Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Elastische Dichtmittel

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Bild 5.2.3.2.2.1-1: 

Abdichtung von Rohrverbindungen im begehbaren Nennweitenbereich mit elastischem Dichtring [FI-Denso] (IfK, Bochum) - Fugenfräse im Einsatz

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Bild 5.2.3.2.2.1-2: 

Abdichtung von Rohrverbindungen im begehbaren Nennweitenbereich mit elastischem Dichtring [FI-Denso] (IfK, Bochum) - Zahnkranz zur Führung der Fugenfräse

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Bild 5.2.3.2.2.1-3: 

Abdichtung von Rohrverbindungen im begehbaren Nennweitenbereich mit elastischem Dichtring [FI-Denso] (IfK, Bochum) - Blick auf die Rohrverbindung nach durchgef

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Bild 5.2.3.2.2.1-4: 

Hydrotite-Dichtungsprofil - Vor dem Quellen und in gequollenem Zustand [FI-TPH]

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Bild 5.2.3.2.2.1-5: 

Hydrotite-Dichtungsprofil - Einfluß des pH-Wertes und der Wasserbewegung auf das Hydrotite-Dichtungsprofil [Guina88]

Elastische Dichtmittel sind nach DIN 19543 [DIN19543:1982] "Dichtmittel aus Elastomeren, die durch elastische Verformung in die zu dichtenden Fugen eingebracht werden. Ihre Dichtwirkung gegen unter Druck stehende Flüssigkeiten ist abhängig von den durch die Verformung des Dichtmittels entstehenden gummielastischen Rückstellkräften."

Sie müssen den Anforderungen nach DIN 4060 [DIN4060:1998] und DIN EN 681-1 [DINEN681-1:1998] entsprechen und ein gleichmäßiges Gefüge besitzen. Ihre Oberfläche darf keine Fehler und Unregelmäßigkeiten aufweisen, die ihre Funktion stören könnten.

Die Dichtwirkung beruht, wie bereits erwähnt, auf den Anpreßkräften durch die angrenzenden Bauteile (Kompressionsdichtung) infolge der Rückstellkräfte, die in Abhängigkeit der Härte des Elastomers durch die Verformung des Dichtungsprofiles beim Einbringen in die Fuge erzeugt werden (Abschnitt 1.7.7.2) . Ein Verkleben ist im allgemeinen nicht notwendig [Stein82a] [Fried86] .

Eine wichtige Voraussetzung für die Dichtwirkung elastomerer Dichtungsprofile ist die Einhaltung der Mindestverformung zur Erzielung der für das ständige Anpressen an die Fugenwände erforderlichen Vorspannung.

Die zu dichtende Fuge oder Rohrverbindung muß deshalb genau vermessen werden. Bei der Festlegung des Profils sind die durch Bauteilbewegungen zu erwartenden Änderungen der Fugenbreite und der auf die Fugen einwirkende Wasserdruck zu berücksichtigen.

Im übrigen gilt in der Bundesrepublik Deutschland bei Betonbauteilen für die konstruktive Ausbildung der Fuge und die Oberfläche der Bauteile im Fugenbereich DIN 18540 [DIN18540:1995] : "Die Fugenflanken müssen bis zu einer Tiefe von t = 2b (b = Fugenbreite) parallel verlaufen, um dem Hinterfüllmaterial ausreichend Halt zu verschaffen. … Die Fugenflanken müssen so fest und tragfähig sein, daß sie die Zugspannungen aufnehmen können, die durch den Fugendichtstoff auf sie einwirken. … Mörtel zur Ausbesserung schadhafter Stellen im Fugenbereich muß ausreichend fest und rißfest sein, eine weitgehend porenfreie Oberfläche haben und ausreichend am Beton haften". Gegebenenfalls sind zu rauhe Fugenflanken zu glätten.

Auf der Grundlage der elastischen Dichtmittel arbeitet das Fermadur-Verfahren , bei dem ein Dichtungsprofil mit kreisförmigem Querschnitt eingesetzt wird [FI-Denso] (Bild 5.2.3.2.2.1-1) (Bild 5.2.3.2.2.1-2) (Bild 5.2.3.2.2.1-3) .

Zur fachgerechten Abdichtung von Rohrverbindungen im Nennweitenbereich > DN 1200 wurde eine auf die speziellen Einsatzbedingungen in Kanälen abgestimmte Rohrfugenfräse entwickelt, mit der die Stoßfugen im Rohr exakt auf die notwendige Breite (mindestens 15 mm) und Tiefe (mindestens 50 mm) aufgeschnitten werden können. Damit ist eine gleichmäßige Vorspannung des elastomeren Dichtungsprofils sichergestellt [FI-Stroba] .

Nach Herstellerangaben kann bei hoher Verformung Dichtheit bis zu einem Wasserdruck von 1,0 bar erzielt werden. Ein Verkleben an den Fugenflanken ist nicht erforderlich.

Zu den elastischen Dichtmitteln zählt auch die aus Japan stammende Hydrotite-Dichtung. Sie besteht aus einer extrudierten, quellfähigen Chloropren-Gummimischung, die mit einem wasseraufnehmenden Harz kombiniert ist. Sie wird zu Dichtungsbändern mit runden, rechteckigen sowie Sonderquerschnitten in verschiedenen Abmessungen verarbeitet.

Mit herkömmlichen Neopren kombinierte Dichtmittel stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Quellwirkung wird beeinflußt durch Konzentration und Art der im Wasser gelösten Salze, die Wasserbewegung sowie den pH-Wert des Wassers (Bild 5.2.3.2.2.1-4) (Bild 5.2.3.2.2.1-5) [Guina88] . Bei neutralem Wasser sind Volumenvergrößerungen bis zum 10-fachen des Ausgangsvolumens mit entsprechendem Druck auf die Fugenflanken möglich [FI-TPH] .

Zur Erzielung der anfänglichen Dichtwirkung werden Querschnitte und Abmessungen so gewählt, daß für das ungequollene Material die für elastische Dichtmittel übliche Vorspannung erzielt wird.

Solange die Dichtung in Wasserkontakt bleibt, wird nach Herstellerangaben der einmal erzielte Anpreßdruck aufrechterhalten.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)