Allgemeines
Mit der industriellen Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwuchs insbesondere in den großen Städten Deutschlands auch die Notwendigkeit zum Bau von Kanalisationen, d.h. von Anlagen zur Sammlung und Ableitung von Abwasser [DIN4045:1985] . Diese wurden seit dem ständig erweitert und stellen heute teilweise die größte Vermögensanlage von Städten, Gemeinden oder Entwässerungswerken dar.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden betrug im Jahre 1991 die Gesamtlänge der öffentlichen Misch-, Regen- und Schmutzwasserkanäle in der Bundesrepublik Deutschland 357.094 km [StaBA95] .
Ihre Verteilung auf die alten und neuen Bundesländer ist im (Bild 1.1-1) und auf die einzelnen Bundesländer im (Bild 1.1-2) dargestellt.
Dazu kommen etwa 800.000 km Grundstücksentwässerungsleitungen. Diese liegen im privaten Zuständigkeitsbereich, der sich in Abhängigkeit von der jeweils gültigen Abwasserbeseitigungssatzung der Kommune bis zur Einbindung in den Abwasserkanal (Straßenkanal) erstrecken kann.
Der Anschlußgrad der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation betrug im gleichen Jahr 90,2 %. Er lag in den alten Bundesländern mit 94 % wesentlich höher als in den neuen Bundesländern mit 75 % (Bild 1.1-3) .
Einen Überblick über die Altersverteilung der Kanäle in der Bundesrepublik Deutschland vermittelt (Bild 1.1-4) .
Von Beginn an begleiten Ausführungs- und Werkstoffehler den Bau von Kanalisationen, obwohl man zu allen Zeiten bemüht war, nur Werkstoffe oder Bauteile entsprechender Qualität zu verwenden und nach den jeweiligen Regeln der Technik einzubauen. Dieses Bemühen wurde ab 1923 durch die Erarbeitung von Normen und Regelwerken aber auch durch die fortlaufende Entwicklung neuer Werkstoffe, Bauteile und Bauverfahren unterstützt.
Die in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Kanalisationen spiegeln aufgrund ihres Alters alle Entwicklungsetappen wider, so daß man heute insgesamt sehr heterogene Netze mit einer Vielfalt von Querschnittsformen und -abmessungen, Rohrwerkstoffen, Rohrverbindungen, Bettungsarten, Konstruktionsprinzipien, Bauwerken, Leitungsarten, Entwässerungsverfahren usw. vorfindet.
Auf diese Randbedingungen, aber auch auf das unmittelbare Umfeld der Kanäle im Straßenquerschnitt in Form anderer Leitungssysteme oder von Bäumen und Bewuchs, wird nachfolgend unter Einbeziehung der historischen Entwicklung näher eingegangen, da ihre Kenntnis und Berücksichtigung bei der Instandhaltung von Kanalisationen unverzichtbar sind.