Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Meßort

image
Bild 4.4.1.2-1: 

Idealer Meßort unmittelbar unterhalb der zu untersuchenden Haltung

image
Bild 4.4.1.2-2: 

Vergleichsmessungen an mehreren Orten

Die Wahl des Meßorts ist entscheidend für das Ergebnis einer Abflußmessung. Meßverfahren und -geräte, die systembedingt einen äußerst geringen Garantiefehler von nur wenigen Prozent aufweisen, können einen Verkehrsfehler von mehr als 20 Prozent erzeugen, wenn die notwendigen hydraulischen Bedingungen an dem gewählten Meßort nicht erfüllt sind.

Möglichst genaue Meßergebnisse erfordern einen rückstaufreien Meßquerschnitt mit symmetrischen Strömungsverhältnissen. Um Meßfehler durch Unsymmetrien und Drall auszuschließen, muß sich vor der Meßstelle eine genügend lange Einlaufstrecke befinden, auf der sich das Wasser beruhigen kann. Die Länge dieser Strecke ist abhängig von dem gewählten Meßverfahren. Als Faustregel gilt die Beziehung L > 10 * X, wobei X bei einem Venturi-Kanal die Breite des Gerinnes, bei Meßwehren die Breite des Überfallstrahls und bei einem MID den Rohrdurchmesser repräsentiert. Auf dieser Strecke dürfen sich keine seitlichen Zu- oder Abflüsse, keine Krümmer, Sohlabstürze oder andere Störungen befinden, da sonst die notwendigen symmetrischen Strömungsverhältnisse nicht mehr gewährleistet sind.

Abflußmessungen können nur an zugänglichen Meßquerschnitten im Kanalnetz durchgeführt werden. Dazu stehen im wesentlichen die vorhandenen Schächte im Kanal zur Verfügung. Im Idealfall sollte der Meßort stromabwärts unmittelbar unterhalb der zu untersuchenden Haltung liegen, in der beispielsweise ein Fehlanschluß mit Abflußmessungen nachgewiesen werden soll (Bild 4.4.1.2-1) . In der Realität werden jedoch in vielen Fällen unbrauchbare hydraulische Verhältnisse im Zulauf oder an der Meßstelle - Krümmungen, Sohlversätze oder seitliche Zuläufe - den Anwender dazu zwingen, einen anderen Meßort zu suchen.

Zur Ermittlung der hydraulischen Auslastung eines Kanalabschnitts sind häufig nur Messungen an einem Ort notwendig. Exfiltrationen, Infiltrationen und Fehlanschlüsse dagegen sind nur durch Vergleichsmessungen an verschiedenen Stellen, z. B. vor und hinter dem betroffenen Abschnitt (Bild 4.4.1.2-2) zu erfassen. Dabei auftretende Differenzen lassen Rückschlüsse auf unzulässige Zu- und Abflüsse zu.

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)