DEMO Grabenloser Leitungsbau / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2003)

Vorwort

Notwendige Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit des menschlichen Gemeinwesens und städtebaulicher Weiterentwicklungen sind leistungsfähige Leitungsnetze, die eine sichere Versorgung mit Wasser, Gas, Fernwärme, Elektrizität und Telekommunikation sowie eine umweltfreundliche und sichere Entsorgung, d.h. Sammlung und Ableitung des Abwassers, gewährleisten.

Obwohl diese Leitungsnetze in Deutschland und Europa weitestgehend vorhanden sind, müssen sie in Abhängigkeit vom Anschlussgrad und ihres Ist-Zustandes heute und zukünftig ausgebaut (Nachholbedarf), im Rahmen von Baulanderschließungen ergänzt (Erweiterung) und in zunehmendem Maß erneuert werden (Erneuerung).

Daraus ergibt sich ein gewaltiger Baubedarf, der noch erhöht werden wird, z.B. durch den im Zuge der Liberalisierung der Telekommunikation und des Strommarktes in Deutschland und Europa erforderlichen zusätzlichen Neubau von Kabelnetzen, aber auch durch die sich abzeichnende Einführung neuer Leitungssysteme, z.B. für den unterirdischen Transport von Gütern durch Rohrleitungen zur Entlastung oberirdischer Verkehrswege (CargoCap) oder für die Absaugung und Ableitung schadstoffbelasteter Luft von innerstädtischen Verkehrswegen.

Die Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen erfolgt heute noch immer überwiegend in offener Bauweise durch Ausheben eines Grabens, Verlegen der Leitung im Schütze einer Böschung oder eines Verbaus und anschließendes Verfüllen des Grabens.

Angesichts der damit verbundenen zahlreichen Nachteile und des wachsenden Umweltbewusstseins der Bevölkerung ist es zwingend notwendig, in Zukunft viel stärker als bisher den grabenlosen Leitungsbau als Alternative bei der Planung und Bauausführung von Leitungen und Leitungsnetzen bzw. -netzbereichen zu berücksichtigen. Der grabenlose Leitungsbau hat durch internationale Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie stetige Optimierung der Maschinen- und Verfahrenstechniken ein sehr hohes technisches Niveau erreicht, welches es ermöglicht, praktisch alle Arten von Ver-und Entsorgungsleitungen unabhängig von der Nennweite bzw. dem Außendurchmesser sowie den geologischen und hydrogeologischen Randbedingungen umweltfreundlich in geschlossener Bauweise, d.h. unterirdisch, zu verlegen.

Wo Auftraggeber die Möglichkeiten dieser Technik voll erkannt und entsprechend genutzt haben, hat der wirtschaftliche Durchbruch nicht auf sich warten lassen, auch wenn die Wettbewerbsverzerrung gegenüber der offenen Bauweise durch die Nichtberücksichtigung der indirekten Kosten noch immer nicht beseitigt ist.

Ziel des vorliegenden Buches ist es, die Durchsetzung des grabenlosen Leitungsbaus durch eine fachlich fundierte und auf dem neuesten Stand der Technik basierende Wissensvermittlung zu unterstützen. Es soll das im Jahre 1988 vom Verlag Ernst & Sohn herausgegebene Buch Stein, Möllers, Bielecki: "Leitungstunnelbau - Neuverlegung und Erneuerung nichtbegehbarer Ver- und Entsorgungsleitungen in geschlossener Bauweise" ersetzen und darüber hinaus auch die grabenlose Verlegung von Kabeln sowie von Rohren bis DN/OD 5000 abdecken.

Auf diesem Gebiet gibt es ein sehr großes Verfahrensspektrum, welches erstmals in dieser Form umfassend beschrieben wird. Bei der Vorstellung jedes einzelnen Verfahrens wurde darauf Wert gelegt, neben der Beschreibung von Arbeitsweise und -ablauf sowie Ausrüstung insbesondere auch die jeweiligen Einsatzbereiche und Anwendungsgrenzen nach neuesten Erkenntnissen darzustellen. Die Spülbohrverfahren werden auf Grund ihres besonderen, von den anderen Verfahren abweichenden Charakters separat behandelt.

Die Darstellung von Aufbau und Funktionen der wichtigsten Leitungsnetze sowie der verschiedenen Möglichkeiten und Tendenzen der Leitungsverlegung dient dazu, die mannigfaltigen leitungsspezifischen Randbedingungen aufzuzeigen, die es bei der Verfahrensauswahl und -anwendung zu berücksichtigen gilt.

