Ortbeton
Bei großen Rohrleitungsquerschnitten ergeben sich für vorgefertigte Rohre zwangsläufig hohe Transportgewichte, die schwere Transport- und Hubgeräte erforderlich machen. Dies war der Grund für die sehr frühe Herstellung von Ortbetonkanälen mit Eiquerschnitten über 1000/1500 bzw. Kreisquerschnitten > DN 2000 in der offenen Bauweise unter Verwendung entsprechender Schalungen [Frühl10] .
Den Bedingungen der Baustelle und insbesondere der für das Abbinden des Stampfbetons zur Verfügung stehenden kurzen Zeitspanne Rechnung tragend, wurde die Wanddicke entsprechend größer ausgeführt.
Aus statischen und wirtschaftlichen Gründen wurde vielfach eine Querschnittsform gewählt, welche sich dem Verlauf der Stützlinie besser anpaßt, z.B. Haubenkanäle oder Eiquerschnitt mit umgekehrter Lage (Bild 1.7.7.4-1) .
Bei sehr großen Querschnitten kam Stahlbeton zum Einsatz, der es ermöglichte, mit geringeren Wanddicken auszukommen und bei fehlender Höhe gedrückte Querschnittsformen bzw. solche mit gerader Decke ohne Schwierigkeiten herzustellen (Bild 1.7.7.4-2) (Bild 1.7.7.4-3) .
Die Wandungen der Ortbetonkanäle erhielten entweder eine 1 cm dicke Putzschicht aus Zementmörtel oder eine Klinkerverkleidung bis zur halben Höhe.
Die Sohle wurde grundsätzlich mit Klinkern, Steinzeugsohlschalen oder -platten (Bild 1.7.7.4-4) (Bild 1.7.7.4-5) , aber auch mit Naturstein verkleidet [Braub25] .
Für die Seitenauskleidung im Anschluß an die Sohlschalen wurden bereits um die Jahrhundertwende die s.g. Knauff'schen Platten (Steinzeugplatten 330 x 110 mm bzw. 150 x 20 mm, auf der Rückseite mit aufgerauhten Längsrillen versehen) verwendet (Abschnitt 5.3.2.4) .
Unterschnittene Wandflächen, wie sie beispielsweise bei Haubenprofilen vorkommen, innere Gewölbe und ebene Deckenflächen bereiteten Schwierigkeiten bei der nachträglichen Auskleidung mit Steinzeugplatten und wurden deshalb i.d.R. nicht ausgeführt.
Diese Schwierigkeiten löste man bei Ortbetonkanälen mit Hilfe eines unter dem Namen "System Schröder" patentierten Verfahrens [Stein13] . Es handelte sich hierbei um mit relativ breiten Rippen versehene Platten, die vor dem Betonieren auf der Schalung mit Hilfe durchgehender Montagedrähte in ihrer Lage fixiert wurden. Zur Verbesserung der Plattenverankerung mit dem Beton wurden zusätzlich Bewehrungseisen parallel zur Kanalachse verlegt und mit den Montagedrähten verknüpft (Bild 1.7.7.4-4) (Bild 1.7.7.4-5) [Stein96c] .
Die Herstellung von Kanälen in Ortbeton (Beton- oder Stahlbeton) ist noch heute ab DN 800 bzw. DN 1000 und größer eine gebräuchliche Bauweise. Nach ATV-A 139 [ATVA139:1988] ist ein wasserundurchlässiger Beton mit glatter Innenfläche (ohne Verputz) zu verwenden, der mindestens gegen Angriffsgrad "schwach angreifend" (Tabelle 1.7.7.4-1) (s. DIN 4030 [DIN4030:1991] ) widerstandsfähig sein muß. DIN 1045 [DIN1045:1988] ist zu beachten. Anordnungen und Ausbildung der Fugen sind so zu gestalten, daß sie dauerhaft wasserdicht sind.