Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Betriebsaufgaben

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Bild 5.7.1-1: 

Kanalnetzbetriebskosten in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl [MUNR96]

Die Angabe allgemeingültiger Kostengrößen für den Kanalbetrieb ist kaum möglich. Netzlänge, Netzalter, die Entwässerungsform und das Netzgefälle führen zu stark unterschiedlichen Kostengrößen. Pecher [Peche94] wertete Gebührenbedarfsberechnungen von 352 Städten mit einer Netzlänge von ca. 92.600 km aus und kam auf Betriebskosten für die Kanalisation von unter 30 DM/(E·a) (€ 15,34) bis über 170 DM/(E·a) (€ 86,92). Im Mittel sind etwa 117 DM/(E·a) (€ 59,82) zu erwarten, mit einem Personalkostenanteil an den Betriebskosten von etwa 40 %. Die längenbezogenen Kanalbetriebskosten wurden für die 352 untersuchten Städte im Mittel zu 17,14 DM/(m·a) (€8,92) festgestellt. Von einigen Bundesländern werden Hinweise zur Plausibilitätsprüfung vorhandener Betriebskosten für Kanalnetze gegeben. Als Beispiel diene (Bild 5.7.1-1) , aus dem in Abhängigkeit von der Zahl angeschlossener Einwohner Betriebskosten von etwa 85 DM/(E·a) (€ 43,46 )bis etwa 50 DM/(E·a) (€ 25,56) als realistische Größenordnungen hervorgehen [MUNR96] .

Aus dem ATV-A 147 [ATVA147-1] und den in einzelnen Bundesländern geltenden speziellen Vorschriften für die Zustandserfassung [EKVO93] [EigenkontrollVO89] [SüwVKan95] ergeben sich Kanalreinigung und Kanalinspektion als routinemäßige Betriebsaufgaben. Nur über länderspezifische Verordnungen werden Intervalle für die Zustandserfassung (zum Teil in Abhängigkeit von der Form der Inspektion) verbindlich festgelegt. Die Hinweise der ATV-Arbeitsblätter lassen den Netzbetreibern bei der Reinigung und der Zustandserfassung (Abschnitt 4.1) einen erheblichen Ermessensspielraum, der bei verantwortungsbewußter Ausschöpfung starken Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit der Betriebsführung besitzen kann.

Sach- und Personalkosten des Kanalbetriebs sind sowohl von den Intervallen als auch von der Wirtschaftlichkeit der konkreten Aufgabendurchführung abhängig. Die Intervalle sollten sich im Rahmen bestehender Verordnungen am tatsächlichen Bedarf orientieren. Dieser ergibt sich bei der Kanalreinigung aus einer zulässigen Verschmutzung, wobei Schmutz-, Misch- und Regenwasserkanäle sowie einzelne Netzlagen Unterscheidungskriterien sein können. Hinsichtlich des Bedarfs der Zustandserfassung wird üblicherweise häufig zunächst nur nach der Kanallage (z.B. in Wasserschutzgebieten) unterschieden und ansonsten von konstanten Inspektionsintervallen ausgegangen. Denkbar wäre darüber hinaus die Definition von Inspektionsintervallen in Abhängigkeit von dem Alter und dem Zustand der Kanäle.

Hochstrate/Schönborn [Hochs96b] beschreiben die Möglichkeit zur Festlegung selektiver Inspektionsstrategien. Dabei werden Kanalbestands- und Inspektionsdaten sowie Zustandsbewertungsergebnisse genutzt, um die zu erwartende Zustandsgeschwindigkeitsänderung von Haltungen zu berechnen. Insbesondere bei neuen Kanälen kann nach mängelfreier Gewährleistungsabnahme geprüft werden, ob das folgende Inspektionsintervall verlängert werden kann. Ebenso kann sich für bestimmte Altersgruppen oder aus dem Vergleich des aktuellen Zustandes einzelner Haltungen gegenüber dem mittleren Haltungszustand einer Altersgruppe ein kürzeres Inspektionsintervall ergeben. Unverzichtbar ist in jedem Fall eine vollständige Erstinspektion des Netzes (Abschnitt 4.2) .

Bei einer zehnjährlichen Netzinspektion und jährlicher Reinigung lassen sich bis zu 10% der Reinigungskosten durch die Koordinierung von Reinigung und Inspektion einsparen, wenn die jährliche Reinigung im Zusammenhang mit dem Inspektionsprogramm erfolgt. Nicht nur an diesem Beispiel zeigt sich die Kostenbedeutung einer genauen Arbeitsvorbereitung.

Hemer [Hemer96] beschreibt die organisierte Arbeitsvorbereitung als Werkzeug, Kanalbetriebsaufgaben bedarfsorientiert zu definieren und in ihrer Ausführung zu steuern. Die Organisationseinheit der Arbeitsvorbereitung erhält die Anforderungen der internen Bedarfsträger (beispielsweise für Reinigung, Inspektion, Reparaturen o.ä.) und stellt daraus sinnvolle Aufträge zusammen. Eine entscheidende Bedeutung haben die Dokumentation der Leistungserfüllung und deren charakteristische Daten (Zeitaufwand, festgestellte Verschmutzung, Materialverbrauch o.ä.), um die an den jeweiligen Objekten nächsten Tätigkeiten sukzessive zu optimieren. Hier können Methoden der Zeitwirtschaft sinnvoll zum Einsatz kommen, um die in den Kolonnen verfügbare Arbeitszeit vollständig zu nutzen. Unverzichtbar ist die Kopplung der Arbeitsvorbereitung und der Leistungsdokumentation an ein Kanalkataster. Sinnvoll ist die Verbindung dezentraler Betriebshöfe mit der zentralen Arbeitsvorbereitung durch ein EDV-Netzwerk.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)