausgangsstoffen.

Die Topfzeit (vom Zeitpunkt des Mischens der Komponenten bis zur Gelbildung der Injektionslösung) läßt sich durch unterschiedliche Dosierung der einzelnen Komponenten des katalytischen Systems von einigen Sekunden bis über 60 min einstellen.

Ein älteres Harz dieses Typs mit dem Handelsnamen AM 9 wurde in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund nachgewiesener Grundwasserverunreinigungen und Gesundheitsschädlichkeit vom Markt genommen. Aus diesem Grund lehnen einige Kommunen Acrylharze ab, da sie trotz werksseitig anderslautender Gutachten [Donel84] eine Gefährdung von Baugrund und Grundwasser befürchten. Nach Firmenangaben [FI-Röhm] weisen Weiterentwicklungen der Injektionsmittel auf der Basis von Acrylharzen einen Teil dieser Nachteile nicht mehr auf. Sie enthalten kein Acrylamid bzw. dessen Derivate. Da keine Aktivatoren benötigt werden, sind sämtliche Bestandteile des Harzes polymerisierbar, d.h. härtbar.

Wie bei allen (Meth-)acrylat-Injektionsharzen dient als Härter Natriumpersulfat [Rietz89] .

Allgemeine Eigenschaften:

  • Viskosität nahe bei der von Wasser,
  • Verdünnungsgefahr durch anstehendes Grundwasser während der Injektion,
  • im ausgehärteten Zustand unlöslich in Wasser und Kohlenwasserstoffen,
  • Volumenveränderung in Abhängigkeit der Umgebungsfeuchtigkeit,
  • nur kurze Lagerungszeit der vorgemischten Einzelkomponenten von 2 bis 3 Tagen,
  • säure-, alkali- und mineralsalzbeständig,
  • Zugabe von Herbiziden als Wurzelhemmer möglich,
  • nur für Abdichtungszwecke geeignet.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)