Erneuerung in halboffener Bauweise

Die halboffene Bauweise, auch halboffener Rohrvortrieb genannt, ist dadurch charakterisiert, daß die neue, begehbare Leitung, wie beim hydraulischen Rohrvortrieb (Abschnitt 5.4.3.3) , von einer Startbaugrube aus bis zur Zielbaugrube vorgepreßt wird.

Der Abbau des Bodens und des außer Betrieb gesetzten Altkanals erfolgen im Schutze eines im Scheitel offenen Schneidschuhs von der Geländeoberfläche aus mit Hilfe eines Greifers oder Baggers. Hierfür dient ein in der Vortriebstrasse verlaufender und bis zum Vortriebsrohr reichender schmaler, verbauter Graben #optionallink('27785">, (Bild 5.4.2) (Bild 5.4.2-4) . Eine Schottwand am Ende des Schneidschuhs verhindert das Eindringen von Boden und Grundwasser in den vorgepreßten Rohrstrang, so daß bei Grundwasserständen bis etwa Kämpferhöhe eine GW-Absenkung entfallen kann. Die Breite der Baugrube und des Schlitzes im Schneidschuh ist abhängig von der Größe des Greifers und der Tiefe der Baugrube und beträgt etwa 1,2 - 1,5 m.

Die Vorteile dieses patentierten Verfahrens gegenüber der offenen Bauweise erstrecken sich vor allem auf die Reduzierung des Aufbruchs des Straßenbelags und dessen Wiederherstellung, der Erdarbeiten (Bodenaushub und Verfüllung), der Verbauflächen, der Wasserhaltungskosten und der Beeinträchtigung benachbarter baulicher Anlagen und Bepflanzungen.Bei fachgerechter Ausführung erhält der neue Kanal eine ideale Bettung.

Das Verfahren ist einsetzbar bei Haltungslängen bis 200 m. Kurvenpressungen sind grundsätzlich möglich. Alle Anschlußkanäle sind vorab in offener Bauweise abzutrennen (Abschnitt 5.5) . Bei der Neuverlegung von Leitungen in dieser Bauweise wurden Verlegegeschwindigkeiten von 35 bis 95 m pro Tag erreicht [Uffma87] .

Ein Beispiel für die Erneuerung eines begehbaren, gemauerten Abwasserkanals 1720/2150 in halboffener Bauweise zeigen (Bild 5.4.2-1) , (Bild 5.4.2-2) , (Bild 5.4.2-3) und (Bild 5.4.2-4) [Karna94] . Die durchschnittliche Vortriebsleistung betrug in diesem Fall unter Berücksichtigung der Rüstzeiten und Kanalabbrucharbeiten 6 bis 7 m pro Arbeitstag; die Maximalleistung 42 m pro 10-Stunden-Schicht.

Alle Bauarbeiten in offener Bauweise sind unter Beachtung von DIN EN 1610 [DINEN1610:1997] und der Schutzmaßnahmen für die Arbeitssicherheit durchzuführen.

Für die Ausschreibung, statische Berechnung, Durchführung und Prüfung der Bauarbeiten in geschlossener Bauweise gelten die Ausführungen des (Abschnitt 5.4.3.3) .

Bild 5.4.2-1:  Erneuerung eines gemauerten Abwasserkanals in halboffener Bauweise in Anlehnung an [Karna94] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH] - Längsschnitt Karna94 Karnath, U.: Erneuerung eines Abwasserkanals in halboffener Bauweise. abwassertechnik (awt) (1994), H. 5, S. 15-16. Quelle: STEIN Ingenieure GmbH Bildmaterial und Visualisierungen: STEIN Ingenieure GmbH, Bochum. Uffma87 Uffmann, H.-P.: Moderne Verfahren der offenen Bauweise. Dokumentation I, Internationaler Kongress Leitungsbau 87, Hamburg , S. I/739-I/751. Karna94 Karnath, U.: Erneuerung eines Abwasserkanals in halboffener Bauweise. abwassertechnik (awt) (1994), H. 5, S. 15-16. DINEN1610:1997 DIN EN 1610: Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen (10.97).

Bild 5.4.2-2:  Erneuerung eines gemauerten Abwasserkanals in halboffener Bauweise in Anlehnung an [Karna94] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH] - Querschnitt Karna94 Karnath, U.: Erneuerung eines Abwasserkanals in halboffener Bauweise. abwassertechnik (awt) (1994), H. 5, S. 15-16. Quelle: STEIN Ingenieure GmbH Bildmaterial und Visualisierungen: STEIN Ingenieure GmbH, Bochum.

Bild 5.4.2-3:  Erneuerung eines gemauerten Abwasserkanals in halboffener Bauweise [Karna94] - Blick auf Startbaugrube und Greiferschlitz Karna94 Karnath, U.: Erneuerung eines Abwasserkanals in halboffener Bauweise. abwassertechnik (awt) (1994), H. 5, S. 15-16.

Bild 5.4.2-4:  Erneuerung eines gemauerten Abwasserkanals in halboffener Bauweise [Karna94] - Aushub des Mauerwerks aus dem Schneidschuhbereich Karna94 Karnath, U.: Erneuerung eines Abwasserkanals in halboffener Bauweise. abwassertechnik (awt) (1994), H. 5, S. 15-16.