Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Oberflächenvorbehandlung

Oberflächenvorbehandlung zur Ausbesserung von Kanälen aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton

Betonflächen, die als Untergrund für eine Reparaturmaßnahme dienen sollen, müssen stets im ungeschädigten Beton liegen, d. h. sie müssen frei sein von:

  • Verschmutzungen,
  • nicht tragfähigen Altanstrichen,
  • abmehlenden Feinmörtelschichten und
  • allen sonstigen verbundmindernden Bestandteilen (z.B. schädliche Salze, wie Sulfate, Nitrate) sein.

Der Betonuntergrund ist so vorzubereiten, daß zwischen dem aufzutragenden Reparaturmörtel und dem Altbeton ein fester und dauerhafter Verbund erzielt wird. Befindet sich die Bewehrung im carbonatisierten Bereich des Betons, muß sie freigelegt werden und ebenso wie bereits durch Korrosion des Betons sichtbare Bewehrungsstähle entrostet werden.

Für die Reinigung stehen

  • mechanische,
  • thermische und
  • chemische Verfahren

zur Verfügung (Tabelle 5.2.1.3.1-1) (Abschnitt 3.2.1) .

Tabelle 5.2.1.3.1-1: 

Verfahren für die Untergrundvorbereitung bei der Reparatur von Beton- und Stahlbetonbauteilen [ZTVSIB90]

1 2 3 4 5 6
Verfahren Anwendungszweck Anwendungs-
bereich
Anforderungen Mindestumfang der Nachbearbeitung
Art Gerät, Material, Stoff 1 2 3 4 5
1 Stemmen Hammer
Meißel
von Hand x x x     örtlich, für kleinere Flächen Beschädigungen des Betonstahls sind zu vermeiden; besondere Vorsicht bei Spanngliedern Strahlen
  Preßluft o. elektrisch a)
  Nadelpistole x x   (x)
g)
       
2 Bürsten Rotierende Stahlbürsten x x   (x)
g)
  Anwendungs-
bereich ist geräteabhängig
  Säubern
3 Fräsen Walzen-Fräse x x x     großflächige Abtragung; auf waagerechten Oberflächen Betonabtrag je Arbeitsgang ≤ 5 mm höhengleiche Überlappung der Fräsenbahnen ≤ 5 cm; Einsatz eines elektronischen Nivelliergerätes Strahlen einschließlich unbehandelter verbliebener kleinerer Flächen
4 Schleifen Schleifgerät x x       örtlich, für kleinere Flächen   Säubern
5 Flamm-
strahlen
Geräte zur thermischen und mechanischen Behandlung b) x x       waagerechte und senkrechte Flächen Gemäß DVS 0302 aber mit Geschwindigkeit ≤ 1,0 m/min und mechanischem Vortrieb Säubern nach mechanischer Behandlung
6 Staub-
freies Strahlen
Strahlen mit festen Strahlmitteln bei gleichzeitigem Absaugen x x (x)
c)
x   geräteabhängig auf waagerechten und/oder senkrechten Flächen    
7a Strahlen Druckstrahlen mit festen Strahlenmitteln x x (x)
c)
x   waagerechte und senkrechte Flächen Staubschutz erforderlich; Gefahrstoff-
verordnung beachten; Druckluft ölfrei! d)
Säubern
7b Nebenstrahlen x x (x)
c)
(x)
h)
  waagerechte und senkrechte Flächen Staubschutz entfällt Säubern
7c Druckstrahlen mit Wasser-Sand-
Gemischen und Feuchtstrahlen
x x (x)
c)
(x)
h)
  waagerechte und senkrechte Flächen Druckluft ölfrei! d) Säubern
7d Druck-
wasserstrahlen
x x (x)
e)
(x)
h)
  waagerechte und senkrechte Flächen   Säubern
8a Säubern Abblasen mit Druckluft         x vorzugsweise auf nicht waagerechten Flächen Druckluft ölfrei! d) Staubschutz erforderlich!  
8b Absaugen mit Industriesaugern         x Regelverfahren auf großen waagerechten Flächen Verwendete Sauger müssen Wasser und grobe Teile aufnehmen können  
8c Wasserstrahlen, Dampfstrahlen, Heiß-
wasserstrahlen
(x)
f)
      x Entfernen von atmosphärischen Verunreinigungen auf der Betonunterlage    
Anwendungszweck (Spalte 3)
1 = Entfernen der Reste von Beschichtungen und Nachbehandlungsfilmen sowie von oberflächigen Verunreinigungen
2 = Entfernen von Zementschlämmen und minderfesten Schichten
3 = Abtragen von schadhaftem Beton/Betonersatz sowie Freilegen der Bewehrung
4 = Entfernen von Rostprodukten an freiliegender Bewehrung und anderen Metallteilen
5 = Säubern der Betonunterlage von Wasser, Staub und losen Teilen

Erläuterungen
a) Gefahr der tiefergreifenden Zerstörung des Betons
b) Die thermisch geschädigten Bereiche des Betons sind zu entfernen.
c) Grad des Betonabtrags ist abhängig vom Druck und von der Art und Menge des Strahlmittels
d) Ölfrei: Die eingesetzten Baukompressoren müssen Ölausscheider mit einem nachgewiesenen Wirkungsgrad von £ 0,01 ppm Restölgehalt haben.
e) Grad des Betonabtrages ist druckabhängig
f) Reste von Beschichtungen können nicht mehr entfernt werden.
g) Nicht für zu beschichtende Bewehrungen oder andere Metallteile
h) Ggf. trocken nachstrahlen

Bei den Hochdruckreinigungsverfahren ist auf eine ordnungsgemäße Entsorgung des mit Wasser gebundenen oder im Wasser gelösten Strahlgutes zu achten, das häufig nicht einfach in die Kanalisation geleitet werden darf [Ruffe90] .

Wegen ungenügender Kontrollmöglichkeiten und der Risiken, die mit der Anwendung und Entsorgung chemischer Reinigungsmittel verbunden sind, wird empfohlen, diese möglichst nicht einzusetzen. Die ZTV-SIB 90 [ZTVSIB90] sieht chemische Reinigungsverfahren nicht vor.

Zum Entrosten korrodierter Bewehrungsstähle dürfen nur mechanische Verfahren angewendet werden [DAfStB:1992] . Das manuelle Entrosten mit einer Drahtbürste kommt als Notbehelf heute nur noch in Ausnahmefällen und bei örtlich eng begrenzten Reparaturmaßnahmen zur Anwendung.

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