Eine vertiefende Wissensvermittlung erfolgt auf den Gebieten geotechnische Grundlagen und Untersuchungen, Vortriebssteuerung, -vermessung und -überwachung, Bohrspülung und Spülungstechnologie, Rohrwerkstoffe und -verbindungen, Berechnung von statisch oder dynamisch vorgetriebenen Rohren auch unter Berücksichtigung seismischer Einwirkungen sowie die Einschätzung von Bodenverformungen im Zuge von Vortriebsarbeiten. Ergänzt werden die Ausführungen weiterhin durch Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sowie Hinweise zur Ausschreibung und Vergabe von Leitungsbaumaßnahmen.

Ein ganz besonderes Anliegen war es, die in der Literatur, der Praxis sowie in den verschiedensten nationalen bzw. internationalen Normen und Regelwerken vorherrschende Uneinigkeit bezüglich der wichtigsten Begriffe und Bezeichnungen für alle Bereiche des grabenlosen Leitungsbaus darzustellen und Vorschläge für einheitliche Definitionen zu formulieren bzw. fehlende Bezeichnungen und Definitionen zu ergänzen. Das Ergebnis enthält in zusammengefasster Form das als Anhang beigefügte Glossar.

Dieser Band, der nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, soll den am grabenlosen Leitungsbau interessierten Fachleuten in Behörden, Ingenieurbüros und entsprechenden Unternehmen sowie Studierenden als Grundlage und Leitfaden zur Lösung der mannigfaltigen theoretischen und praktischen Probleme dienen.

Durch die Anwendung der beschriebenen Verfahren entzieht sich jedoch niemand der Verantwortung für eigenes Handeln oder für die richtige Anwendung im konkreten Fall.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass in einigen der dargestellten Bilder die Belange des Arbeitsschutzes den Belangen der Machbarkeit untergeordnet wurden, d.h. dass die gezeigten Situationen nicht den gültigen Sicherheitsvorschriften der Tiefbau-Berufsgenossenschaft (TBG) entsprechen.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, allen Unternehmen, die durch zahlreiche Hinweise, Ratschläge sowie Zurverfügungstellung von Bildmaterial und Firmeninformationen die Bearbeitung dieses Buches unterstützt haben, zu danken.

Dieser Dank gilt vor allem meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern an der Ruhr-Universität Bochum, Herrn Dipl.-Ing. Ansgar Brauer, der mich durch alle Höhen und Tiefen bei der Bearbeitung begleitet hat, sowie Frau Dipl.-Ing. Susanne Kentgens, Frau Dipl.-Ing. Britta Schößer und Frau Dipl.-Ing. Susanne Weidemann sowie den Mitarbeitern im Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Bochum, Herrn Dr.-Ing. D. Beckmann, Herrn Dr.-Ing. C. Falk, Herrn Dipl.-Ing. K. Körkemeyer und Herrn Dipl.-Ing. R. Stein.

Für die Durchsicht und Diskussion einzelner Kapitel danke ich Herrn Dipl.-Ing. G. Bellinghausen, Bonn, Herrn Dr.-Ing. G. Grunwald, Bremen, Herrn Dr.-Ing. M. Hasan, Lattakia (Syrien), Herrn Dipl.-Ing. W. Hess, Hückelhoven, Herrn Dipl.-Ing. H.-W. Hoffmann Mannheim, Herrn B. Klapproth, Walkenried, Herrn Dipl.-Ing. G. Konrad, Karlsruhe, Herrn Dr. H.-D. R. Leppert, Mönchengladbach, Herrn Prof. Dr.-Ing. K. Meskouris, Aachen, Herrn Dipl.-Ing. M. Rameil, Lennestadt, Herrn Dipl.-Ing. H.-H. Rink, Wuppertal, Herrn Dr.-Ing. W. Rubarth, Essen, Herrn Prof. Dr.-Ing. M. Scherer, Bochum, Herrn Dr. R. M. Spang, Witten, Herrn Dipl.-Ing. M. Stolzenberg, Celle, Herrn Dipl.-Ing. W. Suhm, Schwanau und Herrn Dipl.-Ing. T. Ullrich, Lennestadt.

Anregungen und Hinweise zur Verbesserung des Buches werden gern entgegengenommen.

Bochum, im März 2003

Dietrich Stein

DEMO Grabenloser Leitungsbau / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2003)