Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Grabenbreite

Die Grabenbreite war und ist noch immer Gegenstand der Diskussion, da von diesem Maß nicht nur die Wirtschaftlichkeit sondern auch der fachgerechte Einbau der Leitung beeinflußt werden.

Bei der Herstellung der Kanalisation von Berlin wurden im Jahre 1884 die in (Tabelle 1.6.1.1-1) angegebenen Mindestgrabenbreiten in Abhängigkeit vom Durchmesser der "Thonrohre" vorgeschrieben [Hobre84] .

Tabelle 1.6.1.1-1: 

In Berlin im Jahre 1884 vorgeschriebene Mindestgrabenbreiten [Hobre84]

Rohrduchmesser [cm] Mindestgrabenbreite [m]
21 bis 33 1,0 bis 1,1
36 bis 51 1,2 bis 1,3

Im Handbuch zur "Anlage und Ausführung von Städte-Kanalisationen" [König02a] aus dem Jahre 1902 wurde gefordert, "daß die Weite der Rohrgräben für Rohrleitungen bis 100 mm Lichtweite wenigstens 0,60 m an der Sohle und für Rohrleitungen bis 500 mm Lichtweite 0,60 bis 0,80 m betragen soll."

Nach DIN 4033, Ausg. Mai 1941 [DIN4033:1979] , war die Baugrubenbreite so zu bestimmen, "daß bei normaler Bauausführung ohne Wasserbehinderung neben dem Rohr in Kämpferhöhe ein freier Arbeitsraum von mindestens 20 cm vorhanden ist. Als Mindestgrabenbreite sind jedoch 80 cm zu wählen, auch wenn kleinere Rohre ein geringeres Maß ergeben."

Seit 1981 ist die maßgebende Mindestgrabenbreite in der heute noch gültigen DIN 4124 [DIN4124:1981] festgelegt. Danach werden z.B. für Gräben mit betretbarem Arbeitsraum für die Verlegung und Prüfung von Leitungen die in (Tabelle 1.6.1.1-2) angeführten lichten Mindestgrabenbreiten empfohlen.

Tabelle 1.6.1.1-2: 

Lichte Mindestgrabenbreiten nach DIN 4124 [DIN4124:1981] (ersetzt durch Tabelle 6, DIN 4124, Fassung 10.2002 [DIN4124:2002])

Äußerer Leitungs- bzw.
Rohrschafts-Durchmesser da [m]
Lichte Mindestgrabenbreite b bei
verbautem Graben [m] (Regelfall)
Mindestgrabenbreite b bei
geböschtem Graben [m]
β ≤ 60° β > 60°
bis 0,40 da + 0,40 da + 0,40
> 0,40 bis 0,80 da + 0,70 da + 0,40 da + 0,70
> 0,80 bis 1,40 da + 0,85
> 1,40 da + 1,00

Die im Rahmen der Europäischen Normung erarbeitete DIN EN 1610 [DINEN1610:1997] legt die Mindestbreite von Rohrgräben mit betretbarem Arbeitsraum sowohl in Abhängigkeit der Nennweite DN als auch der Grabentiefe fest (Tabelle 1.6.1.1-3) und (Tabelle 1.6.1.1-4) . Da sich für Leitungen mit kleinen Nennweiten, insbesondere bei tiefen Gräben mit senkrechten Wänden, nicht vertretbar geringe Arbeitsraumbreiten nach (Tabelle 1.6.1.1-3) ergeben würden, ist der jeweils größere Wert der maßgebende.

Tabelle 1.6.1.1-3: 

Mindestgrabenbreite in Abhängigkeit von der Nennweite DN nach DIN EN 1610 [DINEN1610:1997]

Rohrnennweite DN Mindestgrabenbreite (OD + x) [m]
verbauter Graben unverbauter Graben
β > 60° β ≤ 60°
≤ 225 OD + 0,40 OD + 0,40  
>225 bis ≤350 OD + 0,50 OD + 0,50 OD + 0,40
>350 bis ≤700 OD + 0,70 OD + 0,70 OD + 0,40
>700 bis ≤1200 OD + 0,85 OD + 0,85 OD + 0,40
>1200 OD + 1,00 OD + 1,00 OD + 0,40
Bei den Angaben OD + x entspricht x⁄2 dem Mindestarbeitsraum zwischen Rohr und Grabenwand bzw. Grabenverbau (Pölzung).
Dabei ist:
OD der Außendurchmesser in m
β der Böschungswinkel des unverbauten Grabens, gemessen gegen die Horizontale
Tabelle 1.6.1.1-4: 

Mindestgrabenbreite in Abhängigkeit von der Grabentiefe nach DIN EN 1610 [DINEN1610:1997]

Grabentiefe [m] Mindestgrabenbreite [m]
< 1,0 keine Mindestgrabenbreite vorgegeben
≥ 1,0 bis ≤ 1,75 0,8
> 1,75 bis ≤ 4,0 0,9
> 4,0 1,0

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)