Spezialverfahren
Unter Spezialverfahren werden nachfolgend Kurzrohrverfahren verstanden, bei denen durch Modifikationen versucht wird, einige der o.a. Nachteile zu vermeiden.
Beim Inter-Line-Verfahren geht man den Weg, die Tragfunktion PVC- oder PE-Kurzrohren mit ungedichteter Falzverbindung und die Dichtfunktion einem außen, zwischen Inliner und Kanalwandung liegenden, doppelwandigen PVC-Schlauch zuzuordnen [FI-Haywa] [NN88a] .
Der PVC-Schlauch weist einen geringfügig kleineren Durchmesser als der zu sanierende Kanal auf; er wird vor dem Einbringen der Kurzrohre in die Haltung eingezogen (Animation 5.3.2.2.2.10-1) und an der Wandung des Schachtes angeflanscht.
Im Einbindungsbereich von Hausanschlüssen werden Kurzrohre mit den entsprechenden Anschlußöffnungen verlegt.
Der zu verfüllende Ringraum wird durch die beiden Wände des PVC-Schlauches begrenzt und macht damit ein kontrolliertes Verfüllen ohne Verluste möglich. Zum Einsatz kommt ein niedrigviskoses Verfüllmaterial aus Bentonit und Flugasche mit einer Dichte von 1,7 g/cm3. Für eine Entlüftungsmöglichkeit am höher gelegenen Schacht ist zu sorgen. In dieser Phase wird der Inliner mit einem zuvor eingebrachten, wassergefüllten Schlauch ballastiert.
Anschlußkanäle zeichnen sich durch eine Ausbeulung des Dichtungsschlauches im Bereich der Anschlußöffnung ab. Sie werden nach erfolgter Ringraumverfüllung geöffnet (Abschnitt 5.3.2.2.1) . Nach Herstellerangaben sind zur Zeit Entwicklungen geplant, die ein thermisches Öffnen der Einbindungsbereiche von Anschlußkanälen bei sofortigem Verschweißen der beiden Folien in diesem Bereich ermöglichen. Wenn die Haltung keine Anschlußkanäle aufweist, kann anstelle des doppelwandigen ein einwandiger Dichtungsschlauch verwendet werden. Verfüllt wird in diesem Falle der Ringraum zwischen Dichtungsschlauch und zu sanierendem Kanal. Beide Verfahrensvarianten sind sowohl im nichtbegehbaren als auch im begehbaren Nennweitenbereich einsetzbar.
Die Vorteile dieser Verfahrenstechnik sind nach Herstellerangaben:
- einfache und kostengünstige Rohrverbindungskonstruktionen, da die Dichtheit gewährleistende Elemente entfallen (Animation 5.3.2.2.2.10-1) ,
- volumenmäßig gut kontrollierbare Ringraumverfüllung,
- keine Verschmutzung oder Verdünnung des Verfüllmaterials (Injektionsmittels),
- ein Verschließen der Anschlußkanäle zur Durchführung der Ringraumverfüllung entfällt.
Grundgedanke bei dem in Österreich entwickelten MCS-Inliner-Verfahren [FI-Mayre] ist die Schaffung einer schubsteifen Verbindung zwischen Inliner und Ringraumverfüllung, so daß analog zum Stahlbetonbau im Falle einer Biegebelastung dem Beton die Aufnahme der Druckkräfte und dem Inliner die Aufnahme der Zugkräfte übertragen werden.
Dem aus GFK-Rohren bestehenden Inliner (Bild 5.3.2.2.2.10-1) (Bild 5.3.2.2.2.10-2) (Bild 5.3.2.2.2.10-3) werden zu diesem Zweck Flachstahlbänder mit aufgeschweißten Kopfbolzendübeln einlaminiert, zusätzlich kann an der Außenseite eine Netzbewehrung angebracht werden.
Für die Verfüllung des nötigenfalls durch teilweises Abfräsen der Kanalinnenwand aufgeweiteten Ringraumes (Abschnitt 5.3.1.6) wird ein mit Mikrosilika und Quellmitteln versehener Mörtel verwendet, der Druckfestigkeiten bis 40 kN/mm2 erreicht. So können Schubspannungen bis 17 kN/mm2 und Zugspannungen bis 5 kN/mm2 übertragen werden.
Die Schwierigkeiten im Einbindungsbereich von Anschlußkanälen umgeht das Rintube-System durch bewußte Aussparung dieser Bereiche im Rahmen der Sanierungsmaßnahme [FI-Rintu] .
Dabei werden zunächst die gegenseitigen Abstände der Anschlußkanäle mit Hilfe einer Kanalfernsehkamera ermittelt, so daß die entsprechende Anzahl von Kurzrohren aus Polypropylen (PP) mit Baulängen von 300 mm und 500 mm sowie Außendurchmessern DA 110 bis DA 250 zugkraftschlüssig miteinander verbunden und nach dem Einziehverfahren in den Kanal eingebracht werden können. Da der Zugkopf in der Regel nicht manuell gelöst und geborgen werden kann, kommt eine hydraulisch im Anfangsrohr verspannte und ferngesteuert lösbare Vorrichtung zur Anwendung (Bild 5.3.2.2.2.10-4) (Bild 5.3.2.2.2.10-5) (Bild 5.3.2.2.2.10-6) (Bild 5.3.2.2.2.10-7) (Bild 5.3.2.2.2.10-8) (Bild 5.3.2.2.2.10-9) (Bild 5.3.2.2.2.10-10) (Bild 5.3.2.2.2.10-11) .
Anfangs- und Endrohre jedes Abschnittes sind mit einer speziellen Elastomerdichtung zur Herstellung eines gleichmäßigen Überganges zwischen Kanalinnenwandung und Inliner sowie einer umlaufenden Dichtmanschette versehen (Bild 5.3.2.2.2.10-4) (Bild 5.3.2.2.2.10-5) (Bild 5.3.2.2.2.10-6) (Bild 5.3.2.2.2.10-7) (Bild 5.3.2.2.2.10-8) (Bild 5.3.2.2.2.10-9) (Bild 5.3.2.2.2.10-10) (Bild 5.3.2.2.2.10-11) .
Letztere wird, nachdem der Inliner seine endgültige Position erreicht hat, jeweils von innen mit einem speziellen Packer und einem quellfähigen Dämmer injiziert. Sie bilden die Stirnschalung für die anschließende Verfüllung des Ringraumes.
Bei der rohrweisen Verfüllung des Ringraumes bietet es sich an, den Anschlußkanal für diesen Zeitraum mit einem Spezialpacker mit einer seitlich ausfahrbaren Abdichtblase zu verschließen.