Pforzheimer Modell
Ein Modell, das grundsätzlich von den übrigen Bewertungssystemen abweicht, ist das "Pforzheimer Modell". Es basiert auf einem einheitlichen Bewertungsmaßstab für alle Bewertungselemente und -operationen. Damit ist an jeder Stelle der Bewertung eine plausible, sowohl qualitative wie quantitative Aussage über jedes Bewertungskriterium möglich und zusätzlich können eindeutige Sanierungsprioritäten zugeordnet werden. Bei jedem Schritt der Zustandsbewertung (Einzel-, Zwischen- und Endergebnisse) werden Zahlenwerte ähnlich wie Schulnoten von 1 bis 6 vergeben, die entsprechend zu interpretieren sind [Mülle96] .
Das Modell ist so aufgebaut, daß in der Reihenfolge
- Zustandserfassung:
- TV-Untersuchung
- Protokollierung
- Datenaufbereitung
- Zustandsbewertung:
- Benotung der Einzelschäden
- Schadensabschnitte
- Kanalhaltungen
- Bauwerke
eine besondere, dem jeweiligen Schutzziel:
- Dichtheit
- Funktionsfähigkeit
- Sicherheit
zugeordnete, qualifizierte, repräsentative Zustandsnote ermittelt wird.
Analog werden in der Schrittfolge
- Erfassung von Randbedingungen:
- Abwassersituation
- Untergrundsituation
- Oberflächensituation
- Bewertung der Randbedingungen:
- abwassertechnische Randbedingungen
- periphere Randbedingungen
- kritische Randbedingungen
den o.a. Schutzzielen zugeordnete Randbedingungsnoten ermittelt.
Aus den jeweiligen Zustandsnoten wird eine gewichtete, schutzzielorientierte Kanal- bzw. Bauwerkskennzahl abgeleitet, mit der es möglich ist, jeden einzelnen Kanal und jedes Bauwerk in bezug auf die genannten Schutzziele zu beurteilen.
In einem letzten Schritt wird, um Sanierungsprioritäten zu erhalten, die Kanalkennzahlen so miteinander verknüpft, daß eine gewichtete, die Bewertung zusammenfassende Prioritätskennzahl abgeleitet wird (Bild 4.7.4.5-1) (Bild 4.7.4.5-2) .