Bürgerinformation Grundstücksentwässerung / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Redaktion: R. Stein (Aktualisierung 2018) (2007)

Erneuerung

Unter Erneuerung versteht man die Herstellung neuer Abwasserleitungen in der bisherigen oder einer anderen Linienführung, wobei die neuen Anlagen die Funktion derursprünglichen Abwasserleitungen und -kanäle einbeziehen [[EN752:2008]]. Erneuerungen werden i.d.R. erforderlich bei starken Schäden und unzugänglichen Grundleitungen.

Bohrverfahren

Das Bohrverfahren erlaubt die Herstellung neuer Abwasserleitungen, ohne dass Erd- oder Straßenbauarbeiten erforderlich werden (geschlossene Bauweise) (Bild 15.4-1).

Die Bohrung kann bei Straßenkanälen mit einer Nennweite ab DN 1200 aus diesen heraus bis in den Keller ausgeführt werden. Bei einem kleineren Querschnitt des Straßenkanals wird dieser vom Keller aus angebohrt. Generell wird ein Schutzrohr aus Stahl mit der Bohrung vorgetrieben. Bei Erreichen des Kellers bzw. der Kanalwand wird diese mit einer besonderen Bohrkrone durchgebohrt (Bild 15.4-2).

Anschließend wird die neue Abwasserleitung in das Schutzrohr eingeschoben. Für den Anschluss an den Kanal wird ein besonderes Formstück verwendet, so dass eine dichte Verbindung entsteht (Bild 15.4-3, Bild 15.4-4).

Bild 15.4-1: 

Bohrverfahren [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Bild 15.4-2: 

Verfahrensablauf beim Bohrverfahren - Phase I [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Bild 15.4-3: 

Verfahrensablauf beim Bohrverfahren - Phase II [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Bild 15.4-4: 

Verfahrensablauf beim Bohrverfahren - Phase III [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Geeignet bei: allen Schäden

Berstlining

Beim Berstlining wird ein Berstkörper durch die zu erneuernde Leitung unter Zerstörung der Rohrwandung durch statische oder dynamische Krafteinleitung und Verdrängung der dabei entstehenden Bruchstücke in den Boden gezogen. Gleichzeitig wird das neue Rohr als Kurzrohr- oder als Langrohrstrang eingezogen (Bild 15.4-5, Bild 15.4-6).

Bild 15.4-5: 

Prinzipdarstellung des statischen Rohrberstverfahrens - Einzug eines Rohrstranges [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Bild 15.4-6: 

Prinzipdarstellung des dynamischen Rohrberstverfahrens - Einzug von Kurzrohren [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Geeignet bei: allen Schäden, Leitungen ohne Seitenanschlüsse

Erneuerung durch Umbau des Entwässerungssystems im Gebäude

Ist die Altleitung unter der Bodenplatte des Hauses derart geschädigt, dass keines der oben angeführten Verfahren angewendet werden kann (z.B. bei dem Schaden Einsturz), so kann durch Umbaumaßnahmen im Keller das Entwässerungssystem wieder hergestellt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, die alte Leitung unter der Bodenplatte stillzulegen und durch ein neues, unter der Kellerdecke abgehängtes Leitungssystem mit Revisionsöffnungen zu ersetzen (Bild 15.4-7).

Die neuen Leitungen können aber auch in einer speziell hergestellten Leitungsrinne (U-Profil aus Beton mit Abdeckung) in der Kellersohle verlegt werden. Beide Lösungen sind durch die gute Zugänglichkeit instandhaltungsgerecht, d.h. die Leitungen sind später leicht zu inspizieren und im Bedarfsfall zu sanieren.

Bild 15.4-7: 

Rohrführung abgehängt unter Kellerdecke oder entlang Kellerwand [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Geeignet bei: Schäden der Grundleitungen unter Bodenplatte

Bürgerinformation Grundstücksentwässerung / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Redaktion: R. Stein (Aktualisierung 2018) (2007)