Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Rißbewegungen

Hier muß unterschieden werden zwischen zur Ruhe gekommenen und noch in Bewegung befindlichen (arbeitenden) Rissen.

Im ersten Fall werden keine weiteren Zusatzanforderungen an das Injektionsmittel gestellt. Hier kommen bei entsprechend großen Rißbreiten auch Injektionsmittel auf der Basis von Zement zur Anwendung, die von Natur aus einen für Injektionsmittel relativ hohen Elastizitätsmodul besitzen und hierdurch keine Bewegungen zulassen. Im Falle von Bewegungen wären Abrisse und erneute Durchfeuchtungen die Folge.

Sind Rißbewegungen zu erwarten, so sollte entweder zunächst die Ursache dieser Bewegungen erkannt und behoben oder die Rißinjektion mit einem Mittel durchgeführt werden, welches den dabei auftretenden mechanischen Beanspruchungen, z.B. durch entsprechende Scherfestigkeit, Elastizität, genügt.

Eine Injektion scheidet aus, wenn sich Risse wie Fugen öffnen und schließen (der Riß als Antwort des Bauwerkes auf fehlende Fugen). In einem solchen Fall müssen durch Aufschneiden wirksame Bewegungsfugen hergestellt und als solche plasto-elastisch abgedichtet werden (Abschnitt 5.2.3.2.2) [Depke86] .

Welchen Einfluß z.B. die Rißbreite auf die erforderliche Elastizität und Flexibilität des ausreagierten Injektionsmittels haben kann, zeigt folgendes Beispiel:

Tritt bei einer Rißbreite von 0,3 mm eine weitere Öffnung um nur 0,1 mm auf, so müßte das Injektionsmittel eine Dehnung von 33 % zulassen. Dies wird in der Praxis wegen der geringen Querschnittsstärke und der dadurch eingeschränkten Einschnürung kaum möglich sein. In solchen Fällen nutzt man heute die relativ hohe Flexibilität schäumender Injektionsmittel aus, die zusätzlich über ein gutes Haft- oder Klebevermögen verfügen. Hierbei erfolgt die Einschnürung des Ausgangsquerschnittes durch Verformung der Poren innerhalb des elastischen Materials.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)