Verfahrensmodifikationen
Verfahrensmodifikationen des konventionellen Rohrstrangverfahrens beziehen sich vor allem auf die Gestaltung des Zugkopfes unter dem Aspekt, die Ringraumverfüllung zu vereinfachen und Hindernisse in der zu sanierenden Kanalhaltung unmittelbar im Rahmen der Reliningmaßnahme zu beseitigen.
Die erstgenannte Zielstellung kann z.B. mit einem modifizierten Spülbohrverfahren im Nennweitenbereich DN 75 bis DN 250 realisiert werden [Kleis96b] . In der ersten Arbeitsphase wird der Spülbohrkopf mit dem Bohrgestänge zwecks Reinigung durch die zu sanierende Leitung geschoben. Die Aufgabe der Reinigung übernehmen aus den Düsen des Spülbohrkopfes austretende Hochdruckwasserstrahlen. Nach Erreichen des Zielschachtes wird der Spülbohrkopf gegen einen Aufweitungskopf, auch Reamer genannt, ausgetauscht, an den über eine Drehwirbelverbindung der einzuziehende Rohrstrang angekoppelt wird. Der Aufweitungskopf besitzt ebenfalls Düsen, über die beim Zurückziehen die Verfüllsuspension in den Ringraum verpreßt wird (Animation 5.3.2.2.1.1.8-1) . Diese Verfahrenstechnik entspricht im Prinzip dem im (Abschnitt 5.3.1.7) erläuterten Verdrängungsverfahren.
Die Realisierung beider o.a. Zielstellungen ermöglicht das sog. Kaliberbersten [FI-Tracta] . Bei diesem Verfahren ersetzt ein dynamisch arbeitendes Bodenverdrängungsgerät (Abschnitt 5.4.3.5) den sonst üblichen, dem Rohrstrang vorgeschalteten Zugkopf. Neben der Führung der Rohrstranges übernimmt er im Bedarfsfall durch Zuschaltung dynamischer Rammenergie zusätzlich die Aufgaben, Hindernisse im Altkanal zu beseitigen bzw. Verengungen, Versätze und Deformationen rückzuformen und gleichzeitig den Ringraum mit einer Zement-Bentonit-Suspension zu verfüllen.
Das Verfahren ist nach Herstellerangaben einsetzbar bei Kreisprofilen ab DN 150 bis < DN 1000 und allen Schadensarten. Vorbereitende Maßnahmen an der Altleitung, wie z.B. Hochdruckreinigung oder die Beseitigung von Hindernissen, sind nicht erforderlich. Die Gefahr von Hohlraumbildung oder Totaleinsturz durch auslaufendes Erdreich bei der Beseitigung bzw. beim Abfräsen von Hindernissen besteht nach Herstellerangaben nicht. Das Kaliberbersten ermöglicht den Einzug von Rohrsträngen oder verschweißten Langrohren über Einziehbaugruben oder nach dem Windowing-Verfahren (Abschnitt 5.4.3.5) und von Kurzrohren bis DA 375 aus Schächten DN 1000 heraus.