Bürgerinformation Grundstücksentwässerung / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Redaktion: R. Stein (Aktualisierung 2018) (2007)

Wie entsteht Rückstau?

Bild 8.1-1: 

Überflutung eines Kellers durch fehlerhafte Rückstausicherung [Bild: visaplan GmbH]

Ein Rückstau in die Grundstücksentwässerungsleitungen kann immer dann auftreten, wenn die öffentliche Kanalisation das anfallende Abwasser nicht mehr sofort ableiten kann. Gründe hierfür können sein:

  • Abflusshindernisse im Kanal,

  • zu gering dimensionierte Kanäle,

  • Starkregenereignisse (die laut Aussage von Klimaexperten zunehmen werden!).

Abflusshindernisse - Ablagerungen und Wurzeleinwuchs

Das öffentliche Kanalnetz kann nicht darauf ausgelegt werden, jeden Starkregen sofort abzuleiten, da die Rohrnennweiten dadurch zu groß und zu teuer würden. Kurzeitige Belastungen des öffentlichen Netzes - und damit ein Rückstau in die Grundstücksentwässerungsleitungen - werden daher in Kauf genommen. Bei der Bemessung der Kanäle werden zulässige Überflutungshäufigkeiten zugrunde gelegt [DINEN752-2].

 
Tabelle 8.1-1: 

Empfohlene Häufigkeiten für Bemessungsregen und Überflutungen für den Entwurf von Entwässerungssystemen nach DIN EN 752-4 [DINEN752-4]

Häufigkeit der
Bemessungsregen*)
(1 mal in "n" Jahren)
Ort Überflutungs−
häufigkeit
(1 mal in "n" Jahren)
1 in 1 Ländliche Gebiete 1 in 10
1 in 2 Wohngebiete 1 in 20
Stadtzentren, Industrie− und Gewerbegebiete:
1 in 2 − mit Überflutungsprüfung 1 in 30
1 in 5 − ohne Überflutungsprüfung
1 in 10 Unterirdische Bahnanlagen, Unterführungen 1 in 50
* Für Bemessungsregen dürfen keine Überlastungen auftreten.
 
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Bild 8.1-2: 

Folgen einer fehlenden Rückstausicherung,
Flutung über die Mischwasserleitung [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

1. Rückstauebene
2. öffentlicher Mischwasserkanal
3. Mischwasserleitung
4. Kontrollschacht
5. Regenwasserleitung
6. Entwässerungsgegenstand unterhalb Rückstauebene

Beim Rückstau staut sich das Abwasser im Kanalnetz und allen angeschlossenen Leitungen und Schächten bis zu der maximalen Höhe auf, bei der es aus den Kanaldeckeln austritt. Das ist dann die sogenannte "Rückstauebene", die in der Regel dem Straßenniveau entspricht. Alle Abläufe (Bodenabläufe, Waschbecken, Toiletten u.s.w.), die unterhalb dieser Ebene liegen, sind rückstaugefährdet und müssen laut Vorgaben in der Entwässerungssatzung durch Rückstausicherungen geschützt werden.

 

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