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Die älteste und einfachste Art, sich ohne Einstieg einen Überblick über den inneren Zustand geradlinig verlegter, nichtbegehbarer Kanäle zu verschaffen, ist das direkte Durchsehen – ggf. unter Zuhilfenahme einer ausreichenden Beleuchtung. Zur Vereinfachung bedient man sich der Kanalspiegelung [Gürsc21]. Hierbei wird ein Spiegel mit einer Teleskopstange unter 45° im Schachtgerinne passend positioniert, sodass ein ungehinderter Einblick in die Haltung …
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Mit dem Verfahren der Kanalspiegelung kann festgestellt werden, ob der Abflussquerschnitt optisch durchgängig frei, eingeschränkt oder verstopft ist. Dabei können Einzelschäden wie Lageabweichungen in horizontaler und vertikaler Richtung, größere Querschnittsdeformationen sowie Abflusshindernisse oder Einstürze unter Umständen erkannt, jedoch kaum lokalisiert werden, falls diese nicht in unmittelbarer Nähe des Schachtes liegen. (Bild: Mögliche Ergebnisse …
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Die indirekte optische Inspektion erfolgt in der Regel mittels ferngesteuerter Kanalinspektionstechniken, die unterschieden werden nach: -
Kamerasystem (Kamera/Beleuchtung)
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Antriebseinheit
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Energieversorgung und Datenübertragung
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Steuereinheit mit Datenverarbeitung und -speicherung
(Bild: Achtung TV-Untersuchung) In Abhängigkeit des Kamerasystems unterscheidet man zwischen folgenden Varianten:
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(Bild: Picto Inspektion) Nach DWA-M 149-5 sind grundsätzlich nur noch Farbkameras zugelassen, welche die nachfolgend aufgeführten Anforderungen an die Inspektion im Rahmen der Selbstüberwachung erfüllen müssen: -
„Darstellung von Rissbreiten sowie sonstigen Längenmaßen ≥ 1 mm, bei Nennweiten ≤ DN 300 Rissbreiten ≥ 0,5 mm,
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verzerrungsfreie Darstellung von geometrischen Formen,
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originalgetreue Darstellung von Oberflächenstrukturen,
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originalgetreue …
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Inspektionssysteme auf Basis der Videokameratechnik sind charakterisiert durch die individuelle Steuerung der Bildaufzeichnung und die simultane Zustandsbeschreibung. Aus diesem Grund werden sie im DWA-M 149-5 als „Inspektionssysteme mit direkter Bildsteuerung und -auswertung“ bezeichnet. Für diese Systeme stehen unterschiedliche Kameratypen mit analoger und/oder digitaler Signalausgabe zur Verfügung, wobei man zwischen Axialsichtkameras und Dreh-/…
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Axialsichtkameras haben nur eine Blickrichtung in Untersuchungsrichtung. Aufgrund der Limitierungen durch diese Geradeaussicht kann weder eine Schadensvermessung noch eine genaue Schadensbetrachtung erfolgen. Allerdings verfügen Axialsichtkameras über einen großen Öffnungswinkel von mindestens 90° (diagonal am Bildschirm gemessen) und damit über einen großen Bildausschnitt. Einige Hersteller bieten zusätzliche Funktionen an, wie integrierte Ortungssensoren …
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Dreh-/Schwenkkopfkameras (pan and tilt cameras) erlauben eine freie Wahl der Blickrichtung senkrecht zur und um die Rohrachse und bieten damit zusätzlich zur axialen Freisicht die Möglichkeit, Details wie Fugen oder Anschlüsse radial zu betrachten. Der Schwenkkopf ermöglicht ein Schwenken von bis zu 320° (Schwenkbereich Minimum ±135°) und ein Drehen der Kamera um die Rohrachse (Drehbereich 360°). (Bild: TV-Inspektionssystem - Dreh-/Schwenkkopfkamera …
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Dreh-/Schwenkkopfkameras finden in der Regel bei der Inspektion von Rohrleitungen ab DN 100 Anwendung, teilweise auch bei kleineren Nennweiten. Einige Hersteller bieten auch hier die oben angeführten Drehmechanismen an, die das Bild stets aufrecht und lagerichtig darstellen. Des Weiteren verfügen die Kameras über automatische Funktionen, z. B. zum Abschwenken von Rohrverbindungen oder zur Blickrichtungsprogrammierung [FI-IBAK]. Je nach Typ besitzen …
