Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Berechnung über Fließformeln

Die simpelste, aber auch ungenaueste Methode zur Bestimmung des Volumenstroms bei freiem Abfluß ist die Berechnung der mittleren Fließgeschwindigkeit über teilweise empirisch ermittelte Fließformeln. Dabei werden die Reibungskräfte an den Kanalwänden über einen Beiwert berücksichtigt. Ein Beispiel dafür ist die Formel nach Manning-Strickler:

v = K · I1/2 · Rh2/3

mit:
K = Reibungsbeiwert in [m1/3 s-1],
I = Energieliniengefälle [-] und
Rh= hydraulischer Radius (Quotient aus durchströmter Fläche und benetztem Umfang) in [m].

Dabei wird das Energieliniengefälle gleich dem Sohlengefälle gesetzt. Als einzige Meßgröße muß zur Bestimmung des hydraulischen Radius die Fließhöhe im Gerinne ermittelt werden. Der Reibungsbeiwert K wird entweder experimentell bestimmt oder aus Tafeln (Tabelle 4.4.1.5.1.1-1) abgegriffen.

 
Tabelle 4.4.1.5.1.1-1: 

Reibungsbeiwert K [m1/3s-1 ] nach der Formel von Manning und Strickler in Abhängigkeit von der Wandbeschaffenheit [Hager95]

Kanalbeschreibung K [m1⁄3s−1]
BETONKANÄLE
mit Zementglattstrich 100
mit Verwendung von Stahlschalung 90 − 100
mit Glattverputz 90 − 95
mit geglättetem Beton 90
mit glattem, unversehrtem Zementputz 80 − 90
bei Verwendung von Holzschalung, ohne Verputz 65 − 70
Stampfbeton mit glatter Oberfläche 60 − 65
alter Beton, saubere Flächen 60
grobe Betonauskleidung 55
ungleichmäßige Betonflächen 50
GEMAUERTE KANÄLE
aus Ziegelmauerwerk, auch Klinker, gut gefugt 80
aus Hausteinquadern 70 − 80
aus sorgfältigem Bruchsteinmauerwerk 70
aus Mauerwerk (normal) 60
aus grobem Bruchsteinmauerwerk 50
aus Bruchsteinwänden, gepflasterte Böschungen 45 − 50

Bei diesem Verfahren wird für den betrachteten Kanalabschnitt eine konstante Wandrauhigkeit vorausgesetzt. In der Realität ist die hydraulische Rauhigkeit jedoch keine konstante Größe, sondern verändert sich u.a. durch Korrosion und Inkrustierung. Zudem ist die Abschätzung von K mittels Tabellen und damit zwangsläufig auch die Ermittlung der Abflußmenge nach dieser Methode mit großen Unsicherheiten behaftet.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)