Auskleidung mit Ortslaminaten
Unter Ortslaminaten ist nach ATV-M 143 Teil 4 [ATVM143-4b] die Auskleidung mit faserverstärkten Harzmassen zu verstehen, wobei großflächige Ortslaminate Sonderfälle darstellen. Sie sind selbsttragend zu dimensionieren und mit Befestigungselementen zu verbinden. Ein Haftverbund mit dem Untergrund ist rechnerisch nicht anzusetzen. Kanalatmosphäre und feuchte Untergründe erschweren eine technisch einwandfreie Ausführung.
Der Arbeitsablauf der Auskleidung eines Einsteigschachtes aus Beton mit Ortslaminat gestaltet sich wie folgt [Biele87a] [Damma88] :
- Betonflächen entgraten und mit Stahlbesen reinigen, Ölreste entfernen.
- Aufkleben eines Trennlagenvlieses (Dränage) mit wasserdampfdurchlässigem Kunstharz-Dispersionskleber in Bahnen von 1,0 m Breite; zwischen den Bahnen bleibt ein Abstand von ca. 1 cm. Dieser Abstand ist auch in den Ecken einzuhalten (heute ersetzt durch GFK-Platte s.u.).
- Eventuell Ausbildung eines Eckprofils.
- Weiterführung der Dränagekanäle über die Auftrittsflächen ins Gerinne.
- Die 1 cm-Fugen sind mittels Klebeband abzudecken.
- Dränagevlies: z.B. Pegutan-Trennlagenvlies oder ähnliches (verrottungsbeständig).
- Auftragen der 1. Beschichtungslage, bestehend aus einer pulvergebundenen, korrosionssicheren Glasfasermatte 450 g/m (z.B. ECR-Glas) und ungesättigtem katalysiertem Polyesterharz auf Isophtalsäure-Basis.
- Aufbringen der 2. Lage Laminat wie vor, entweder naß in naß auf die 1. Schicht oder auch nach zwischenzeitlich erfolgter Anhärtung.
- Nach Aushärtung der 2. Lage Setzen von 9 Kunststoffdübeln pro Quadratmeter.
- Reinigen der Flächen von Bohrstaub; Aufbringen der 3. und 4. Lage. Auf ein luftblasenfreies Laminat in allen 4 Lagen ist größter Wert zu legen (Abschnitt 5.3.2.4) .
- Im Treppen- und Laufflächenbereich Aufbringen einer 5. und 6. Lage.
- Aufbringen von 2 Top-Coats (400 - 500 g je Anstrich) aus ungesättigtem, thixotrop eingestelltem Polyesterharz gleicher Güte. Dem letzten Deckenanstrich wird eine 5%-ige Paraffinlösung beigegeben.
- Abstreuen des frischen Top-Coats im Bereich der Laufflächen mit Korund.
Die Gesamtschichtdicke des aufgebrachten Laminates beträgt:
- im Bereich der Auftritte und Laufflächen 7 mm,
- im Bereich der Wände 5 mm.
Bei der Herstellung von Ortslaminaten sind unter In-situ-Bedingungen Arbeitsproben anzufertigen, die einer Fremdüberwachung unterzogen werden. Zur Qualitätskontrolle soll das Laminat bis zum Aufbringen des letzten Top-Coats farblos bleiben. Einen Überblick über weitere Prüfungen und Nachweise zur Qualitätssicherung vermittelt (Tabelle 5.3.3.5-2) .
Während der Auskleidung mit GFK-Laminat und dessen Aushärtung ist die jeweils vorgegebene Raumtemperatur einzuhalten.
Um die Dränage der im oberen Bereich ausgeführten GFK-Auskleidung ins Gerinne zu gewährleisten, ist im Podestmauerwerk an der Schachtwand eine 5 cm tiefe umlaufende Fuge vorzusehen, in welche die Auskleidung einbindet. Aus dieser Fuge heraus sind hinter dem Gerinnemauerwerk Leerrohre mit ca. 3 cm2 Querschnitt in einem Abstand von 1,5 bis 2,0 m zu verlegen, die 15 cm über der Gerinnesohle in den Querschnitt ausmünden. Die umlaufende Fuge ist im oberen Bereich mit einer geeigneten elastomeren Fugendichtungsmasse auf Polyurethanbasis zu schließen (Bild 5.3.3.5-1) .
Die Erfahrungen mit dem nachträglich aufgebrachten GFK-Laminat zeigten, daß diffundierendes und drückendes Grundwasser ohne Belastung für die Beschichtung abgeleitet wird.
Das oben beschriebene Verfahren wurde in den letzten Jahren etwas modifiziert. Anstelle des Trennlagenvlieses wird eine vorgefertigte, ca. 2 mm dünne GFK-Platte vor Ort montiert und anschließend laminiert. Das Endprodukt stellt dann eine nahtlose und nicht durch Befestigungselemente gestörte Innenauskleidung dar.
Nachträglich aufgebrachte GFK-Laminate zeichnen sich durch gute örtliche Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Bauwerksformen und hohe Festigkeiten aus.
Bevorzugte Anwendungsbereiche sind Ortbetonschächte, bei denen der Gerinnebereich mit den entsprechenden Leiter- und Dammbalkennischen sowie evtl. Einmündungen in Mauerwerk ausgeführt sind (Bild 5.3.3.5-1) .
Nachteilig sind die relativ aufwendige Herstellung und der dadurch bedingte Zeitbedarf. Insgesamt wurden mit diesem System in Hamburg positive Erfahrungen gesammelt [Biele87a] [Hambu85c] .