Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Mechanisierte Aufspritzverfahren

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Bild 5.3.1.8.4-1: 

Prinzipskizze eines Spritzautomaten für Trocken- (rechts) und Naßspritzverfahren (links) zur Beschichtung von Großbohrlöchern im Steinkohlenbergbau [Großk85]

Die gegenwärtigen Bemühungen zielen darauf ab, Beschichtungen auf der Basis von Aufspritzverfahren generell, hinsichtlich Kosten, Materialqualität sowie Unfall- und Verletzungsgefahren durch Mechanisierung zu verbessern.

Einen ersten Ansatz stellte die beim Preload-Verfahren [Atkin50] in den 40er und 50er Jahren eingesetzte Spritzmaschine dar. Bei dieser für die Beschichtung von Wasserleitungsrohren mit Kreisquerschnitt konzipierten Maschine erfolgte der Mörtelauftrag im Trockenspritzverfahren über eine rotierende Spritzdüse. Zum Glätten dienten, wie bei den Anschleuderverfahren, rotierende Glättkellen. Die Bedienung wurde vor Ort von einem auf der Maschine mitfahrenden Maschinenführer vorgenommen.

Eine ähnliche Entwicklung, deren Einsatz auch für die Beschichtung von Kanälen und tiefen kreisförmigen Einsteigschächten denkbar ist, fand in den letzten Jahren im Steinkohlenbergbau zur Beschichtung von Großbohrlöchern statt. Die Prinzipskizze des dabei eingesetzten Spritzautomaten, der sowohl im Trocken- als auch Naßspritzverfahren arbeiten kann, zeigt (Bild 5.3.1.8.4-1) [Großk85] . Dieses Prinzip findet unter der Bezeichnung "SBS-Molch" bei der Herstellung von Beschichtungen im Trockenspritzverfahren in begehbaren Kanälen (≥ DN 1100) Anwendung.

Die Spritzdüse ist auf einem selbstfahrenden Trägerfahrzeug montiert und wird von einem Maschinenführer überwacht (Animation 5.3.1.8.4-1) (Bild 5.3.1.8.4-2) (Bild 5.3.1.8.4-3) . Die integrierte Öl-Hydraulik erlaubt nicht nur das Aufspritzen der Beschichtung sondern auch den Betrieb weiterer Arbeitsgeräte im Rahmen der vorbereitenden Maßnahmen, wie z.B. Sandstrahl-, Reinigungs-, mechanischer Kratz-, Bohr- und Injektionsgeräte. Die Düse ist an einer stufenlos um 360° schwenkbaren Dreheinrichtung montiert, die manuell zur Verfüllung fehlender Rohrwandbereiche gestoppt werden kann.

Animation 5.3.1.8.4-1:  SBS-Molch - Beschichtung begehbarer Kanäle im Trockenspritzverfahren in Anlehnung an [NN90a] [FI-SBS] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH] - Prinzipdarstellung
[FI-SBS] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH] - Prinzipdarstellung
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Bild 5.3.1.8.4-2: 

SBS-Molch - Beschichtung begehbarer Kanäle im Trockenspritzverfahren [NN90a] [FI-SBS] - Blick auf das Spritzgerät

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Bild 5.3.1.8.4-3: 

SBS-Molch - Beschichtung begehbarer Kanäle im Trockenspritzverfahren [NN90a] [FI-SBS] - Einsatzmöglichkeiten

Laut Herstellerangaben erlaubt diese Vorrichtung in Verbindung mit der stufenlos regulierbaren Fahrgeschwindigkeit die Herstellung glatter Beschichtungen ohne zusätzliche Glätteinrichtung in Kreis-, Ei- und Rechteckquerschnitten bei Renovierungsstrecken von mehreren 100 m [NN90a] [FI-SBS] .

Seit etwa 1960 werden im Bereich des Tunnel- und Bergbaues Entwicklungen von sogenannten Spritzmanipulatoren für die Verwendung in beliebigen Tunnel- oder Stollenquerschnitten betrieben, die eine ferngesteuerte Düsenführung und damit eine Entfernung des Düsenführers aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich ermöglichen [Egger84] [Handk85] [Gutho90b] [Maidl89] . Über den Einsatz solcher Geräte für Beschichtungen im Abwassersektor liegen noch keine Erfahrungen vor.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)