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Die Bildqualität wird maßgeblich durch die Beleuchtungseinrichtung (d. h. durch die Qualität der Ausleuchtung, durch die Lichtstärke der Leuchten, die Farbtemperatur des Lichtes und die Anordnung der Leuchten) beeinflusst. Die Beleuchtungseinrichtung muss in Anpassung an das Inspektionsobjekt und bei allen Rohrwerkstoffen eine gleichmäßige Ausleuchtung des Blickfeldes ohne Reflexion gewährleisten und dabei etwa 3 m bis 4 m in die Tiefe gehen [DWAM149-…
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Je nach eingesetzter Kamera lassen sich bei ausreichender Beleuchtung und exakter Justierung sowie entsprechender Reinigung des Untersuchungsobjektes schon Rissbreiten ab 0,2 mm erkennen [Hunge80]. Damit werden die diesbezüglichen Anforderungen des DWA-M 149-5 voll erfüllt. (Bild: Riss in einem Betonrohr)
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In Abhängigkeit des Einsatzbereiches und der Art der Fortbewegung bzw. der Art der Antriebseinheit (Antrieb der TV-Kamera) werden unterschieden: -
Inspektionssysteme für Kanäle (Haltungen, Anschlussleitungen und -kanäle)
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Inspektionssysteme für die kombinierte Inspektion von Haltungen und deren Anschlusskanäle
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Inspektionssysteme für Grundstücksentwässerungsanlagen
(Bild: TV-Inspektionssystem für die kombinierte Inspektion von Haltungen und deren Anschlusskanäle – …
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Zu den Inspektionssystemen für Kanäle und Leitungen zählen: -
Schiebekameras
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Spülkameras
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Fahrwagenkameras
(Bild: TV-Schiebekamera der Firma RITEC) (Bild: Spülkamera – TV-Inspektionskamera mit hydraulischem Antrieb) (Bild: Höhenverstellbarer Fahrwagen mit Seitenführung für Eiquerschnitte)
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TV-Schiebekameras sind tragbare TV-Inspektionsanlagen. Sie bestehen aus einem Kamerakopf, welcher mittels flexibler, bogengängiger Schiebestäbe aus Glasfiber, die auf einer Haspel oder Trommel aufgewickelt sind, von Hand durch Abwasserleitungen und -kanäle DN 25 bis DN 300 geschoben wird. Die dabei verwendete Axialsichtkamera kann unter bestimmten Voraussetzungen selbst 90°-Bögen unproblematisch passieren. Ab Nennweiten DN 100 finden auch Schiebekameras …
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Der Einsatz von Schiebekameras setzt das Vorhandensein von Zugangspunkten zum Inspektionsobjekt voraus. Zugangspunkte sind z. B. Schächte, Inspektionsöffnungen, Straßenabläufe, aber auch Revisionsöffnungen an Fallleitungen, sanitäre Anlagen und Bodenabläufe in Gebäuden. (Video: Inspektion mittels Schiebekamera)
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Zur Führung oder Zentrierung der Kamera bei Nennweiten ab DN 100 können an die Nennweite angepasste Rohrführungen oder Führungsschlitten (Rollenschlitten) eingesetzt werden. (Bild: Schiebekamera mit Zubehörteilen (Rohrführung für DN 100)) (Bild: Rollenschlitten ab DN 150 der Fa. Ritec (Vorderansicht und Rückansicht)) (Bild: Schiebeführungen der Fa. RITEC (jeweils links DN 160 und rechts DN 100))
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Eine gänzlich andere Methode zur Fortbewegung und zur Positionierung einer Kamera stellt der hydraulische Antrieb dar. Er wird über Hochdruckwasserstrahlen realisiert, die über am Kameragehäuse installierte Düsen austreten. Der hydraulische Antrieb lässt das System nicht nur reibungsarm über Versätze und Bögen gleiten, sondern er reinigt die Leitung zugleich [NN94a]. Als Kamera kommen Axialsichtkameras zum Einsatz. Mit Spülkameras ist nur eine qualitative …
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(Bild: Einführung der TV-Kamera in ein Rohr DN 150 durch eine Inspektionsöffnung mit einem Durchmesser von 300 mm [FI-IBAK]) Bei der Inspektion von Leitungen DN 100 bis DN 1800 werden in der Regel selbstfahrende Dreh- / Schwenkkopfkameras mit elektrisch angetriebenem, steuerbarem Fahrwagen eingesetzt. Der Einsatz der Fahrwagenkameras erfolgt über Schächte oder Inspektionsöffnungen. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeführtes Kabel oder durch …
