Bürgerinformation Grundstücksentwässerung / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Redaktion: R. Stein (Aktualisierung 2018) (2007)

Welches Verfahren ist geeignet?

Voraussetzung für eine funktionstüchtige Versickerungsanlage ist ein wasserdurchlässiger Boden z.B. kiesig, sandig, eine ausreichend große Fläche und möglichst niedriger Grundwasserstand [ATVA138].

Sie müssen also, bevor Sie sich für eine Versickerungsanlage entscheiden, ermitteln wie viel Wasser Ihr Boden aufnehmen kann. Hierzu gibt es einen schnellen und einfachen Eigenversuch. Es ist wichtig den Versickerungsversuch in der Tiefenlage auszuführen, in der später die geplante Versickerungsanlage erstellt werden soll. Als Anhaltspunkt gelten folgende Tiefen:

  • Muldenversickerung ca. 40 cm tief
  • Rohr-Rigolenversickerung ca. 60 cm tief
  • Schachtversickerung ca. 1,00 m tief.

Sie benötigen für die Durchführung des Versuches:

  • Spaten und Zollstock
  • Klebeband und Uhr
  • Wasser
  • Kies oder Splitt
  • Papier und Bleistift
  • ca. 2 Stunden Zeit.

Versuchsablauf:

  • In der gewählten Tiefenlage wird ein Loch (Bild 16.5-1) gegraben mit einer Fläche von ca. 50 cm x 50 cm und einer Tiefe von 20 cm unterhalb der Mutterbodenschicht, die i.d.R. ca. 20 cm bis 30 cm stark ist.

  • Die Sohle ist eben herzustellen und wird mit einer 1 bis 2 cm starken Kies- oder Splittschicht (kein Sand) bedeckt. Hiermit wird eine Verschlammung der Sickerfläche vermieden.

  • Nun wird ein Metallstab in die Grube eingeschlagen, an dem ein Zollstock so befestigt wird, dass er auf der Sohle aufsteht.

  • Um sichere Ergebnisse zu bekommen, ist es erforderlich den Untergrund zu wässern. Die Grube sollte ca. 1 Stunde vorgewässert werden und darf während dieser Zeit nicht trocken fallen.

  • Anschließend wird die Grube bis zur Unterkante der Mutterbodenschicht mit Wasser gefüllt und die Wasserhöhe mit Klebeband am Zollstock markiert (Bild 16.5-2).

  • Nach ca. 10 Minuten erfolgt eine zweite Ablesung. Uhrzeit und Höhe des Wasserstandes werden notiert (Bild 16.5-3). Die Grube wird wieder aufgefüllt und es beginnt eine neue Messreihe.

  • Um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten, sind mindestens 3 Versuche durchzuführen. Wenn die Ergebnisse stark auseinander liegen, auch mehr

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Bild 16.5-1: 

Versuchsablauf zur Bestimmung der Versickerungsfähigkeit des anstehenden Bodens - Schritt 1 [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 16.5-2: 

Versuchsablauf zur Bestimmung der Versickerungsfähigkeit des anstehenden Bodens - Schritt 2 [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

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Bild 16.5-3: 

Versuchsablauf zur Bestimmung der Versickerungsfähigkeit des anstehenden Bodens - Schritt 3 [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Versuchsauswertung:

Die Versickerungsfähigkeit lässt sich anhand der abgelesenen Wasserspiegeldifferenz in den 10 Minuten erkennen. Daraus lässt sich die Geschwindigkeit errechnen, mit der das Wasser versickert.

(Wasserspiegeldifferenz in cm x 60 Minuten)/10 Minuten = Sickergeschwindigkeit in cm/ Stunde

 
Tabelle 16.5-1: 

Mögliche Versickerungsverfahren in Abhängigkeit der Versickerungsfähigkeit des Bodens [FI-Steina]

Sickergeschwindigkeit in cm/Stunde Versickerungsfähigkeit Mögliche Versickerungsverfahren
0,1 Sehr gering Nur mit viel Aufwand möglich
0,1 bis 1,0 Gering Mulden- Rigolen- oder Schachtversickerungen, bei großer verfügbarer Fläche u.U. auch Muldenversickerung oder Sickerteich
> 1,0 bis 10 Mittel Mulden-, Rohr-Rigolen-Versickerung, Sickerteich
> 10 bis 50 Hoch Muldenversickerung, Sickerteich
> 50 bis 150 Sehr hoch Mulden-, Flächenversickerung

 

Unabhängig davon, welches Versickerungsverfahren Sie wählen, ist auf eine ordnungsgemäße Ausführung zu achten, damit Vernässungen vermieden werden und die Anlage lange funktionsfähig bleibt.

Bürgerinformation Grundstücksentwässerung / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Redaktion: R. Stein (Aktualisierung 2018) (2007)