Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Rohrausziehverfahren

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Bild 5.4.3.6-1: 

Rohrausziehverfahren für die Erneuerung von Gußrohrleitungen (Hydros-System) in Anlehnung an [FI-Klug] - Schematische Darstellung [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 5.4.3.6-2: 

Rohrausziehverfahren mit Spaltkegel für die Erneuerung von Gußrohrleitungen (Hydros-System) [FI-Klug] - Adapter

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Bild 5.4.3.6-3: 

Rohrausziehverfahren mit Spaltkegel für die Erneuerung von Gußrohrleitungen (Hydros-System) [FI-Klug] - Spaltkegel

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Bild 5.4.3.6-4: 

Erforderliche Zugkraft bei Anwendung des Rohrausziehverfahrens [Stein88a]

Ein Vertreter der Rohrausziehverfahren ist das Hydros-System (Hydraulisches Rohrzug- und Spaltverfahren) [FI-Klug] [Beyer90] [Rose97] . Es wurde für die Erneuerung von Gas-, Wasser- und Abwasserdruckleitungen aus Grauguß und Stahl entwickelt. In Abhängigkeit der Verdichtbarkeit des anstehenden Baugrundes, der Überdeckungshöhe und des Werkstoffs ist die Erneuerung von Leitungen bis DN 400 möglich [Miege93] [Sucho95] [Rose96] .

Charakteristikum dieser Verfahrensgruppe ist das abschnittsweise Einziehen der Produktrohre in den Baugrund mit Hilfe einer in der Zielbaugrube installierten hydraulischen Zugeinrichtung bei gleichzeitigem Herausdrücken der zu erneuernden Rohrleitung (Bild 5.4.3.6-1) .

Die Krafteinleitung erfolgt über eine in der zu erneuernden Leitung verlegte Zugstange mit Grobgewinde, die über Kupplungsstücke miteinander verbunden werden, und eine verstellbare Druckplatte am Ende des jeweiligen einzuziehenden Rohrschusses. Zur Verbindung zwischen dem alten und neuen Rohr dient ein den jeweiligen Nennweitenverhältnissen angepaßtes Übergangsstück (Adapter) (Bild 5.4.3.6-2) .

Ein am Gerät befestigter, mit sternförmig angeordneten Spaltmessern versehener Spaltkegel spaltet beim Rückwärtshub das zu erneuernde Rohr in Längsrichtung (Bild 5.4.3.6-3) . Sich gegen die Widerlagerplatte abstützende, auf der Oberfläche hydraulisch festklemmende Spannbacken verhindern dabei ein mögliches Zurückdrücken des Rohres bei diesem Vorgang. Vor Beginn eines weiteren Ziehvorganges werden die Spannbacken zurückgefahren und die Druckplatte in der Startbaugrube nachgestellt.

Bei Stahlrohren muß der herausgedrückte Rohrabschnitt aufgeschnitten werden. Dieses Verfahren kann auch für das Einziehen eines kompletten Rohrstranges analog zum konventionellen Rohrstrangverfahren (Abschnitt 5.3.2.2.1) eingesetzt werden. In diesem Fall wird die erforderliche Zugkraft direkt auf den Adapter zwischen PE-HD-Rohrstrang und zu erneuernder Leitung übertragen. Nennweitenvergrößerungen bis zu 150 % sind nach Herstellerangaben möglich.

Zur Reduzierung der Zugkräfte weist der Aufweitungskopf einen Überschnitt gegenüber dem äußeren Durchmesser der neuen Leitung auf. Einen Überblick über auftretende Zugkräfte bei diesem Verfahren ohne Aufweitung vermittelt in Abhängigkeit der Ziehlänge (Bild 5.4.3.6-4) .

Prinzipiell ist die Übertragung dieses Verfahrens auf den Abwassersektor, insbesondere bei Druckleitungen aus Gußeisen oder Stahl bis DN 200, möglich. Hauptsächlicher Einsatzbereich sind Ziehlängen bis zu 25 m; bei größeren Längen kann die Ziehlänge durch Zwischenbaugruben, beispielsweise im Bereich von Anschlußkanälen in technisch beherrschbare Abschnitte unterteilt werden, so daß die Gesamtziehlänge auf 100 bis 150 m verlängert werden kann [Miege93] [Sucho95] [Rose96] .

Vorhandene Anschlüsse oder Schieber müssen vor Beginn der Erneuerungsmaßnahme in offener Bauweise abgetrennt und nach dem Einziehvorgang wieder installiert bzw. angeschlossen werden. Die erforderlichen Baugrubenabmessungen betragen nach [Miege93] :

Startbaugrube: Die Länge ergibt sich aus der Baulänge des einzuziehenden neuen Rohres und einem Arbeitsraum von mindestens 1,0 m.

Ziel- bzw. Ziehbaugrube: 2,50 m / 1,20 m, Tiefe 0,50 m unter Rohrunterkante.

Bei der Erstellung der Startbaugrube ist die exakte rechtwinkelige Anordnung der der zu erneuernden Leitung zugewandten Seite der Baugrube zur Aufnahme der Widerlagerplatte der hydraulischen Zieheinrichtung besonders wichtig. Während des Ziehvorganges dürfen die Start- und Zielbaugrube nicht betreten werden.

Nach Abschluß der erforderlichen Vorarbeiten können Tagesleistungen von 60-80 m pro Tag erzielt werden [Sucho95] .

Durch das Ziehen der neuen Leitung durch den mittels des Aufweitungskopfes verdrängten Baugrund besteht die Gefahr der Beschädigung der neuen Leitung in Form von Riefenbildungen auf der Rohraußenseite. Nach [Gaebe95] haben entsprechende Versuche in Abhängigkeit des vorhandenen Baugrundes und des Werkstoffes der neuen Leitung Riefenbildungen mit Tiefen zwischen < 0,1 mm und 0,6 mm für eingezogene Kunststoffleitungen ergeben. Rose [Gaebe95] empfiehlt bei der Verwendung von PE-HD-Rohrsträngen als neue Leitung einen Wanddickenzuschlag, eine Außenumhüllung oder die Verwendung von Mantelrohren.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)