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(Bild: Fahrwagen mit elektrischem Hubgetriebe und Kamera) Die Fahrwagen verfügen zur Anpassung an Art und Größe des Inspektionsobjektes über verschiedene Kameraanschlüsse, Radsätze (Luftreifen, Granulaträder, etc.) und Zubehör auch für den Einsatz in Eiprofilen. Die Anpassung an den jeweiligen Leitungsquerschnitt kann durch unterschiedliche Fahrwagengrößen erfolgen bzw. bei Großprofilen (Kreisquerschnitte 800 ≤ DN/ID ≤ 2000 und Eiquerschnitte DN/ID …
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Das Fahrwerk (z. B. Räder oder Raupen) muss so ausgebildet sein, dass der Fahrwagen die benötigte Zugkraft umsetzen kann, in der Spur bleibt und ein Umkippen verhindert wird. Hierfür bieten manche Hersteller eine elektronische Stabilisationsfunktion an. Der ferngesteuerte Fahrwagen muss vor- und rückwärts mit regelbarer Geschwindigkeit fahren und nach Bedarf anhalten können [MURL90]. Bei Störungen oder im Havariefall wird die Kamera über das Kamerakabel …
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Die Energieversorgung der Kamera und die Datenübertragung erfolgen über ein spezielles Kabel (nachfolgend auch Kamerakabel genannt), das auf einer motorbetriebenen Kabelwinde oder einer von Hand betriebenen Kabeltrommel lagert. Beim Kamerakabel handelt es sich in der Regel um ein Multifunktionskabel, welches neben der Energieversorgung für Kamera, Fahrwagen und Beleuchtung auch der Datenübertragung (Weiterleitung von Bildinformationen und Steuerbefehlen) …
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Für die kombinierte Inspektion von Haltungen und deren Anschlusskanäle kommen Satellitenkamerasysteme zum Einsatz. Sie bestehen aus einer Fahrwagenkamera und einer zusätzlichen elektrisch steuerbaren Axialsicht- oder Dreh-/Schwenkkopfkamera – auch Satellitenkamera oder Hausanschlusskamera genannt. Die Axialsichtkamera dient zur Inspektion des Hauptkanals und zur Positionierung der Satellitenkamera im Einbindungsbereich des betreffenden Hausanschlusses …
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Bei Verwendung eines hydraulischen Antriebes der Satellitenkamera in Form einer Hochdruckwasserstrahldüse werden die zu inspizierenden Bereiche gleichzeitig gereinigt [Bosse2005]. (Bild: Positionierung der Satellitenkamera vor der Anschlussöffnung ) (Bild: Positionierung des Satellitenkamerasystems im Kanal ) (Bild: Spülkamera – TV-Inspektionskamera mit hydraulischem Antrieb) (Bild: Satellitenkamerasystem mit hydraulischem Antrieb im Betrieb)
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Die Inspektion verzweigter Grundleitungsnetze oder kompletter Grundstücksentwässerungsanlagen von einem Zugang im Hauptkanal ausgehend ist mit den oben erläuterten Satellitenkamerasystemen nicht möglich. Dieser Anwendungsfall erfordert gesteuert abbiegefähige Inspektionssysteme. Dazu gehören: -
Satellitenkamerasysteme mit teleskopierbarer Zwangsführung
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Satellitenkamerasysteme mit feststehender Zwangsführung
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Spülkamera mit integriertem Modul zur Dichtheitsprüfung
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Ein Satellitenkamerasystem mit teleskopierbarer Zwangsführung ist die „Lindauer Schere“ [FI-Jtele]. Ergänzend hierzu verfügt die als Dreh-/Schwenkkopfkamera ausgebildete Satellitenkamera über eine teleskopierbare und schwenkbare Zwangsführung, auch Schere genannt. Sie wird mit Hilfe eines im Kamerakopf auf- und abwickelbaren Seiles aus- und eingefahren. An den beiden Enden der Schere befindet sich zur Stabilisierung eine Zugfeder, welche sich beim …
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Der Vorschub der Satellitenkamera erfolgt entweder mit Hilfe einer Schiebestange oder durch Einspülen aus dem Hauptkanal heraus oder direkt über auf dem Grundstück befindliche Schächte und größere Inspektionsöffnungen. Der Anwendungsbereich der „Lindauer Schere“ erstreckt sich auf Abwasserleitungen und -kanäle DN 100 bis DN 250. (Bild: Teleskopierbare Zwangsführung im eingefahrenen Zustand ) (Bild: Teleskopierbare Zwangsführung im eingefahrenen Zustand )
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